Gruppe H

Spanien will auch die Welt erobern

Del Bosque warnt nach Europameisterschaft vor zu großen Erwartungen.

Nach der Conquista Europas will sich Spanien auch zum Weltreich mausern, der im Wiener Ernst-Happel-Stadion errungene EM-Titel hat Lust auf mehr geweckt. Vor der Fußball-WM in Südafrika ist der Optimismus so groß, dass Teamchef Vicente del Bosque seine Landsleute vor überzogenen Erwartungen warnt. "Es wäre kein katastrophaler Schiffbruch, wenn wir den Titel nicht gewinnen", meinte der 59-Jährige. Dennoch ist "La Roja" einer der heißesten Favoriten auf den Titelgewinn.

Titelgewinn
"Ganz Spanien glaubt, dass wir den Titel gewinnen müssen. Von einem Misserfolg zu sprechen, wenn wir die WM nicht holen, wäre aber sehr extrem", nörgelte Del Bosque. "Unsere Resultate der jüngeren Vergangenheit waren tatsächlich fantastisch. Aber es ist eben auch so, dass es nichts Schwierigeres gibt, als eine WM zu gewinnen. Ja, Spanien spielt einen guten Fußball. Aber wir dürfen auf keinen Fall glauben, schon vor dem WM-Auftakt etwas gewonnen zu haben. Man darf Selbstvertrauen nicht mit Überheblichkeit verwechseln", warnte er weiter.

Verletzungen
Doch ist auch ihm bewusst, dass Namen wie Iker Casillas, Cesc Fabregas, Xavi Hernandez oder Fernando Torres für jene Qualität bürgen, aus der durchaus Weltmeister gemacht werden. Selbst wenn Stützen wie Fabregas oder Torres zuletzt durch Verletzungen Schlagzeilen machten.

"Tiqui-taca"
Bisher war Spanien jahrelang vom Fluch begleitet worden, bei Endrunden spätestens im Viertelfinale zu scheitern. Erst bei der EURO 2008 war Schluss damit. In Österreich nämlich kitzelte der alte Futbol-Weise Luis Aragones die Urtugenden des Fußballspiels aus der "Seleccion" hervor. Vor ihrem "Tiqui-taca", dem flinken Kurzpass-Spiel, mussten letztlich alle - Finalgegner Deutschland inklusive - kapitulieren.

Kongenialer Nachfolger
Aragones trat am Höhepunkt seiner Laufbahn als Teamchef ab, doch wurde mit Del Bosque ein geradezu kongenialer Nachfolger gefunden. Wie Aragones verkörpert er fast den Prototyp des behäbigen Durchschnittsspaniers. Obwohl man sich auch um Aragones und Del Bosque wahrlich keine finanziellen Sorgen machen muss, sind sie damit geradezu die Anti-These der Glanz- und Glamourwelt, mit der Vereine wie Real Madrid oder FC Barcelona die Fußball-Welt erobern wollen.

Ränkespiele
Real und "Barca" stehen in Spanien für zwei Pole: Da die Hauptstadt Madrid, dort das aufmüpfige Katalonien. Im Nationalteam spielen die nationalistischen Ränkespiele keine Rolle. Im Kader jenes spanischen Teams, das im November 2009 in Wien freundschaftlich 5:1 gewann, standen sechs Katalanen, und auch zwei Basken.

44 Matches
In den vergangenen 44 Matches gab es für Spanien eine einzige Niederlage. Doch diese führte Del Bosque und Co. 2009 bei der WM-Generalprobe Confederations Cup vor Augen, wie schnell Ruhm und Statistiken verblassen. Das Halbfinale gegen die USA endete 0:2.

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