Diagnose

Vertäubung, Gleichgewichtsstörung bei Koch

Teilen

Die Folgen nach dem Derby-Skandal sind für Rapid-Goalie Georg Koch dramatisch: Vertäubung, Tinitus - und Schock!

Nach dem Vorfall beim sonntägigen Wiener Derby, bei dem Rapid-Towart Georg Koch von einem Böller verletzt wurde und daraufhin sogar einen Kollaps erlitt, unterzog er sich am Tag danach einer profunden Untersuchung. Dabei diagnostizierten die Ärzte: Georg Koch leidet immer noch an einer Vertäubung des rechten Ohrs, Übelkeit, hat Gleichgewichtsstörungen und einen Tinnitus. Entwarnung: Es enstand bei dem Vorfall keine Trommelfellverletzung

Behandlungen
Georg Koch wird in den nächsten Tagen ambulante Behandlungen, sowie täglich mehrere Infusionen bekommen. Die Ärzte haben ihn zunächst für die kommenden zwei Wochen krank geschrieben; es werden laufend weitere Tests zur Kontrolle des Heilungsprozesses durchgeführt. Wie lange dieser schlussendlich dauern wird, kann kein Arzt diagnostizieren. Koch wird, wenn alles gut verläuft, in den nächsten Tagen ein leichtes Fitnesstraining absolvieren.

Koch: "Bin geschockt"
Der Unglücksrabe selbst zeigte über den Vorfall erstaunt und geschockt. ""Dieser Vorfall war ein Schock für mich. Ich habe in meiner Karriere schon viele hitzige Derbys absolviert, bin aber noch nie durch solche Aktionen von den gegnerischen Fans verletzt worden. Ich hoffe, dass mein Heilungsprozess gut verläuft und ich bald wieder im Tor stehen kann. Es freut mich sehr, dass unsere Mannschaft auf dem Platz die richtige Antwort gegeben hat - wir haben das Derby verdient und sehr souverän gewonnen", wird er in einer Presseaussendung des SK Rapid zitiert.

Pacult: "Spieler nicht wegen Hitzköpfen bestrafen"
Für Peter Pacult war gleich nach dem Vorfall im Stadion klar, dass seine Elf das Derby fortsetzen würde. "Wir können ja nicht wegen ein paar Holzköpfen unsere Spieler bestrafen", meinte der Meistermacher, der im Nachhinein gut daran getan hatte, dass er am Wochenende davor im ÖFB-Cup Hedl auswärts gegen den FC Kärnten eingesetzt hatte.

Nicht nur die Hütteldorfer, sondern auch die Austrianer verurteilten den Zwischenfall. "Das war ein Skandal. Dass es solche Leute im Fußball gibt, ist tragisch", meinte Franz Schiemer, der wegen einer Wadenverhärtung beim Aufwärmen hatte passen müssen. Sein Ersatzmann in der Innenverteidigung, Michael Madl, fügte hinzu: "Es tut uns alle leid, wir wünschen Georg gute Besserung und dass er bald wieder gesund wird."

Kraetschmar: "Unentschuldbar"
Für Austria-Manager Markus Kraetschmer gehören solche Leute, die Koch verletzt haben, nicht auf den Fußball-Platz. "Was heute passiert ist, ist unentschuldbar. Egal, ob vorher Provokationen waren, wir sind nicht im alten Mesopotamien. Wir werden mit den Fans gemeinsam versuchen, diese wenigen Leute auszuforschen. Das wollen wir nicht auf uns sitzen lassen, es wird Stadion-Verbote geben", sagte der violette AG-Vorstand.

"Schande von Hütteldorf"
Die Favoritner schrieben auf ihrer Homepage im Internet von "der Schande von Hütteldorf" und distanzierten sich von Rowdys, die solche Taten ausführen. Man könne nach so einem bedauerlichen Vorfall nicht zur Tagesordnung übergehen, die Austria würde sofort damit beginnen, diese negativen Ereignisse im Detail aufzuarbeiten. Kraetschmer hielt aber fest, dass man nicht alle Fans über einen Kamm scheren dürfe und 90 Prozent der Anhänger in Ordnung seien und viele Stunden für den Verein investierten.

