WM-Skandal

War auch unsere EURO gekauft?

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Zwei Jahre nach der mutmaßlich geschobenen WM-Vergabe kamen wir zum Zug.

Deutschland steht unter Schock! Seit der Spiegel eine elfseitige Coverstory über möglichen Stimmenkauf bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland veröffentlichte, jagt auf allen TV-Stationen ein Sonderbericht den nächsten.

Zwei Jahre nach dem „Sommermärchen“ fand in Österreich und der Schweiz die Fußball-EM statt. Der Verdacht liege daher nahe, dass auch hier Geld geflossen sein könnte, so Kenner der Sportszene. „Alles ist korrekt gelaufen“, sagt Ex-Politiker und Ex-Bundesliga-Chef Peter Westenthaler (siehe Interview). Er war im engsten Umfeld der damaligen Sportministerin Susanne Riess-Passer (FPÖ) und des damaligen ÖFB-Präsidenten Friedrich Stickler, als Österreich und die Schweiz Ende 2002 den Zuschlag erhielten.

Mühsamer Kampf. Auch Ex-ÖFB-Präsident Josef „Beppo“ Mauhart, der die Bewerbung auf Schiene brachte, betont: „Alles war zu 100 Prozent korrekt.“ Der ÖFB sei „vom Ruf und auch von der finanziellen Leistungskraft her“ nie ein Kandidat für Bestechung gewesen: „Wir haben uns immer mühsam durchgekämpft.“

Was für eine saubere EURO-Vergabe spricht: Sie fiel in die Amtszeit des völlig integren UEFA-Präsidenten Lennart Johansson aus Schweden. Die korrupte FIFA unter Sepp Blatter hatte da nur wenig mitzureden.

So soll Deutschland die WM gekauft haben
Der „Kaiser“ droht zu stürzen: Franz Beckenbauer brachte Deutschland die Fußball-WM 2006. Nun besteht der Verdacht: Er habe dabei auf eine prall gefüllt Schwarzgeldkasse zurückgegriffen – davon geht Der Spiegel aus.

Fakt ist: Es gab „Ungereimtheiten“. Das musste auch der Deutsche Fußballbund (DFB) einräumen. Es geht um einen Kredit über 10,3 Mio. Franken (damals 6,7 Mio. Euro), die der 2009 verstorbene Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Jahr 2000 dem deutschen WM-Komitee lieh – angeblich als Privatmann. Adidas war Ausrüster des deutschen Nationalteams.

Mit dem Geld seien die entscheidenden Stimmen von vier asiatischen FIFA-Funktionären gekauft werden, so der Spiegel. Der DFB weist das zurück. Was mit dem Geld geschah, kann er freilich nicht erklären.

Prozess. Detail am Rande: 2010 zahlte der Ex-Chef der Schweizer Sportmarketing-Firma ILS, Jean-Marie Weber, 5,5 Millionen Franken Strafe. Dafür stellt die Schweizer Justiz ein Strafverfahren gegen ihn ein. Er war angeklagt, über 13,5 Millionen Franken an FIFA-Funktionäre gezahlt zu haben. Es ging um die Vergaben der WM 2002 und 2006. Woher das Geld kam, darüber schwieg Weber vor Gericht eisern.

Westenthaler: "Alles war 100-prozentig korrekt"

ÖSTERREICH: Hat Österreich bei der Vergabe der EURO 2008 finanziell nachgeholfen?
Peter Westenthaler: Das halte ich für völlig ausgeschlossen. Es ist alles korrekt gelaufen.

ÖSTERREICH: Glauben Sie das oder wissen Sie es?
Westenthaler: Wo hätte denn Österreich das Geld hernehmen sollen? Da wäre es ja um Millionen gegangen. Der Sport leidet unter chronischem Geldmangel. Der ÖFB hält sich den billigsten Teamchef und die billigste Infrastruktur aller entwickelten Länder. Und es war ja eine Vergabe an zwei Länder mit zwei Regierungen und Verbänden. Wenn man die damaligen Funktionäre in Österreich und der Schweiz ansieht: Das sind höchst seriöse Menschen. Das ist nicht einmal ansatzweise mit der WM 2006 zu vergleichen.

ÖSTERREICH: Man hielt auch Beckenbauer für sehr seriös …
Westenthaler: Noch ist das Gegenteil nicht bewiesen. Ich wäre sehr vorsichtig mit einer Zerstörung des Denkmals Beckenbauer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für so etwas seine Reputation aufs Spiel gesetzt hat.

(fuw)
 

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