Olympia

Doping bei Sachenbacher-Stehle und Frullani

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Deutsche Biathletin und italienischer Bob-Anschieber positiv.

Das Stimulanzmittel Methylhexanamin hat für die ersten beiden Dopingfälle der XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi gesorgt. Die deutsche Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle bestätigte am Freitag selbst den positiven Dopingbefund. Wenige Minuten zuvor war bereits der Fall des italienischen Bob-Anschiebers William Frullani offiziell bekannt geworden.

Bei Sachenbacher-Stehle, die früher als Langläuferin zwei Olympiasiege gefeiert hatte, war in der A- und B-Probe Methylhexanamin nachgewiesen worden. Bei Frullani, der auch als Leichtathletik-Mehrkämpfer bekannt ist, wurde im Urin Dymethylpentylamin, eine Untergruppe des vielen Nahrungsergänzungsmitteln illegal zugesetzten Methylhexanamins, entdeckt.

Gesundheitsgefährdende Präparate
Die gesundheitsgefährdenden Präparate werden unter anderem als "Fettburner" und als Produkte zur "Verbesserung der Sauerstoffkapazität bei harten Belastungen" beworben. In der Statistik der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) akkreditierten Laboratorien tauchte Methylhexanamin erstmals 2008 auf. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der positiven Fälle mit dieser Substanz deutlich angestiegen: 2011 waren es bereits 283, im Vorjahr sollen laut dem deutschen Experten Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Sporthochschule Köln, weltweit knapp 400 gewesen sein.

Evi Sachenbacher-Stehle war am Donnerstag als stärkste Läuferin vom deutschen Team nicht für die Biathlon-Frauenstaffel am Freitag nominiert worden, wohl weil ihre positive A-Probe innerhalb der deutschen Delegation bereits bekannt war. Die B-Probe am Freitag bestätigte den Doping-Befund, weshalb Sachenbacher-Stehle aus der Olympia-Mannschaft ausgeschlossen wurde und die sofortige Heimreise antreten musste.

Statement
In einem Statement schrieb die 33-Jährige am Freitag "vom schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann". Sachenbacher-Stehle hatte im Massenstart als Vierte eine Medaille knapp verpasst. Die ehemalige Langläuferin war aber schon 2006 am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden und hatte deshalb das Auftaktrennen verpasst.

Damals war bei ihr ein Hämoglobinwert von 16,4 Gramm pro Deziliter festgestellt worden, 0,4 mehr als der zulässige Grenzwert. Später holte Sachenbacher-Stehle in Turin trotzdem noch Silber mit der Staffel. Als Langläuferin holte sie insgesamt fünf Olympia-Medaillen (zwei Gold, drei Silber), vor zwei Jahren wechselte sie dann wegen Motivationsproblemen zum Biathlon.

Biathletin hatte lange Mühe
Sachenbacher-Stehle hatte aber lange Zeit Mühe, im Biathlon richtig Fuß zu fassen. Sie vermochte sich stetig zu steigern, doch abgesehen von Staffel-Rennen hat sie im Weltcup noch keinen Podestplatz erreicht, in die Top 10 schaffte sie es bis zu den Winterspielen dreimal. Die Leistung im olympischen Massenstartrennen überraschte deshalb. Sachenbacher-Stehle setzte als eine von nur fünf Athletinnen alle 20 Schüsse ins Ziel, musste sich aber im Endspurt um Bronze der zehn Jahre jüngeren Norwegerin Tiril Eckhoff deutlich geschlagen geben.

Im deutschen Lager zeigte man sich schockiert, von der ersten positiven Probe der Winterspiele 2014 betroffen zu sein. Die deutschen Offiziellen wollten aber ihre Läuferin auch so gut in Schutz nehmen, wie es ging. "Es soll sich um ein Nahrungsergänzungsmittel handeln, das keinerlei leistungsfördernde Wirkung hat", sagte Biathlon-Cheftrainer Uwe Müssiggang der dpa.

Schock im deutschen Lager
Der deutsche Chef de Mission Michael Vesper erklärte, jeder Dopingfall sei zuerst einmal eine große Enttäuschung. "Er ist aber auch ein Beleg dafür, dass das Kontrollsystem funktioniert. Wir haben wie in unserem Anti-Doping-Management beschrieben unverzüglich und konsequent gehandelt und im Vorfeld und während der Spiele alles in unserer Macht stehende getan, um sauberen Sport zu ermöglichen." Vesper wies auch erneut auf die erheblichen Gefahren hin, die durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln entstehen können. Deshalb appellierte er erneut an alle Spitzensportlerinnen und -sportler, darauf konsequent zu verzichten.

Sachenbacher-Stehle ließ sich in einer offiziellen Mitteilung ihres Managements so zitieren: "Ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu der positiven Probe gekommen ist. Selbst entsprechende Nahrungsergänzungsmittel hatte ich im Labor vorher überprüfen beziehungsweise mir die Unbedenklichkeit von den Herstellern bestätigen lassen, um immer auf der sicheren Seite zu sein. Ich kann im Moment allen Beteiligten nur ausdrücklich versichern, dass ich zu keinem Zeitpunkt bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen habe und alles daran setzen werde, diese Sache lückenlos aufzuklären."

Frullani positiv
Bei Frullani muss dagegen nichts mehr aufgeklärt werden. Das Mitglied des italienischen Viererbobs sagte den Vertretern des Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI), dass das verbotene Stimulanzmittel in einem via Internet aus den USA bezogenen Nahrungsergänzungsmittel enthalten gewesen sei. Seine positive Dopingprobe stammte vom 18. Februar, als der 34-Jährige im Olympischen Dorf getestet worden war, teilte das CONI mit und bestätigte den Ausschluss Frullanis aus der italienischen Delegation. Im Viererbob wird er durch Samuele Romanini ersetzt.
 

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