Damen-Nachtslalom

Schild am Semmering "nur" Dritte

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Der Salzburgerin unterlief als Führender im 2. Lauf kurz vor dem Ziel ein schwerer Fehler. Die Schwedin Borssen gewinnt vor Zettel.

Die Siegesserie von Marlies Schild ist ausgerechnet im 13. Saisonrennen gerissen. Die Salzburgerin war am Freitag im Nachtslalom am Semmering mit klarer Bestzeit nur noch sechs Tore vom vierten Slalomsieg in Folge entfernt, als sie ein Steher auf Platz drei zurück warf. Damit ging im letzten Rennen des Jahres 2006 der Sieg an die 22-jährige Schwedin Therese Borssen, die 0,25 Sek. vor Riesentorlauf-Siegerin Kathrin Zettel ihren ersten Weltcupsieg feierte. Auch wenn der perfekte Schlusspunkt aus ÖSV-Sicht am Semmering damit ausblieb und die österreichischen Damen erstmals in dieser Saison in einem technischen Bewerb geschlagen wurden, schlossen sie das Jahr gebührend ab. 8 Siege in 13 Rennen und 21 Podestplätze sind eine gewaltige Saisonbilanz.

Spiegelglatter Eishang
Nur das letzte I-Tüpfelchen gelang vor 15.000 Zuschauern am Semmering (insgesamt 26.000 an beiden Tagen bedeuten neuen Rekord) nicht. Obwohl in einem extrem schwierigen Slalom auf einem zum Teil spiegelglatten Eishang, der zusammen mit den Marathon-Laufzeiten von fast einer Minute viele Mädchen nicht gut aussehen ließen (5,5 Sekunden Rückstand reichten für die Qualifikation zum zweiten Lauf), alles angerichtet schien für einen neuerlichen Triumph.

Und das, obwohl mit Nicole Hosp ("Es zipft mich schon sehr an") und Michaela Kirchgasser ("Das nächste Rennen kommt bestimmt") zwei aus dem Erfolgs-Kleeblatt des Damenteams schon im ersten Lauf ausgeschieden waren. Mit Schild vor Borssen und Zettel lagen zwei Österreicherinnen höchst aussichtsreich, Schild nach einer neuerlichen Demonstration ihrer einsamen Klasse sogar gewaltige 0,82 Sek. vor der Schwedin in Front.

Aber selbst die neuerliche Übernahme der Weltcup-Gesamtführung konnte Schild dann im ersten Moment nicht trösten. Wie am Vortag im Riesentorlauf hatte sie den Sieg vor Augen, attackierte erneut kompromisslos, scheiterte aber erneut an einem schweren Fehler. Gewaltige 1,39 Sekunden lag die Salzburgerin bei der letzten Zwischenzeit vor Borssen, als sie überdrehte und damit selbst den Schild-Express zum Stoppen brachte.

Schild vergoss Tränen
Tränen waren trotz Platz drei die logische Folge im Ziel. Schild wäre die erste Österreicherin gewesen, die vier Slaloms in Folge gewonnen hätte. "Sie konnte es natürlich nicht fassen und hat Trost benötigt. Aber Platz drei ist mit diesem Fehler gewaltig", tröstete Damen-Cheftrainer Herbert Mandl. "Ein Belastungsfehler, dann hat es mich ausgedreht. Schade. Es ärgert mich furchtbar, denn ich hätte nur normal runterfahren müssen", erklärte Schild.

So wurde mit Zettel die Lokalmatadorin die Preisgeld-Königin von Semmering 2006. 35.850 Euro Brutto kassierte die Niederösterreicherin, die nur so strahlte. "Mit diesen zwei Tagen bin ich überglücklich. Eine Wahnsinns-Stimmung, danke an die Fans und meine Serviceleute." Für Schild hatte sie Trost: "Auf so einem Eishang muss man den Schwung genau und kompromisslos treffen. Das kann die Marlies derzeit einfach am besten."

Starke Leistung von Borssen
Borssen ist allerdings alles andere als eine Überraschungs-Siegerin. Die Schwedin war schon bisher die einzige, die den ÖSV-Damen Paroli hatte bieten können, wie ihre zwei Podestplätze in Aspen und Val d'Isere beweisen. "Ich war überzeugt, Zweite zu sein. Denn Marlies ist einfach zu gut", gestand die Schwedin, die sich wie ihre Kolleginnen den kraftvollen und brutalen Stil der schwedischen Slalom-Herren angeeignet hat.

Erste Gratulantin am Telefon war Teamkollegin Anja Pärson, die wegen einer Knieverletzung auf den Start verzichten musste. "Vor so vielen Menschen erstmals zu gewinnen, ist einfach großartig", sagte Borssen. Dass die extrem eisigen Verhältnisse nicht als Ausrede galten, beweisen zwei blutjunge Damen. Die beiden 17-jährigen Skandinavierinnen Nina Löseth (NOR/9.) und Sanni Leinonen (FIN/10.) fuhren mit den hohen Startnummern 34 bzw. 57 in die Top-Ten.

Walchhofer gewinnt beide Bormio-Abfahrten
Indes schrieb Michael Walchhofer Ski-Geschichte. Der Österreicher hat am Freitag auch die zweite alpine Weltcup-Abfahrt der Herren in Bormio gewonnen. Walchhofer ist damit erster doppelter Doppel-Abfahrtssieger der Ski-Geschichte. Alle Infos hier!

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