Weltmeister glaubt zu wissen, warum er so flott ist. Rosberg bleibt cool.
Nach seinem empfindlichen Silverstone-Dämpfer bleibt der deutsche WM-Leader Nico Rosberg zuversichtlich, auch wenn Titelverteidiger Lewis Hamilton nach seinem Heimsieg in England weiter aus allen Rohren feuern will. Das Kopf-an-Kopf-Duell zwischen den beiden Mercedes-Stallrivalen um die WM-Krone in der Formel 1 beginnt nach dem zehnten Saisonlauf praktisch wieder bei Null.
Nach vier Siegen aus den vergangenen fünf Rennen hat Hamilton die Trendwende geschafft und liegt nur noch einen Zähler hinter Rosberg. "Ich feuere aus allen Rohren und will das fortsetzen", beteuerte der dreifache Weltmeister nach seiner Triumph-Fahrt im Grand Prix von Großbritannien vor den heimischen Fans.
+++ Souveräner Sieg: Hamilton-Gala beim Heim-GP +++
Rosberg ist nach vier Siegen zum Saisonauftakt auf seinem Titelkurs ins Schleudern gekommen, lässt sich dadurch aber nicht entmutigen. "Ich ziehe die 'Glas-halb-voll-Version' vor", versicherte der 31-Jährige noch vor Bekanntgabe seiner Strafe wegen eines verbotenen Funkspruchs mit Blick auf seinen fast aufgebrauchten Vorsprung. Er führe schließlich die Weltmeisterschaft immer noch an und könne jedes weitere der noch elf ausständigen Rennen gewinnen. "Es ist noch so ein langer Weg. Ich fühle mich großartig, das Duell mit Lewis geht weiter."
Mercedes-Protest gegen Strafe
So richtig großartig konnte Rosberg dann aber nicht mehr zumute sein. Den Hinweis gegen Rennende von der Box, er solle wegen Getriebeproblemen nicht mehr in den siebenten Gang schalten, ahndeten die Rennkommissare. Mercedes habe gegen Funkregeln verstoßen, wonach der Fahrer "alleine und ohne Hilfe" steuern muss. Die Sanktion: zehn Sekunden Strafe, Verlust von Platz zwei an Red-Bull-Jungstar Max Verstappen, Abrutschen auf Rang drei und nur noch ein Punkt Vorsprung in der WM auf Hamilton.
"Man sollte sich zwischen der FIA und den Teams Gedanken über die Regeln machen. Vielleicht sollte man mehr ins Detail gehen, was tatsächlich erlaubt ist", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor Verkündung des Urteils. "Wenn man gar nicht kommunizieren soll, kann man auch das Radio abschalten und es aus dem Wagen werfen", meinte der 44-jährige Wiener.
Gleich nach der Bestrafung am Sonntagabend meldete Mercedes Protest an, um sich einen Einspruch gegen das Urteil offen zu halten. Für diese Entscheidung bleiben dem Rennstall wiederum 96 Stunden Zeit.
"Lewis ist übers Wasser gegangen"
Zwei Wochen Zeit hat Rosberg, ehe ihn der vierfache Hungaroring-Sieger Hamilton in Ungarn an der Spitze der Fahrerwertung ablösen will. Über die sich verschiebenden Kräfteverhältnisse in dieser Saison will sich der Sohn des finnischen Ex-Weltmeister Keke Rosberg aber keine Gedanken machen. "Darüber denke ich nicht nach. Er hat dieses Wochenende gewonnen, und nächstes Rennen werde ich wieder versuchen zu gewinnen", erklärte der Deutsche.
Silverstone gab Hamilton spürbar weiteren Auftrieb. "Lewis ist zu Beginn davongestürmt und hatte das richtige Tempo, er ist übers Wasser gegangen", schwärmte Wolff nach dem ersten Rennen mit verschärftem Verhaltenskodex für seine mehrmals ineinandergekrachte Fahrerpaarung. Auf die Frage, warum er im mittleren Streckenabschnitt schneller als Rosberg gewesen sei, meinte Hamilton scherzend: "Ich habe die größeren Eier als die anderen."
Was der Brite definitiv hat, ist eine imposante Einstellung. Von 43 Punkten Rückstand auf Rosberg nach fünf Rennen und ständigen Problemen am Silberpfeil hat er sich nicht entmutigen lassen. Nach dem Doppelausfall in Montmelo bei Barcelona sei es ihm gelungen, wieder "eine starke und positive Einstellung" aufzubauen. "Deshalb habe ich seitdem ich vier Rennen gewonnen und will das fortsetzen."