FIFA

Schwere Vorwürfe gegen Blatter und WM 2022

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Skalverei und Tote wegen Fußball-WM in Katar.

Der Bau der Stadien, Hotels und der Infrastruktur für die Fußball-WM 2022 in Katar hat nach Recherchen der englischen Tageszeitung "Guardian" bei Zwangsarbeit und menschenunwürdigen Bedingungen bereits zahlreiche Todesfälle gefordert. Wie das Blatt am Mittwoch berichtete, sind zwischen dem 4. Juni und dem 8. August insgesamt 44 nepalesische Gastarbeiter auf den WM-Baustellen wegen Herzversagens oder Arbeitsunfällen im Zuge katastrophaler, menschenunwürdiger Bedingungen gestorben.

Der Weltfußball-Verband (FIFA) zeigte sich über die Berichte besorgt und kündigte an, die Verantwortlichen aus dem Wüstenstaat zu kontaktieren. "Diese Berichte werden beim Treffen des Exekutivkomitees am 3./4. Oktober diskutiert", teilte die FIFA auf Twitter mit.

Der Internationale Gewerkschaftsbund (ITUC) hat ausgerechnet, dass mindestens 4.000 Gastarbeiter ihr Leben gelassen haben werden, ehe das erste WM-Spiel angepfiffen wird. ITUC-Generalsekretär Sharan Burrow erhob auch schwere Vorwürfe gegen die FIFA. Anstatt die Not der asiatischen Migranten zu lindern, gebe es eine "Verschwörung" zwischen der FIFA und den katarischen Verantwortlichen.

Tätigkeit unter menschenunwürdigen Bedingungen
"Wenn es die FIFA wirklich ernst meint, würde sie mit ihrer Macht für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse sorgen oder den Gastgebern die WM entziehen", sagte Burrow der Nachrichtenagentur AP. Die FIFA habe in einer Sitzung im November 2011 versprochen, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. "Sie hat versagt", urteilte Burrow.

Die Regierung Katars hat inzwischen nach Angaben des WM-Organisationskomitees angekündigt, die Anschuldigungen prüfen zu wollen. "Wie jeder sind wir entsetzt über den Guardian-Bericht", ließ das Komitee verlauten. "Die Gesundheit, die Sicherheit, das Wohlergehen und die Menschenwürde jedes einzelnen Arbeiters an den WM-Vorbereitungen ist für unser Komitee von äußerster Wichtigkeit."

Der "Guardian" beruft sich in seinem Bericht auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar. Aus Nepal kommen die meisten der ausländischen Arbeiter für die WM-Projekte in dem Golfstaat. Der Zeitung zufolge kamen im vergangenen Jahr mehr als hunderttausend Arbeiter aus Nepal in das reiche Emirat, um sich in einem Leben in überfüllten Unterkünften bei den Bauprojekten für die WM zu verdingen.

FIFA besorgt, von Gewerkschaft angegriffen
Die vielen Todesfälle gehen vor allem auf die katastrophalen Bedingungen mit Zwangsarbeit bei Temperaturen von 50 Grad zurück. Viele Arbeiter würden seit Monaten nicht bezahlt. Auch sei ihnen der Pass weggenommen worden, damit sie nicht abreisen können. Es gebe trotz der Hitze kein kostenloses Wasser für die Arbeiter.

Rund 30 nepalesische Gastarbeiter waren jüngst in die Botschaft ihres Heimatlandes geflüchtet und hatten von den Zuständen auf den WM-Baustellen berichtet. Dabei handelt es sich offenbar nicht um Einzelfälle. Die indische Botschaft in Katar vermeldete 82 getötete indische Gastarbeiter in den ersten fünf Monaten dieses Jahres und 1.460 Beschwerden über unwürdige Arbeitsbedingungen.

Katars Regierung will Vorwürfe untersuchen
Mit rund einer halben Million Gastarbeiter aus Nepal, Sri Lanka oder Indien wird für den Bau der Stadien, Hotels oder der Infrastruktur gerechnet. Die Kosten für das WM-Projekt sollen sich auf schätzungsweise 73 Milliarden Pfund (86,73 Mrd. Euro) belaufen.

Es sind dabei nicht die ersten Negativschlagzeilen rund um das umstrittene WM-Turnier im Wüstenstaat. Derzeit untersucht die FIFA-Ethikkommission unter Vorsitz von Chefermittler Michael Garcia die Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe an das Land. Streit gibt es auch um den Termin der Veranstaltung. Die WM soll aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer nun in die Wintermonate verlegt werden, was insbesondere auf starken Widerstand in England stößt.

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