Sebastian Vettel gegen Charles Leclerc: Der Ferrari-Zoff spitzt sich zu.
In Russland erlebte der Machtkampf der beiden Scuderia-Piloten einen neuen Höhepunkt. Vettel widersetzte sich vor seinem Ausfall der Teamorder und brachte den am Ende drittplatzierten Leclerc um den wohl sicheren Sieg. Mit dem Blick von außen ist Red-Bull-Mastermind Helmut Marko klar: "Für mich steht jetzt fest, Vettel hat bei Ferrari keine Zukunft mehr."
Offener Krieg
Im Formel-1-Duell zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc entgleitet Ferrari die Kontrolle. Selbst nach der Eskalation von Sotschi will Teamchef Mattia Binotto die Vertrauenskrise zwischen den Stallrivalen am liebsten weiter weglächeln. Der "Corriere dello Sport" in Italien erkennt nach den jüngsten Machtspielchen am Schwarzen Meer längst einen "offenen Krieg" zwischen Vettel und Leclerc.
Der vierfache Ex-Weltmeister verkniff sich schwer frustriert und merklich genervt jeden Kommentar zum teaminternen Zwist. "Für mich ist es am besten, wenn ich nichts dazu sage. Ich habe nichts falsch gemacht", sagte Vettel. Bevor der 32-Jährige am Sonntag aufgrund eines technischen Defekts ausschied, sorgte eine am Boxenfunk ausgetragene Diskussion über die Teamstrategie für viel Gesprächsstoff. Die seltsame Ferrari-Rennsteuerung hatte die nächste unnötige Posse zwischen Vettel und Leclerc zur Folge.
"Nein", antwortete Binotto auf die Frage, ob sich einer der Piloten nicht an Absprachen gehalten habe. Der 49-Jährige ist im Kampf um die Vormachtstellung im Team als Schlichter gefragt - und gibt keine gute Figur ab. Vettel schien sich nicht an den von Leclerc ausgeplauderten Plan gehalten zu haben. Der Deutsche profitierte beim Start vom Windschatten Leclercs, wollte den gewonnenen Platz aber nicht wie abgemacht sofort zurückgeben. Der 21-jährige Monegasse nahm das nicht ganz freiwillig hin, ging nach einem Boxenstopp aber in Führung und wurde Dritter. Vettel schied in der 28. Runde aus, weil ein Teil der Hybrid-Einheit des Motors versagt hatte.
Hamilton als Nutznießer
Lewis Hamilton steuert deshalb unaufhaltsam WM-Titel Nummer sechs entgegen, es bestehen nur noch mathematische Chancen, dass der Brite abgefangen wird. Auch, weil bei den Silberpfeilen besser zusammengearbeitet wird. Der Finne Valtteri Bottas ist die klare Nummer zwei und muss das akzeptieren. In Russland fungierte er so beispielsweise als Puffer, um Hamiltons Sieg abzusichern. Der Engländer jagte zudem Rekordchampion Michel Schumacher eine weitere Bestmarke ab: Hamilton führte in Russland zum bereits 143. Mal in seiner Karriere ein Rennen der Königsklasse an.