Im Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera hat Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna (58) offen erklärt, warum Marc Márquez (32) ins Werksteam geholt wurde und wie er zur angespannten Lage rund um Teamkollege Francesco Bagnaia (28) steht
"Wir haben Márquez verpflichtet, weil er einer der zwei besten Fahrer im Feld ist. Um den Titel zu holen, braucht es strategische Entscheidungen und Marc war der beste verfügbare Pilot", so Gigi Dall’Igna (58). In einer Phase, in der Yamaha, Honda, KTM und Aprilia stark aufgeholt haben, wolle Ducati seine Dominanz sichern.
Nicht zu negativ über "Pecco"
Trotz der Transferentscheidung wollte Dall’Igna Francesco "Pecco" Bagnaia (28) nicht öffentlich abkanzeln. "Er hat in Austin gewonnen, ist WM-Dritter und hatte seinen besten Saisonstart. Es gibt 19 Fahrer, die schlechter dastehen. Wir sollten nicht zu negativ gegenüber Pecco sein." Klar sei aber auch: Im direkten Vergleich mit Márquez sei der zweimalige Weltmeister derzeit im Hintertreffen.
Bagnaias wiederholte Beschwerden über das Motorrad interpretiert Dall’Igna als Eigenmotivation. "Das ist sein Stil, sich selbst und uns anzutreiben. Man muss objektiv bleiben und nicht alles glauben, was gesagt oder geschrieben wird."
Bagnaia: "Ich sehe nur noch den Márquez-Brüdern zu"
Tatsächlich fährt Bagnaia seiner Form weiter hinterher. Auch in Mugello, wo er zuletzt dreimal triumphiert hatte, reichte es nicht fürs Podium beim Rennen. Stattdessen erlebte er erneut das bekannte Problem: "Ich kann gut starten, aber dann baut das Vorderrad plötzlich ab. Ich verliere Grip, das Motorrad untersteuert, ich bin nur noch Passagier."
Er sei frustriert, so der 30-fache GP-Sieger: "Ich verbringe die Rennen damit, Marc und Alex Márquez zuzuschauen. Ich komme nicht näher, es ist unmöglich."
Seinen Rückstand in der WM schätzt er selbst als uneinholbar ein: "An den Titel ist nicht mehr zu denken. Nicht, solange wir dieses Problem nicht lösen."