Rapid-Klubserviceleiter: "Böller Katastrophe"
"Diese Böller sind eine Katastrophe", sagte Marek am Montag. Bei Rapid sei schon vor Monaten eine Aktion "Pro Fankultur - gegen Böller" gestartet worden, gab Marek an. "Die Leute wissen nicht, was sie tun. Das sind gefährliche Waffen, und Kinder hantieren damit." Rapid zahlt bei vollem Stadion circa 25.000 Euro für Ordner und Polizei, trotzdem sind die nur wenige Zentimeter kleinen Gegenstände auch bei scharfen Kontrollen nur schwer zu finden. "Man muss den Leuten klar machen, was sie da in der Hand haben", sagte Marek. Bei Rapid-Fans sei es gelungen, den Gebrauch von Böllern weitgehend einzudämmen.

Nächste Seite: Das Derby der Schande

Derby der Schande
Und dennoch: Das 286. Wiener Stadtduell – es geht als Derby der Schande in die Geschichte ein. Ein Chaot im Austria-Fansektor verletzte Rapids Tormann Georg Koch durch einen Kracher-Wurf schwer. Rapid-Arzt Dr. Zifko diagnostizierte ein schweres Gehörtrauma und Kreislaufzusammenbruch. Es drohen sogar bleibende Schäden. Die 6. Spielminute, 1:0 für Rapid: Ein ohrenbetäubender Knall! Plötzlich liegt Koch am Boden, windet sich vor Schmerz, ist benommen. Ein Kracher war in nächster Nähe detoniert.

Brutaler Knall
Die bangen Minuten nach dem Knall: Sofort eilen Rapids Betreuer hin zum Torwart, behandeln ihn noch im Fünfmeterraum. Derweil randalieren Austria-Fans hinter dem Tor, beschimpfen und bewerfen Koch. Der verletzte Familienvater wird auch noch von einer Batterie am Kopf getroffen.

Hans Krankls Derby Analyse

Toni Polster fordert harte Strafen

Austria-Kapitän Jocelyn Blanchard reagiert allerdings vorbildlich: Als einziger Violetter geht er auf die Austria-Fans zu, wirkt mäßigend auf die 2.000 Anhänger ein, Schiedsrichter Thomas Steiner entscheidet nach minutenlanger Unterbrechung: Es wird weitergespielt! Hätte Rapid-Kapitän Hofmann bei Steiner auf Abbruch plädiert, hätte der Schiri wohl abbrechen müssen. Für Koch muss nun Raimund Hedl ins Tor.

Beide Trainer geschockt
Schulterschluss der beiden Trainer nach dem Derby. Der Zwischenfall um Koch ließ weder Peter Pacult noch Karl Daxbacher kalt. Besonders Daxbacher war geschockt:

„Ich wünsche Koch alles Gute. Man müsste dafür Sorge tragen, dass Knaller nicht ins Stadion kommen“, sagte Austria-Coach Daxbacher.

Pacult gab sich kämpferisch: „Ein Abbruch kam für uns nie in Frage. Warum sollte die Mannschaft und der Verein wegen solchen Holzköpfen bestraft werden?“

Dramatik
Koch wird in die Kabine transportiert, dort sind die Teamärzte Dr. Zifko und Dr. Balzer zur Stelle. Es spielen sich dramatische Szenen ab. Koch ist kaum ansprechbar, muss sich übergeben. Schließlich kollabiert er. Koch später: „Ich hatte das Gefühl, das Ding explodiert­ ­direkt vor meiner Brust.“ Rapids verletzter Goalie Helge Payer beobachtete den Anschlag auf Koch genau: „Ich sah zufällig in dem Moment zu Georg. Der Kracher flog über ihn hinweg, landete vor ihm. Er wollte ihn wohl aufheben und wegwerfen. Als er sich runterbeugte, explodierte der Kracher.“

Verdächtiger festgenommen
Noch im Stadion wurde dank der Videoüberwachung der Austria-Fan verhaftet, der Rapids Goalie verletzt haben soll. Er ist Mitte zwanzig und wirkt optisch überhaupt nicht wie ein Hooligan. Er leugnet seine Tat. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft.

Aber auch sonst gab es für die Polizei genügend zu tun. Sieben weitere Personen wurden wegen Gewaltakten und Sachbeschädigung festgenommen. Ein Wega-Cop wurde mit einem Knüppel attackiert. Auf dem Weg von rund 800 Austrianern ins Stadion geriet ein Balkon durch einen Böller in Brand, Flaschen wurden zu Wurfgeschossen. In der Station Kettenbrückengasse musste die U4 wegen Rauch in den Waggons 20 Minuten gestoppt werden.

Strafen
Der Strafsenat wird den Derbyskandal behandeln. Laut Bundesliga-Vorstand Pangl bewegt sich der mögliche Strafrahmen bis zu 50.000 Euro für den ausrichtenden Verein sowie bis zu 10.000 Euro für den Gastverein.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.