Australian Open

Federer setzt Mega-Comeback fort

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Federer entzaubert Überraschungsmann Zverev. Jetzt wartet Landsmann.

Das eindrucksvolle Comeback von Roger Federer nach einem halben Jahr Auszeit geht im Halbfinale der Australian Open weiter: Der als Nummer 17 gesetzte Schweizer besiegte am Dienstag Murray-Bezwinger Mischa Zverev (GER) nach 92 Minuten klar mit 6:1,7:5,6:2. Federer trifft in seinem bereits 13. Halbfinale im ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres auf Landsmann Stan Wawrinka.

Der 35-jährige Federer präsentiert sich dieser Tage in großartiger Form und als ob die Zeichen der Zeit überhaupt nicht an ihm nagen würden. Nun könnte er mit einem Sieg über US-Open-Sieger Wawrinka sogar das Traum-Finale zweier Topstars dieses Sports perfekt machen. Denn auch Rafael Nadal, der allerdings noch zweimal, darunter auch gegen Milos Raonic (CAN-3), gewinnen muss, steht noch im Bewerb.

18. Grand Slam in Reichweite
Federer fehlen nun noch zwei Siege auf den ersehnten 18. Major-Titel, dem er nun schon seit Wimbledon 2012 nachläuft. Federer entkräftete das unorthodoxe Serve-Volley-Spiel des deutschen Linkshänders Zverev, das am Sonntag die Nummer eins, Andy Murray, zu Fall gebracht hatte. Doch Federer startete furios mit einer 5:0-Führung und nahm dem Deutschen gleich einmal die Schneid. Im zweiten Durchgang geriet Federer nach einem Serviceverlust 1:3 in Rückstand, doch nach weniger als einer Stunde hatte der Schweizer schon die 2:0-Satzführung in der Tasche.

"Ich bin glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich so gut sein würde - und da bin ich immer noch. Ein Semifinale gegen Stan, es könnte nicht cooler sein", freute sich Federer, der sich aber auch über den Erfolg des von vielen Verletzungen geplagten Zverev freute. "Ich bin so glücklich für ihn, er hatte eine harte Zeit. Ich freue mich für Burschen, die nach Verletzungen eine zweite oder fünfte Chance bekommen", meinte Federer - und meinte damit wohl ein kleinwenig auch sich selbst. Federer ist trotz einer 18:3-Bilanz gegen Wawrinka nun nicht ganz so großer Favorit gegen seinen Landsmann. "Gegen Stan muss ich aggressiv bleiben", meinte Federer, der übrigens alle drei Niederlagen gegen Wawrinka auf Sand erlitten hat.

Es kommt zum Schweizer Duell
Zuvor war Wawrinka, der 2014 bei den Australian Open triumphiert hatte, gegen Jo-Wilfried Tsonga mit 7:6(2),6:4,6:3 erfolgreich geblieben. Nach dem ersten Satz kam es zu einem kurzen verbalen Schlagabtausch beim Seitenwechsel, beide wollten danach nicht näher darauf eingehen. Wawrinka steht in seinem dritten Melbourne-Semifinale bzw. seinem achten bei einem Grand-Slam-Turnier. "Wenn ich gegen Roger spiele, wird es schwer werden, ein paar Fans zu haben. Aber ich hoffe, ein paar applaudieren auch für mich", erklärte "Stan the man" schon vor Federers Sieg.

Ein reines US-Damen-Halbfinale wurde am ersten Viertelfinal-Tag ermittelt. Die 36-jährige Venus Williams erlebt ihren x-ten Frühling und bezwang die Russin Anastasia Pawljutschenkowa mit 6:4,7:6(3). Die siebenfache Grand-Slam-Siegerin hat Lunte gerochen und möchte mehr. "Das Turnier ist überhaupt noch nicht vorbei. Ich spiele jetzt das Tennis, das mir die gewünschten Resultate bringt", meinte Williams, die sich siegeshungrig zeigte. Venus ist übrigens die älteste Halbfinalistin bei einem Major seit Martina Navratilova 1994 in Wimbledon.

Kommt es zum "Sister-Act"?
Selbst wenn es noch einmal zum großen "Sister Act", also einem Endspiel gegen ihre Schwester Serena, kommen sollte, wird die schwesterliche Liebe hinten angestellt. "Soll ich über das Netz schauen und denken, dass die Person auf der anderen Seite es mehr verdient? Das ist nicht die Mentalität, aus der Champions entstehen. Ich wäre gerne Champion, besonders dieses Jahr", verriet Williams und ergänzte, "wenn ich auf den Platz gehe, denke ich: ich verdiene das." 14 Jahre nach dem Endspiel steht sie im Melbourne Park wieder unter den letzten vier.

Im überraschenden Halbfinale steht ihr nun eine Landsfrau gegenüber: Coco Vandeweghe bestätigte ihren Sensationssieg über die Weltranglisten-Erste Angelique Kerber und eliminierte auch die als Nummer 7 gesetzte Spanierin Garbine Muguruza. Mit 6:4,6:0 sogar deutlich. "Sie hat unglaublich gespielt. Ich bereue nichts, was meine Leistung betrifft", lobte Muguruza ihre Bezwingerin. Die 25-jährige Weltranglisten-35. Vandeweghe steht zum ersten Mal im Halbfinale eines Major-Turniers.

US-Girl fordert Williams
"Es ist unglaublich, im Semifinale zu stehen, aber wisst ihr, es ist noch nicht vorbei", sagte Vandeweghe, die trotz Nervosität die nächste Hürde gemeistert hat. "Vielleicht spiele ich besser, wenn ich nervös bin und Angst habe. Aber ich nehme es als eine Herausforderung, die ich genieße", sagte die gebürtige New Yorkerin, die nun in Kalifornien lebt. Vandeweghe stammt aus einer sehr sportlichen Familie: Ihr Großvater Ernie Vandeweghe war ein NBA-Spieler der New York Knicks, sie ist die Nichte der früheren NBA-Spielerin Kiki Vandeweghe und ihre Mutter Tauna schwamm bei den Olympischen Spielen 1976 für die USA.

Worüber sich beide Spielerinnen freuen, selbst wenn sie verlieren sollten? "Zu wissen, dass zumindest eine US-Spielerin im Finale steht, ist großartig für das US-Tennis", meinte Venus. "Sie möchte in ihr erstes Finale kommen, ich möchte in mein erstes zweites Endspiel hier kommen." Und am liebsten wohl gegen Schwester Serena. Die 22-fache Major-Siegerin muss zuvor am Mittwoch aber die starke Britin Johanna Konta ausschalten, US-Open-Finalistin Karolina Pliskova ist im weiteren Viertelfinale gegen die 34-jährige Kroatin Mirjana Lucic-Baroni Favoritin.

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