"Die Sache ist erledigt", meint Kapitän Hofmann. Nach dem 0:1 gegen Sturm vom Ostersonntag wollen die Hütteldorfer jetzt den 2. Platz absichern.
Österreichs Fußball-Meister Rapid wird seinen Titel in der laufenden Saison mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erfolgreich verteidigen. Nach der doch überraschenden 0:1-Heimniederlage am Sonntag zum Abschluss der 29. Runde gegen Sturm Graz fehlen sieben Runden vor Schluss bereits acht Punkte auf Tabellenführer Red Bull Salzburg. "Die Sache ist erledigt", sagte ein bitter enttäuschter Rapid-Kapitän Steffen Hofmann.
Auf 2 einbetonieren
Die volle Konzentration gilt nun der
Absicherung des zweiten Tabellenplatzes. Der Rekordmeister liegt sechs
Punkte vor der Austria, die am 26. April im abermals ausverkauften
Hanappi-Stadion zum Derby gastiert, und sieben Zähler vor Sturm. "Wir müssen
schauen, dass wir nicht noch einige solche Spiele abliefern, sonst wird es
noch mit Rang zwei knapp", ist sich der Deutsche bewusst.
Pacult hatte gewarnt
Auch bei Coach Peter Pacult war die
Enttäuschung riesengroß. Vor allem da für die Wiener zwei tolle Serien von
fünf Siegen in Serie sowie 21 Heimspielen ohne Niederlage zu Ende gegangen
sind. "Sturm hatte weniger Druck, bei uns war die Erwartungshaltung
riesengroß", sagte Pacult. Der Wiener hatte schon vor der Partie vor dem
Gegner gewarnt. "Sturm ist eine Mannschaft, die im Herbst noch ganz vorne
dabei war, mit viel Qualität. Nur die Ergebnisse hatten zuletzt nicht
gepasst", wies Pacult hin.
"Zu viel durch die Mitte"
Seine Elf hätte schon nach 22
Sekunden durch Stefan Maierhofer in Führung gehen können, blieb danach in
der Offensive aber vieles schuldig. Effektive Torszenen waren absolute
Mangelware. "Die Flanken sind nicht so gut gekommen, der finale Pass hat
gefehlt und wir haben es zu viel durch die Mitte probiert", resümierte der
Rapid-Coach.
Respekt für Salzburg
Dass die Hütteldorfer nun
voraussichtlich zumindest eine weitere Saison auf den 33. Meistertitel
warten müssen, kam für Pacult nicht überraschend. "Man soll nicht überrascht
sein, wenn Salzburg mit diesem Kader vorne steht", betonte der
Ex-1860-München-Trainer. Trotzdem sei man auf dem besten Weg, das
ausgegebene Saisonziel "Internationaler Platz" zu erreichen, auch wenn sich
"alles wieder etwas zusammengeschoben" hat.
Maierhofer gibt nicht auf
Ganz aufgegeben haben den Titel im
grün-weißen Lager aber noch nicht alle. Immerhin haben die Rapidler die
Chance, den Rückstand mit einem Sieg im direkten Duell mit den
Mozartstädtern am 10. Mai vor eigenem Publikum aus eigener Kraft noch einmal
zu verkleinern. "Ich schicke den Meisterteller sicher noch nicht nach
Salzburg. Wir müssen jetzt auf uns schauen und unsere Spiele gewinnen",
sagte Stürmer Stefan Maierhofer. Und Goalie Helge Payer fügte hinzu: "Nach
einer Heimniederlage gegen Sturm vom Titel zu sprechen ist nicht angebracht,
aber wenn Salzburg ausschüttet wollen wir da sein."
Sturm brachte "stärkste Leistung"
Die Grazer
hatten durch die Ausfälle des Kreativ-Trios Samir Muratovic, Andreas Hölzl
und Daniel Beichler defensiver als sonst agiert, dabei aber eine
hervorragende und vor allem taktisch disziplinierte Leistung geboten. "Das
war unsere stärkste Leistung im Frühjahr", sagte Mario Kienzl.
"Es war genial"
Den entscheidenden Treffer erzielte
Mario Haas nach einer mustergültigen Vorlage des kurze Zeit später
ausgeschlossenen Dominic Hassler. "Es war genial. Wir haben uns die drei
Punkte erkämpft, können zufrieden sein", meinte der Goldtorschütze (13.
Saisontreffer), der sein Visier zum ersten Mal seit dem 13. Dezember 2008
wieder richtig eingestellt hatte.
Hlinka auf der Bremse
Trotz des ersten Auswärtserfolgs seit dem
12. November 2008 warnte Sturms defensiver Mittelfeldspieler Peter Hlinka
vor einer allzu großen Euphorie. "Wir haben in den vergangenen Wochen viel
durchmachen müssen, umso besser ist der Sieg. Wir sollten aber bescheiden
bleiben, wir haben zum Frühjahrsanfang schon zu viel und zu laut
gesprochen", sprach der slowakische Ex-Rapidler Klartext.
In den Mittelpunkt des Spiels hatte sich in der 43. Minute Schiedsrichter Thomas Gangl gedrängt. Nach einer rüden Attacke von Hannes Eder (sah Gelb) an Hassler ("Ich habe nichts gemacht"), schickte er den Gefoulten wegen vermeintlichem Nachschlagen vorzeitig unter die Dusche. "Auch der Versuch eines Schlages ist strafbar. Es war eine harte Rote Karte, aber ich bleibe dabei, dass die Entscheidung vertretbar war", rechtfertige sich der Referee nach dem Studium der TV-Bilder. Für Sturm-Coach Franco Foda war der Ausschluss lächerlich. Trotzdem gewonnen zu haben, stimmte den Deutschen aber sehr zuversichtlich.
"Wir haben uns auch in Unterzahl taktisch hervorragend verhalten und die besseren Chancen gehabt. Wir haben die Stärken Rapids eliminiert, also die Flanken zugemacht", sagte ein sehr zufriedener Foda. Für die Steirer geht es am Sonntag mit dem Heimspiel gegen Austria Kärnten weiter, Rapid trifft bereits am Samstag auswärts auf Schlusslicht Altach.