Wurz zu Melbourne-GP: "Red Bull derzeit Messlatte"

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Die Gründe dafür mögen vielschichtig sein, Red Bull hat derzeit aber das schnellste Auto in der Formel 1. Das bestätigte vor dem zweiten Saisonrennen in Melbourne auch der Österreicher Alexander Wurz. "Grundsätzlich haben wir den Red Bull derzeit als Messlatte", erklärte der 36-Jährige gegenüber der APA. "Der Red Bull war letztes Jahr schon super und ist in Bahrain das schnellste Auto gewesen."

Lediglich eine kaputte Zündkerze hatte Jungstar Sebastian Vettel zum Auftakt in der Wüste um den Sieg gebracht, in Australien soll ein neues Paket mit verbesserter Aerodynamik weitere Vorteile bringen. "An der Spitze werden weiterhin Red Bull und Ferrari den Ton angeben", vermutete Wurz. "McLaren und Mercedes sind knapp dran, es wird von Rennen zu Rennen Schwankungen geben."

Während das österreichisch-englische Team auf einer Runde fast unschlagbar scheint, hat Ferrari seine Vorteile mit Rennen, sobald sich mehr Gummi auf der Strecke befindet. "In Australien ist das aber immer ein wenig anders als auf permanenten Rennstrecken", erinnerte Wurz. Der Albert Park ist de facto ein Straßenkurs. Wie sehr sich die Standfestigkeit der Bullen zum Problem auswachsen könnte, sei laut dem Niederösterreicher noch nicht abzuschätzen.

Die Vorteile des Red Bull hatten sich bereits im Vorjahr vor allem im aerodynamischen Bereich angedeutet. Die Autos aus der Feder von Adrian Newey haben noch immer deutlich mehr Abtrieb als jene der Konkurrenz. Dadurch fällt auch der nicht ganz so leistungsstarke Renault-Motor weniger ins Gewicht. "Das Triebwerk lässt sich vor allem toll in ein Auto einbauen. Das hat Newey natürlich für seine Aerodynamik genutzt", erklärte Wurz.

Einige PS dürften den Franzosen zwar auf die Spitze fehlen. "Man kann aber nicht wirklich sagen, dass der Renault-Motor schwach ist", meinte der 69-fache GP-Pilot, der in der Formel 1 bis zuletzt als einer der technisch besten Entwicklungspiloten angesehen worden war. "Vielleicht ist es nicht ganz so optimal wie das von Mercedes, aber schlecht ist das Triebwerk sicher nicht."

Mit der Bitte um Aufhebung des Motoren-Entwicklungsstopps dürfte Renault bei der FIA ohnehin auf wenig Zustimmung gestoßen sein. Gleiches gilt für das neue Reglement bei den Fans, die in Bahrain eine Prozession erlebt hatten. "Die Formel 1 ist eine schnelllebige, leistungsbezogene Werbeplattform, da verstehe ich die hohen Ansprüche. Übers Knie zu brechen braucht man aber nichts", meinte Wurz. Reglementänderungen müssten wohlüberdacht sein.

"Zuerst muss man einmal wissen, was man als Reglementmacher will. Dann kann man sicherlich etwas ändern", sagte der Österreicher, der die Leistung von Rekordweltmeister Michael Schumacher bei dessen Rückkehr differenziert bewertet - vor allem im Vergleich mit seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg. "Ob Schumi in Bahrain noch rostig war, oder ob wir dort das echte Kräfteverhältnis gesehen haben, das ist eine interessante Frage."

Ein Comeback in der Königsklasse zieht Wurz selbst nicht mehr in Betracht, dafür fährt er weiter höchst erfolgreich Sportwagenrennen. Zur Vorbereitung auf seine Titelverteidigung im 24-Stunden-Klassiker von Le Mans gewann der Wahl-Monegasse am Wochenende mit Peugeot das 12-Stunden-Rennen von Sebring. Wegen seiner Testverpflichtungen hatte Wurz auch den F1-Auftakt verpasst, in Melbourne fungiert er aber wieder als TV-Experte für den ORF.

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