oe24-Interview

Marko: "Unglaublich, dass sich Max das antut"

Nach seinem Comeback-Sieg in Monza sorgte Max Verstappen mit einem "Seitensprung" im GT-Porsche am Nürburgring für Aufregung. Lesen Sie, wie Red-Bull-Mastermind Helmut Marko dazu steht und mit welchen Erwartungen der Grazer zur F1-Fortsetzung nach Baku (Sonntag, ORF1 live) kommt.

Obwohl die WM für Marko gelaufen ist ("da geht's nur mehr zwischen den beiden McLaren-Piloten"), fliegt der Motorsportberater voller Tatendrang nach Aserbaidschan. Er hofft, dass man jetzt wieder ein Auto hat, mit dem Max Verstappen "auf nahezu allen Strecken wieder um den Sieg mitfahren kann". Dass der Noch-Weltmeister angesichts der Aussichtslosigkeit auf den Titel den Fokus verloren habe, glaubt Marko nicht - im Gegenteil!

oe24: Herr Marko, haben Sie den Auftritt von Max Verstappen im Porsche GT am Nürburgring verfolgt?
MARKO: Am Rande. Er hat Gott sei dank alles bestanden.

oe24: Sie meinen, den "Führerschein", damit er in Zukunft dort Rennen in konkurrenzfähigen Autos fahren darf?
MARKO: Ja, genau. Unglaublich, dass er sich das antut (neben Theorie-Pauken musste Verstappen Runden hinter einem Instruktor fahren, d. Red.). Aber das ist halt die deutsche Bürokratie. 

"Toll, dass sich Max richtigem Motorsport zuwendet"

oe24: Und wie finden Sie es, dass Max so viel Energie und Risiko investiert?
MARKO: Ich bin diesem Abenteuer von Anfang an positiv gegenüber gestanden. Ich finde es toll, dass einer, der in dieser Formel-1-Blase lebt, sich dem richtigen Motorsport zuwendet. 

oe24: Sie kennen ja die Nordschleife aus Ihrer eigenen Rennfahrer-Karriere ...
MARKO: Die kenne ich zur Genüge. Ich bin dort alle möglichen Rennen gefahren - bis zu den legendären 72 Stunden. Gewisse Kurven sind mir noch in guter Erinnerung, und es ist lustig, dass ich mich jetzt mit dem Max darüber unterhalten kann. Aber er kannte ja die Nordschleife bereits in und auswendig, weil er sie tausend Mal am Simulator gefahren ist. 

oe24: Am Sonntag ist Verstappen wieder in der F1 gefragt. Glauben Sie noch immer, wie Sie nach dem Monza-Sieg meinten, dass Red Bull jetzt wieder stark genug ist, um auf fast allen Strecken um den Sieg mitzufahren?
MARKO: Auf allen Strecken wird sich das nicht ausgehen - Singapur zum Beispiel liegt uns einfach nicht, weil die langsamen Kurven dort nicht zu unseren Stärken zählen. Umso gespannter bin ich, ob sich die Aufwärtstendenz jetzt in Baku bestätigt. 

oe24: Welche Rolle spielt dabei der in Monza so gelobte neue Unterboden?
MARKO: Das ist nur ein Teil von vielen. Entscheidend ist, dass alles richtig zusammenspielt. In Baku sollte sich zeigen, ob Monza einfach nur eine Schwachstelle von McLaren war, oder ob wir aufgeschlossen haben.

oe24: Und der Laurent-Mekies-Faktor? Sie meinten, mit dem Teamchef-Nachfolger für Christian Horner sei ein Ruck durch das Team gegangen.
MARKO: Auch das spielt eine Rolle. Mekies hat eine neue Herangehensweise, dabei kommt ihm sein Background zugute. Der Trend geht zum Teamchef, der aus dem Technik-Lager kommt. Das funktioniert auch bei McLaren. Ferrari sollte irgendwann auch einmal davon profitieren.

oe24: Und Mercedes mit Toto Wolff?
MARKO: Die haben eine andere Herangehensweise, Toto hat seine Leute um sich, das spielt auch gut zusammen.

oe24: Und am 8. Oktober werden Sie mit Toto bei der Nacht des Sports in der Wiener Stadthalle an einem Tisch sitzen. Könnte es sein, dass Gerhard Berger, der ebenfalls mit einem Award ausgezeichnet wird, zwischen euch vermitteln muss?
MARKO: Blödsinn. Toto und ich, wird sind Competitors (Gegner, d. Red.), aber keine Feinde. 

In unserem letzten Gespräch meinten Sie süffisant, dass Sie mit Rookie Hadjar das bessere Händchen hätten als Wolff mit Antonelli ...
MARKO: Man sieht doch, dass Hadjar die bessere Performance zeigt in seinem ersten Jahr in der Formel 1, und das mit ganz wenigen Test-Kilometern. Aber beide sind noch sehr jung, schaun wir, wie sie sich entwickeln.

oe24: Ist es eigentlich schon beschlossene Sache, dass Hadjar im nächsten Jahr das zweite Red-Bull-Cockpit neben Verstappen bekommt?
MARKO: Nein, mit dieser Entscheidung lassen wir uns noch Zeit. 

oe24: Aber man hat den Eindruck, als wäre mit Hadjar endlich einer cool genug, neben Verstappen zu bestehen. Alle anderen bisherigen Teamkollegen sind an dem Druck zerbrochen ...
MARKO: Noch einmal: Wir schaun uns die nächsten Rennen in Ruhe an, dann treffen wir eine Entscheidung.

GP von Aserbaidschan: Sonntag, 13 Uhr, ORF1 live

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