Bundesliga

Salzburgs 5. Meistertitel ein Triumph mit Gewicht

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Nach Jahren der Suche hat der Getränkekonzern in Salzburg zu Konstanz gefunden.

Salzburgs am Sonntag fixierter Meistertitel ist der Höhepunkt einer beispiellosen "Bullen"-Rekordsaison im Fußball. Trotz des Aus in der Europa League zwei Tage zuvor ist er ein Sinnbild für Red Bull Salzburg 2.0. Keiner der fünf Liga-Triumphe in der neunjährigen Red-Bull-Ära hat so viel Gewicht wie dieser, weil der Getränkekonzern in seiner Fußballsparte endlich zu einer Linie gefunden hat.

Vor allem Konstanz war es, die man seit dem Einstieg von Dietrich Mateschitz an der Salzach 2005 stets suchte. Den Rest hatte oder kaufte man: Startrainer wie Giovanni Trapattoni und dessen "Co." Lothar Matthäus oder Huub Stevens, insgesamt fast 80 namhafte oder weniger bekannte Legionäre und eine beeindruckende Infrastruktur, die den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Auch den Erfolg, der in Salzburg schon länger nicht mehr daheim war. Davon legen nunmehr fünf Meistertitel (2006/07, 2008/09, 2009/10, 2011/12, 2013/14) beredtes Zeugnis ab, in den restlichen vier Jahren war man Vizemeister.

Die Misstöne zum Einstieg 2005, bei dem die Historie des Vorgängerclubs Austria Salzburg links liegen gelassen und u.a. die Vereinsfarben kurzerhand dem Produkt Red Bull angepasst wurden, waren dem Club dennoch über viele Jahre ein treuer Begleiter. Viele sahen sich darin bestätigt, dass dieser Zugang zu dem in den Fankurven oftmals geschmähten "modernen Fußball" ein Irrweg sei und waren umso erleichterter, als der Verein in sechs Anläufen auf die Champions-League-Gruppenphase zwar mehrmals nur ganz knapp, aber letztlich ebenso oft scheiterte.

Selbst die blitzsaubere Europa-League-Gruppenphase 2009/10 unter Stevens konnte diesen Makel nicht vergessen machen, einmal mehr wurde dabei freilich Salzburgs bedeutender Beitrag zur UEFA-Fünfjahreswertung sichtbar: Seit der Saison 2006/07 steuerte man inklusive der noch laufenden 65 von 164 Punkten bei, nicht viel weniger als Rapid und Austria zusammen (75).

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Besonders hämisch waren die Kommentare nach dem Aus gegen die Luxemburger Amateure von Düdelingen, die die Bullen 2012 schon in der zweiten Quali-Runde zur Champions League komplett aus der internationalen Saison kickten. Die bis dato größte Blamage samt vermeintlichem Deja-vu sollte sich schließlich nur als unglücklich formuliertes Vorwort eines inzwischen durchaus lehrreichen Fußball-Lehrbuchs erweisen. Kurz davor war Roger Schmidt zum sechsten Trainer der RB-Ära ernannt worden - und überstand diese Pleite. Zum Glück für den Club.

Blütezeit
Denn unter der Ägide von Sportdirektor Ralf Rangnick und dem zuvor unbekannten Schmidt erlebt der Club eine bisher nicht gekannte Blüte, die auf einer stringenten Philosophie fußt. Rangnick, der zuvor u.a. Hoffenheim und Schalke 04 gecoacht hatte, räumte mit der scheinbaren Konzeptlosigkeit auf und postulierte ein klares Verständnis: Großteils junge, hungrige Spieler sollen unter Schmidts Anleitung schnellen, pressingorientierten Fußball auf den Platz bringen, der nicht nur erfolgreich, sondern auch attraktiv ist.

Und in Österreich absolut konkurrenzlos. Der bereits nach 28 Runden feststehende Titel - das ist Rekord - unterstreicht das eindrucksvoll. Selbst in der Europa League dominierte man bis zum Achtelfinale nach Belieben. Ajax Amsterdam, das mit dem Gesamtscore von 6:1 eliminiert wurde, kann ein Lied davon singen. Dass man im Achtelfinale nicht nur an Basel, sondern vor allem an sich selbst scheiterte, ändert an diesem Umstand nichts. Es zeigt freilich, dass es der Schmidt-Truppe noch etwas an internationaler Routine mangelt.

Die vorläufige Bilanz fällt nach zwei Saisonen jedenfalls klar zugunsten der deutschen "Macher" aus, die nach einer fast fünfjährigen niederländischen Phase (Co Adriaanse, Stevens, Ricardo Moniz) in Salzburg am Ruder sind. Neben Rangnick, Schmidt und dessen zweitem Co-Trainer Thomas Letsch spielen auch deren Landsmänner Jochen Sauer als Generaldirektor oder Nachwuchsleiter Ernst Tanner prominente Rollen.

Ausblick in die Zukunft
Weniger klar ist freilich, welche Rolle im "Bullen"-Kosmos Salzburg in der nächsten Zukunft spielen wird. Denn der Leipziger Ableger ist am besten Weg in die zweite deutsche Liga, bald schon - so die Vorgabe - soll man erstklassig sein. Geht es nach Rangnick, müssen die heimischen Fans aber nicht um die Konkurrenzfähigkeit fürchten. Salzburg werde nie zum reinen Ausbildungsverein für einen anderen Standort degradiert, betonte Rangnick zuletzt, beide Vereine sollen in ihren Ländern erfolgreich sein. Das würde auch die Chance einräumen, die Zuschauerzahlen in der RB-Arena von Wals-Siezenheim zu verbessern. Denn die hinken den Leistungen noch klar hinterher.

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