Porträt Ukraine

Gastgeber nur Außenseiter

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Von Ex-Steyr-Leginär Blochin wird als Teamchef trotzdem Viertelfinale erwartet.

Co-Gastgeber Ukraine gilt als die "große Unbekannte" der Fußball-Europameisterschaft. Abgesehen vom Heimvorteil spricht vor dem Turnier nicht viel für die Mannschaft von Oleg Blochin. Die Auslosung in Gruppe D mit Schweden, Frankreich und England macht eine Überraschung zur Pflicht, zudem kämpft der EM-Neuling wie alle Gastgeber mit dem Problem, rund zweieinhalb Jahre keine Bewerbspiele bestritten zu haben. Überzeugende Resultate sind ausgeblieben, das Minimalziel mit einer leicht verjüngten Mannschaft rund um Altstar Andrej Schewtschenko lautet aber dennoch K.o.-Phase.

Alle Hoffnungen ruhen auf Legende Blochin
Garant dafür soll Teamchef Oleg Blochin sein. Der Ex-Legionär von Vorwärts Steyr und Europas Fußballer des Jahres 1975 hatte die Ukraine bei ihrer bisher einzigen Endrunden-Teilnahme 2006 in Deutschland bis ins WM-Viertelfinale und damit zum mit Abstand größten Erfolg in der noch jungen Geschichte des Landes geführt. Nun wird vom 59-Jährigen, der im April 2011 auf den Posten zurückkehrte, erwartet, auch in der Heimat ein ähnliches Husarenstück zu vollbringen. "Wir müssen uns auf unsere Tugenden konzentrieren, auf Technik und Taktik", gibt Blochin die Marschroute vor.

Nur wenige Stars
Immerhin kann sich der Rekord-Torschütze der sowjetischen Liga (211 Treffer in 432 Meisterschaftsspielen für Dynamo Kiew) auf die individuelle Klasse einiger seiner Kicker verlassen. Zu den Stützen zählen unter anderem der 33-jährige Bayern-Legionär und ukrainische Rekord-Internationale Anatolij Tymoschtschuk sowie Angreifer Andrij Woronin (32).

Mit Abstand bekanntester Name ist Andrij Schewtschenko, der aber mit seinen 35 Jahren den Zenit schon längst überschritten hat. In seiner besten Zeit hatte der frühere Milan-Star und nunmehrige Dynamo-Kiew-Angreifer maßgeblichen Anteil daran, dass die Ukraine zu den Sensationen der WM 2006 zählte und im Rennen um eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften 1998, 2002 und 2010 sowie an der EM 2004 erst im Play-off scheiterte.

Junge Spieler sind gefordert
Die tragenden Rollen sollen aber langsam andere spielen. "Die Zeiten, als unsere drei größten Stars, Schowkowsky, Tymoschtschuk und Schewtschenko, das Rückgrat bildeten, sind vorbei. Jetzt haben wir junge Spieler, die jeden überraschen und neue Stars werden könnten", meinte Blochin und denkt dabei wohl etwa an den 22-jährigen Dynamo-Kiew-Stürmer Andrej Jarmolenko, der als große Zukunftshoffnung gilt.

Überzeugende Resultate blieb Blochins Team in der Vorbereitung schuldig. Auf der Suche nach seiner idealen Elf experimentierte der Trainer mit mehreren taktischen Varianten, ohne den Stein der Weisen zu finden. Zwar gab es ein denkwürdiges 3:3 gegen Deutschland, Siege konnten aber lediglich gegen Österreich (2:1 in November 2011), Usbekistan, Bulgarien, Estland und Israel eingefahren werden. Hinzu kommt das Torhüterproblem: Neben Einsergoalie Alexander Rybka, der wegen der Einnahme eines verbotenen Diuretikums zwei Jahre gesperrt ist, und dem verletzten Andrej Dikan droht auch Alexander Schowkowskij mit einer Blessur auszufallen.

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