Weltmeister

Die Gold-Gedanken des Didi Mateschitz

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ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner traf Didi Mateschitz zum Plausch. 

Es war ein heißer Tag im August, als ich Didi Mateschitz zum Gespräch in Salzburg traf. Treffpunkt – wie immer: "Hangar-7“, der futuristische Bau, in dem seine Flieger wie im Museum stehen, in dem das beste Gourmet-Restaurant der Stadt ist und in dem Didi Mateschitz eine "Lounge“ als Stadtbüro hat. Mateschitz live – das ist faszinierend. Kein anderer Manager in Österreich ist so lässig (mit Drei-Tages-Bart, Jeans, aufgeknöpftem Hemd). Kaum ein anderer ist so gut gelaunt, auch so charmant, gibt sich so bescheiden, stapelt so tief – kann aber auch so beleidigt und getroffen sein.

Red Bull in der Krise?
Die Wirtschaftsmedien – Format und Manager Magazin – hatten gerade versucht, Mateschitz und Red Bull ein wenig in die Grube zu schreiben, weil es halt chic ist, Erfolgreichen ans Bein zu pinkeln. "Red Bull schwächelt“, orakelte das Manager Magazin. Und: "Die Marketing-­Maschine des Didi Mateschitz kommt zunehmend ins Stottern.“ Schon fragten die Deutschen besorgt: "Lässt sich Mateschitz-Verrücktheit als Geschäftsprinzip beliebig ausdehnen?“ Der immer betont gelassene Selfmade-Milliardär war sauer: "Keine Ahnung“ hätten die Schreiber. "Die weltweite Krise ist für uns ein Glücksfall – sie zwingt uns, die Kosten und Strukturen zu überdenken und wieder offensiv zu werden.“

Krise als große Chance in der Formel 1
Sein Credo an diesem heißen Augusttag: "Ich bin ein konservativer Unternehmer. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Kredit aufgenommen oder Schulden gemacht. Alle Investitionen für Sport, Formel 1, neue Projekte zahle ich aus dem Cashflow. Red Bull hat fast 800 Millionen Eigenkapital. Wenn wir mal weniger Gewinn machen, dann nur, weil wir mehr investieren als andere.“ Und dann sprach Mateschitz schon im August von seinem Traum, dem WM-Titel in der Formel 1: "Die Krise war auch meine große Chance in der Formel 1. All die großen Werkteams – Mercedes, Renault, Ferrari – haben in den letzten Jahren Angst vor den Kosten gehabt und gespart, gespart, gespart. Ich habe zu meinen Freunden gesagt: Das ist unsere Chance – wir investieren. Ich habe meine Freunde gebeten: Macht eine Liste und schreibt für jeden Job die fünf Besten auf – und dann kauft sie ein. Und so haben wir wie Headhunter für Red Bull ein Team der besten Köpfe gebaut.“ Und: "Geld darf keine Rolle spielen, wenn du ein Ziel vor Augen hast.“

"Red Bull soll für Sportsgeist stehen"
200 Millionen Euro hat Didi Mateschitz seit 2005 jedes Jahr in seinen Traum Formel 1 investiert (150 Millionen für Red Bull, 50 Millionen in Toro Rosso) – macht in fünf Jahren eine volle Milliarde Euro. "Das Geld ist nicht verloren“, sagte der Ober-Bulle schon im August trotzig, "sondern gut investiert. Jedes Rennen bringt uns 30, 40 Millionen Euro Werbewert. In den großen Märkten wie Italien, Deutschland, Spanien, England, Japan ist die Formel 1 Kult. Ich wage gar nicht zu träumen, was Red Bull dort ein WM-Titel bringen würde.“ Um dann gleich tiefzustapeln: "In Wahrheit käme ein WM-Titel für Red Bull heuer noch zu früh. Wir sind gut – aber wir sind noch nicht perfekt.“ Und dann sagte Didi Mateschitz im August den fast hellseherischen Satz: "Wenn ich den WM-Titel gewinne, dann will ich ihn nicht wie Ferrari gewinnen – mit Stallorder und Tricks und Taktik, sondern dann will ich ihn sportlich gewinnen. Ich will den Menschen den Glauben an die Fairness in der Formel 1 zurückgeben – die Formel 1 hat ein Image wie die Mafia, Red Bull soll aber für Sportsgeist stehen.“

November 2010
Es ist Montag, der 15. 11. 2010. Didi Mateschitz sitzt wieder in seiner "Lounge“ im "Hangar-7“. Soeben ist er vom „"errücktesten Tag“ in seinem Leben zurückgekommen. Gestern ist er in der Wüste von Abu Dhabi mit Red Bull Formel-1- Weltmeister geworden. Gewonnen hat er wie in seinem Traum im August: ohne Stallorder, mit einer Überdosis Sportsgeist – und mit seinem Lieblingspiloten Sebastian Vettel, der wie ein geklontes Model für seinen Energy Drink wirkt.

Für 2011 stehen die Sponsoren Schlange
152 Millionen Euro Cash (!) kassiert Mateschitz allein für den Fahrer- und Konstrukteurstitel – die Formel-1- Saison 2010 endet für ihn mit einem finanziellen Plus. Für 2011 stehen die Sponsoren Schlange. Der Werbewert für Red Bull wird mittlerweile – von London über Rom bis Tokio und Shanghai – mit mehr als einer Milliarde Euro taxiert. Der Manager Magazin-Titel "Red Bull in der Krise“ liest sich mittlerweile wie ein Scherz. Mateschitz lächelt, geht bescheiden auf den Balkon vor seiner Lounge, der hinunter auf die Party im Hangar blickt. Von oben schaut er still dem Jubel zu. Als eine Assistentin ihn zu einem TV-Interview auf die Bühne bitten will, sagt er lächelnd: "Das nächste Interview gibt’s erst, wenn Red Bull Salzburg Champions-League-Sieger ist.“

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