Nach dem Ausstieg von Frank Stronach als Hauptsponsor herrscht bei der Austria Rätselraten: Wie geht es weiter? Und wem gehört was?
Droht der Austria jetzt sogar der Zerfall? Zurzeit weiß in Favoriten niemand so genau, wie es weitergehen soll. Beim Gipfeltreffen Anfang Februar, wenn Frank Stronach zu Gesprächen nach Wien kommt, geht es für Austria-Präsident Wolfgang Katzian nicht nur um die Höhe der künftigen Zuwendungen des Magna-Chefs (Die Austria hofft auf 2 bis 3 Millionen Euro pro Jahr). Zu klären sind auch Transferrechte, Vertragsänderungen und die Zukunft der Akademie-Schüler aus Hollabrunn.
Verträge
Trainer Georg Zellhofer bringt die Problematik auf den Punkt: „Im Moment wüsste ich nicht einmal, mit wem ich über eine Vertragsverlängerung verhandeln sollte.“ Das Problem: Zellhofer, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft, ist genauso wie General Manager Thomas Parits Angestellter von Magna, wird von dem Unternehmen direkt bezahlt. Niemand weiß, ob Stronach auch ab Sommer noch bereit ist, diese „Sonderposten“ zu bezahlen. Denn die Gehälter von Zellhofer, Parits aber auch der Spieler Sanel Kuljic und Yüksel Sariyar finanziert der „Big Spender“ zusätzlich zu den offiziellen 9 Millionen Magna-Sponsoring.
Transfers
Auch könnte es zum Streit um die Transferrechte der Spieler kommen. Magna hat im Zuge des Betriebsführungsvertrags alle Ablösesummen der aktuellen Kicker bezahlt. Im Gegenzug ließ sich Stronach vertraglich zusichern, dass ihm die Rechte an zwölf von ihm frei wählbaren Spielern gehören. Stronach könnte also sämtliche Transfereinnahmen des Klubs im Sommer einstreichen, sollte die Austria aus Finanznot Spieler verkaufen müssen, um deren Gehälter einzusparen. Oder er lässt sich auf einen Schlag ein Drittel des aktuellen Transferwertes seiner Spieler überweisen. Beides wäre für die Austria der Todesstoß.
Akademie
Reichlich Diskussionsstoff wird es auch um die Akademie-Schüler geben. Denn Stronach will den von ihm finanzierten Nachwuchs künftig zu seinem neuen Klub Magna Wienerberg holen. Die Youngsters sollen mit der Schwanenstadt-Lizenz in der Red Zac Liga spielen. Nach aktuellem Vertragsstand hat jedoch die Austria durch ihre Kooperation mit Hollabrunn alle Rechte an den Talenten.
Ausverkauf
Egal, wie sich Katzian und Stronach einigen, eines ist sicher: Ohne neue Sponsoren kann der Klub sich die aktuelle Mannschaft nicht leisten. Dann droht ein erneuter Ausverkauf wie 2006, als Stronach den Etat von 30 auf 15 Millionen Euro kürzte und deshalb die halbe Mannschaft verkauft werden musste. Ob die Austria einen solchen Exitus noch einmal überleben würde, ist fraglich.
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ÖSTERREICH: Herr Kuljic, machen Sie sich wegen des Stronach-Ausstiegs jetzt Sorgen um Ihre Zukunft?
Sanel Kuljic: Nein. Uns Spieler betrifft das nicht so richtig. Ich bin davon überzeugt, dass alle Verträge eingehalten werden.
ÖSTERREICH: Aber Sie werden von Magna selbst bezahlt. Brauchen Sie dann einen neuen Vertrag?
Kuljic: Ich weiß nicht so genau, wie das zwischen Austria und Stronach geregelt ist, wer die Transferrechte besitzt. Aber eines ist sicher (lacht): Ich werde 2008/09 nicht in der Magna-Zentrale am Computer arbeiten.
ÖSTERREICH: Aber was passiert, wenn der Klub wieder wie schon 2006 Spieler verkaufen muss? Werden Sie dann auch gehen?
Kuljic: Ich habe Ziele mit dem Verein und ich habe meine persönlichen Ziele. Ich will das Bestmögliche erreichen. Wenn ich alles gebe und meine Leistung bringe, dann ist das möglich. So kann ich auch auf mich persönlich aufmerksam machen. Sollten dann mehrere Vereine kommen und mich holen wollen, kann man sich darüber Gedanken machen. Aber ich kann mir nur ganz schwer vorstellen, dass die Austria wirklich Probleme kriegen wird.
Von Tobias Schild/ÖSTERREICH