Vor Grand-Prix in Spielberg

KTM kämpft mit Qualifying-Schwäche

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Mit dem Grand Prix von Österreich steigt kommenden Sonntag (14 Uhr) in Spielberg für KTM wieder einmal das große Heimspiel.

Österreichs Motorrad-Hersteller blickt auf dem Red Bull Ring auf erfolgreiche Auftritte mit Siegen für Miguel Oliveira und Brad Binder bei den Corona-Doppeln 2020 und 2021 zurück, kämpft vor dem Heim-Auftritt allerdings mit einer veritablen "Samstagschwäche", also Problemen im Qualifying. Gegen einen weiteren Heimsieg spricht auch die neue Schikane.

Diese wurde nach schweren Crashes vor der bisher mit weit über 300 km/h angebremsten Kurve 3 eingebaut und soll die Bikes langsamer machen, die Fahrer-Sicherheit erhöhen. Im Formel-1-Layout hat es seit der MotoGP-Rückkehr 2016 nach Österreich nur Siege für die Power-Bikes von Ducati (6) und KTM (2) gegeben. Jetzt gibt es zwei Erste-Gang-Kurven mehr, womit wohl mehr Marken ins Spiel kommen.

Rückfall bei KTM

Schwerer wiegt, dass nach starkem Saisonstart samt Sieg von Oliveira in Indonesien - danach führte KTM die Konstrukteurs- und Team-Wertung an - bei KTM ein Rückfall erfolgt ist. Fest gemacht wird das an der Schwäche im samstägigen Kampf um die Plätze in der Startaufstellung.

"Da haben wir den Zug verpasst. Die Jungs gehören in die ersten zwei Startreihen, damit sie um Podiums kämpfen können", gibt Sportdirektor Pit Beirer offen zu und verweist auf die Konkurrenz, die für den Kampf um die Bestzeit über eine Runde extra abgestimmte, aggressive Bikes hat. "Da hat sich die Konkurrenz enorm gesteigert, das haben wir momentan nicht drauf", so Beirer, der Abhilfe erst für 2023 erwartet.

Damit muss man bei KTM auch die Saisonziele revidieren. Nach zwölf Rennen ist Binder mit 98 Zählern Rückstand nur WM-Siebenter. "Es gibt nichts schönzureden, wir sind nicht zufrieden", so Beirer. Auch Binder leidet sehr unter der Quali-Schwäche. Er hat zwar in den bisherigen Rennen insgesamt 58 Plätze gut gemacht. "Das sollte eigentlich nicht sein", macht er klar, was bei guten Qualifyings möglich gewesen wäre.

"Das Thema ist unsere ungelöste Gleichung", gibt auch Beirer offen zu. Auch für Spielberg ist keine Lösung zu erwarten. "Letztlich spielt es aber keine Rolle, ob wir die Fehler am Samstag oder am Sonntag machen. Wir sind hinter unseren eigenen Erwartungen und arbeiten dran, das zu beheben", so Beirer.

Blick schon auf nächste Saison gerichtet

Nicht nur punkto Qualifying ticken die Uhren bei KTM schon für 2023. Man steht im sechsten vollen MotoGP-Jahr und hält nach exakt 100 GP-Rennen bei sechs Siegen und 15 Podiums. Dass Partner Red Bull in der Formel 1 schon im sechsten WM-Jahr erstmals den Titel gewonnen hat, "stachelt an, auch wenn unsere Referenz dafür eher der Dakar-Sieg ist", so Beirer. Klar sei aber: "Du bekommst in dieser Klasse nicht ewig Zeit. Nächste Saison, unser Siebente, ist dann sicherlich das Entscheidungsjahr für die Zukunft."

Näherliegend ist die aktuelle Fahrer-Situation, nachdem 2023 Jack Miller anstelle Oliveiras im Factory-Team fahren wird. Was zunächst erstaunt, ist der Portugiese mit vier Siegen doch erfolgreichster KTM-Pilot in der MotoGP. Auf den angebotenen Wechsel ins Satellitenteam Tech3 hat Oliveira negativ reagiert, seitdem hängt er in der Luft.

"An guten Tagen ist Miguel unschlagbar. Er hat aber leider auch lange Durststrecken", erklärt Beirer die Entscheidung für Miller. "Unser Wunsch war, mit den aggressiven Binder und Miller auf der einen Seite eine Entschlossenheit ins Team zu bringen." Mit Oliveira und der voraussichtlichen Rückkehr von Pol Espargaro bei Tech3 hätte man das "Dreamteam" schlechthin gehabt. Beirer: "Da hat Miguel in aller Freundschaft aber nicht mitgespielt."

Noch aber ist der vierte Fahrer bei KTM nicht fix. "Und so lange bleibt unsere Tür offen", betont Beirer gegenüber der APA. Gibt es also noch eine Überraschung? "Ich hätte gerne weitergemacht", sagte Wahl-Österreicher Oliveira vor dem Spielberg-Rennen. "Ich habe noch nirgends unterschrieben. Das Gute ist, dass ich auch nächstes Jahr wohl weiter auf der Rennstrecke sein werde."

Noch Unklarheit über zweites KTM-Team

Ob das zweite KTM-Team 2023 weiter als Tech3 oder dann als GasGas - eine weitere Marke aus der Pierer-Mobility - antritt, wird womöglich in Spielberg offiziell. "Die Gerüchte darüber werden sich am Wochenende verdichten", klärte Beirer auf. "Wir haben aber so oder so weiter unseren Auftritt über vier baugleiche Werks-Motorräder geplant."

Der Deutsche ist insgesamt überzeugt, dass nur noch wenig zum ganz großen Durchbruch fehlt. "Der nächste Schritt würde uns endgültig ins Geschäft bringen." Am Spielberg-Wochenende sind diesmal trotz zehntausender Orange-Fans die Erwartungen nicht allzu hoch. Beirer: "Einen weiteren Sieg halte ich momentan für vermessen. Ein Podium ist aber unser großes Ziel."
 

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