Punkt reicht zum Aufstieg

Nur noch Kanada steht Marokkos Märchen im Weg

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Marokko verfügt über gute Chancen, sich zum zweiten Mal nach 1986 für die K.o-Runde einer Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

Etwas, das vor einigen Monaten die wenigsten für möglich gehalten hätten. Nur noch das letzte Gruppenspiel gegen die rechnerisch bereits ausgeschiedenen Kanadier am Donnerstag (16.00 Uhr im Sport24 Liveticker) steht dazwischen. Ein Remis würde den "Atlas-Löwen" zum Aufstieg schon reichen. Kanada möchte sich den WM-Abschied zumindest etwas versüßen.

Der 2:0-Sieg gegen Belgien in der Gruppe F am Sonntag lässt sich als durchaus historisch für Marokko bezeichnen. Es war bei der sechsten WM-Teilnahme erst der dritte Sieg überhaupt, der erste seit 24 Jahren für das Land. Bei der WM 1998 in Frankreich gewannen die Marokkaner ihr letztes Gruppenspiel gegen Schottland 3:0, schieden in der Gruppe mit Brasilien und Norwegen aber trotzdem aus. Diesmal haben die Nordafrikaner vor dem Finaltag der Gruppenphase vier Punkte und könnten sich damit sogar eine Niederlage gegen Kanada erlauben, sollte Vize-Weltmeister Kroatien Belgien schlagen.

"Wir sind hier, um Geschichte zu schreiben und uns für die nächste Runde zu qualifizieren. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes erzählen würde", sagte Trainer Walid Regragui am Mittwoch. "Wir sind hochmotiviert, wir sind gut vorbereitet, aber die Spieler dürfen nicht den Kopf verlieren. Wir wissen, dass wir noch nichts erreicht haben, bevor der Schiedsrichter das Spiel abgepfiffen hat."

Marokko reicht ein Punkt zum Aufstieg

Diese Ausgangslage hätte sich vor dem Turnier wohl jeder erträumt, zumal es noch vor ein paar Monaten danach ausgesehen hatte, als ob interne Querelen das WM-Abenteuer verderben könnten. Im August wurde Trainer Vahid Halilhodzic entlassen. Der Bosnier hatte sich mit den beiden Leistungsträgern Noussair Mazraoui von Bayern München und Hakim Ziyech von Chelsea überworfen, worauf sich im Team Widerstand formierte, unter dem 70-Jährigen weiterzumachen.

Der Verband installierte mit Regragui einen, der einst selbst das Trikot Marokkos getragen und als rechter Verteidiger 44 Länderspiele bestritten hatte. Als Trainer machte der 47-Jährige auf sich aufmerksam, als er Wydad Casablanca in diesem Jahr zum Gewinn der afrikanischen Champions League führte. Er wird auch "marokkanischer Guardiola" genannt - und die Referenz zur spanischen Trainer-Grande kommt nicht nur daher, dass beide eine Glatze tragen. Mit dem Manchester-City-Mastermind teilt er auch die Liebe zu Taktik und all ihren Finessen.

Kanada ist zwar bereits ausgeschieden, kann jedoch im letzten WM-Match für die nächsten dreieinhalb Jahre trotzdem selbst Geschichte schreiben. Mit dem ersten Tor hat es dank Alphonso Davies beim 1:4 gegen Kroatien bereits geklappt, die Ahornblätter sind jedoch nach wie vor ohne Punktgewinn bei einer Weltmeisterschaft. "Das ist eine große Möglichkeit für einen weiteren Schritt nach vorn. Wir wollen wieder Geschichte schreiben", sagte Trainer John Herdman. Bei seiner ersten WM-Teilnahme 1986 in Mexiko musste sich das nordamerikanische Land ohne Punkt und Tor verabschieden. 2026 ist Kanada mit den USA und Mexiko Gastgeber.

Laut Herdman hat seine Mannschaft in Katar schon viel von den übergeordneten Zielen erreicht. "Dieses Turnier sollte etwas auslösen, eine Initialzündung sein. Man kann auch zu einer WM fahren, kein Tor schießen und einfach nur 90 Minuten verteidigen. Aber dafür sind wir nicht hier. Wir wollten die Leute stolz machen und Vorfreude auslösen auf alles, was noch kommt", betonte der Engländer. "Die Kids in der Schule haben uns hier gesehen. Sie haben das Tor von Davies gesehen. Sie wissen jetzt, dass wir ein Fußball-Land sind. Das kann man nicht mehr leugnen."

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

Gruppe C - 3. Runde: Marokko- Kanada

Al-Thumama, al-Thumama-Stadion

Al Thumama Stadium
© Getty
× Al Thumama Stadium

Kanada: 18 Borjan - 2 Johnston, 5 Vitoria, 4 Miller - 11 Buchanan, 7 Eustaquio, 21 Osorio, 13 Hutchinson, 19 Davies - 20 David, 17 Larin

Marokko: 1 Bounou - 2 Hakimi, 5 Aguerd, 6 Saiss, 3 Mazraoui - 4 Amrabat - 7 Ziyech, 8 Ounahi, 15 Amallah, 17 Boufal - 19 En-Nesyri

 

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