Im Achtelfinale gegen Australien

Messi bringt nach Aufstieg Euphorie bei Argentinien zurück

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Lionel Messi ist seit Mittwochabend Argentiniens Rekord-WM-Spieler. Als "La Pulga" die Südamerikaner im Stadion 974 von Doha zum letzten Spiel der Gruppe C gegen Polen auf das Feld führte, hatte er den legendären, vor zwei Jahren gestorbenen Diego Maradona um einen WM-Einsatz überholt.

Viel wichtiger war ihm aber der Aufstieg ins Achtelfinale, der dank dem 2:0-Sieg trotz einem verschossenen Messi-Elfer souverän eingefahren wurde. Die Euphorie um das Team ist nun wieder groß.

Die Zeitung "La Nacion" und das Sportblatt "Olé" zeichneten bereits den Weg bis ins Finale am 18. Dezember vor. Und "Pagina12" schrieb: "Ein großer Traum, der größer wird." Auch bei den Spielern ist der Optimismus zurückgekehrt. "Wir sind wieder das Team, das wir vorher waren", betonte Torschütze Alexis Mac Allister. Also jene Truppe, die 2021 die Copa America gewann, bis zum WM-Start 36 Spiele in Serie nicht verloren hatte und daher als einer der großen Turnierfavoriten ins Rennen gegangen war.

Messi ging als Kapitän voran und wirkte in seinem 22. WM-Spiel agil wie in seinen besten Tagen. "Diego wäre glücklich", sagte der 168-fache argentinische Teamspieler (93 Tore). 36 Jahre nach Maradonas WM-Triumph in Mexiko hofft Messi darauf in seinem fünften Anlauf ebenfalls den WM-Thron besteigen zu dürfen.

Einen weiteren Messi-Treffer bei diesem Turnier verhinderte Polens Torhüter Wojciech Szczesny, der als einziger seiner Mannschaft an diesem Abend richtig zu überzeugen wusste, mit einem gehaltenen strittigen Elfmeter. "Ich wette 100 Euro, dass er ihn nicht gibt", hatte der Schlussmann laut eigenen Angaben am Feld zu Messi gesagt, den er nach dessen Kopfball mit der Hand getroffen hatte. Der Referee entschied nach Ansicht der TV-Bilder jedoch auf Elfmeter, sodass Szczesny nach dem Abpfiff einräumte: "Die Wette gegen Messi habe ich wohl verloren." Begleichen wolle er die Wettschulden nicht, zumal Messi genug Geld habe.

Die Argentinier mussten sich diesmal nur die Chancenauswertung vorwerfen. Spielbestimmend waren sie jederzeit, was Mut für das Achtelfinale am Samstag gegen Australien gibt. Durch den Gruppensieg vermieden die "Gauchos" zudem Frankreich, das zwar das dritte Spiel gegen Tunesien mit einer B-Elf verlor, davor aber gezeigt hatte, wozu die "Equipe tricolore" auch heuer wieder in der Lage ist.

Die Argentinier waren vor dem Polen-Spiel hingegen nur durch die Gruppe gestrauchelt. Der Niederlage gegen den krassen Außenseiter Saudi-Arabien folgte ein über weite Strecken schwaches Spiel gegen Mexiko, das aber dennoch durch Tore von Messi und dem kommenden Star Enzo Fernandez 2:0 gewonnen wurde. Messi hatte bereits danach angekündigt, dass für die Südamerikaner "nun eine andere WM" beginne.

Am Mittwoch ließen die Argentinier den Worten Taten folgen. Beruhigend ist wohl auch für sie, dass es nicht nur an Messi liegt. Die Torschützen waren Mittelfeldspieler Mac Allister und Julian Alvarez, den Teamchef Lionel Scaloni für den bisher glücklosen Lautaro Martinez brachte. Beim zweiten Treffer hatte auch Fernandez erneut seine Finger im Spiel, mit einem genialen Pass auf Alvarez. Bleibt nur die Frage: War Argentinien wirklich so stark oder Polen so schwach? Scaloni mahnte nach Spielende: "Die Spieler haben einen großartigen Job gemacht, aber wer glaubt, dass wir nur wegen des Spiels heute die WM gewinnen, liegt falsch."

Der 44-Jährige war zudem verärgert über den Turnierspielplan. "Es ist ein absoluter Wahnsinn, dass wir als Gruppensieger in nahezu zwei Tagen und ein bisschen schon wieder spielen müssen. Das ist völlig unverständlich." Die Polen bekommen es erst am Sonntag mit Titelverteidiger Frankreich zu tun. Superstar Robert Lewandowski und Co. waren als Tabellenführer der Gruppe in die Schlussrunde gestartet und konnten neben Szczesnys Leistung den Aufstieg ins Achtelfinale als einzig positiven Aspekt des Abends mitnehmen.

Wie das Spiel im Stadion 974 lief, ist es wohl auch den Franzosen recht, dass sie nicht auf die Argentinier, sondern auf Polen treffen. Barcelona-Stürmer Lewandowski, der danach von einer "süßen Niederlage" sprach, sah kaum einen Ball, und wenn doch einmal, war er bei der diesmal glänzend disponierten Abwehr bestens aufgehoben. Teamchef Czeslaw Michniewicz nahm seinen Kapitän folgerichtig in Schutz: "Wir haben ihm nicht geholfen, ein Tor zu erzielen." Was blieb, war die polnische Erleichterung, es dennoch geschafft zu haben, und Szczesnys Versprechen, sich gegen Frankreich voll reinzuhauen.

Der polnische Goalie ist der erst dritte Tormann, der bei einer WM zwei Elfmeter abwehren konnte. Zuvor war das nur seinem Landsmann Jan Tomaszewski (1974) und Brad Friedel (USA/2002) geglückt. Doch nicht nur auf WM-Ebene ist Szczesny ein "Elfmeterkiller". Seit seinem Profidebüt 2009 konnte der 32-Jährige 26 Strafstöße (ohne Elfmeterschießen) parieren.

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