Krimi in Köln

22:22 gegen Deutschland - EM-Märchen unserer Handballer geht weiter

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Wenige Sekunden haben unserem Handball-Wunderteam in Köln gefehlt, um Deutschland vor den eigenen Fans zu besiegen. Nikola Bylik & Co. verlangen mit einer unglaublichen Teamleistung dem Gastgeber alles ab und erkämpfen am Ende ein 22:22-Unentschieden.

Das Handball-Märchen der österreichischen Männer bei der EM in Deutschland geht weiter. Am Samstag versetzten Mykola Bilyk und Co. in Köln beim 22:22 (12:11) den Titelhoffnungen von Gastgeber Deutschland einen schweren Dämpfer und dürfen nun sogar vom Halbfinale träumen. Vor den zwei letzten Hauptrundenspielen ist die ÖHB-Truppe gleichauf mit Ungarn zwei Punkte hinter Montag-Gegner und Gruppe-1-Leader Frankreich Dritter, am Mittwoch wartet Island.

+++ Das Spiel im Sport24-LIVETICKER zum Nachlesen +++

Nach den Vorrunden-Coups gegen Kroatien (28:28) und Spanien (33:33) sowie dem Hauptrunden-Sieg über Ungarn (30:29) wuchs die Auswahl von Teamchef Ales Pajovic vor 20.000 Zuschauern ein weiteres Mal über sich hinaus. "Gegen die Deutschen vor 20.000 Fans, Hut ab, unglaublich. Ich bin ehrlich ohne Worte", sagte Pajovic danach im ORF

Handball-EM Österreich gegen Deutschland
© GEPA
× Handball-EM Österreich gegen Deutschland

Angeführt von einem auf Weltklasseniveau haltenden Tormann Constantin Möstl lag man gegen die Hausherren im Finish sogar mit fünf Toren in Führung und hat nun Platz eins oder zwei und damit das Halbfinale vor Augen. In jedem Fall ist eine Verbesserung der bisherigen Topplatzierung in Reichweite. 2020 war man bei der Heim-EM Achter geworden. "Wir sind voll im Rennen um das Halbfinale. (...) Wieso sollten wir jetzt gegen Frankreich aufhören", kündigte Möstl an.

Handball Österreich Deutschland
© APA
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Unsere Defensive lässt nichts zu

Österreich startete vor rund 20.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena mit zwei Paraden von Möstl fulminant. Der 23-Jährige sollte sich freilich erst warm machen. Mit einer 55-prozentigen Fangquote vor der Pause hatte der Wiener den Löwenanteil an der rot-weiß-roten Vorstellung. Möstl ermöglichte seiner Truppe auch in haarigen Situationen, dranzubleiben bzw. schließlich sogar in Front zu gehen. In der 16. Minute schoss Boris Zivkovic beim 6:4 erstmals eine Zwei-Tore-Führung heraus.

Handball Österreich Deutschland
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So wie Möstl glänzte auch Österreichs Verteidigung, die DHB-Auswahl spielte ihre wenigen Tore mit viel Mühe heraus. Nikola Bilyk baute den Vorsprung mit dem 8:5 (19.) auf drei Tore aus, nach einer Möstl-Parade schlug Oldie Robert Weber im Konter eine Zwei-Minuten-Strafe für Deutschland und einen Siebenmeter heraus. Sebastian Frimmel scheiterte aber wie Weber zuvor am ebenfalls gut aufgelegten deutschen Goalie Andreas Wolff. Dennoch gelang in der 22. Minute die 10:6-Führung.

Nach doppelter Unterzahl arbeitete sich Deutschland auf 9:11 heran (25.) und verkürzte mit einem Wurf ins leere Tor kurz vor der Pause auf 11:12. Möstl krachte beim Versuch, den Ball abzufangen, mit der Schulter an die Stange und pausierte bis kurz nach Wiederbeginn. Dramatisch auch das Finish der ersten Hälfte: Nach Ballgewinn fehlten Österreich nur Zentimeter auf das 13:11 - die Uhr war aber bereits abgelaufen.

Deutsche gehen nicht mehr in Führung

Wolff eröffnete die zweite Hälfte mit zwei Paraden der ersten drei Schüsse, Deutschland glich in der 34. Minute auf 13:13 aus. Frimmel konterte per Siebener zum 14:13, Lukas Hutecek erhöhte wieder auf plus zwei (15:13/36.). Deutschland zeigte unter Druck weiter Unsicherheiten, wenig später stand es 18:15 (39.). Möstl meldete sich mit zwei wichtigen Paraden zurück, Weber überwand Wolff vom "Punkt" zum 19:16 (44.).

Handball Österreich Deutschland
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× Handball Österreich Deutschland

Österreich bewahrte kühlen Kopf, nutzte das 7:6-Überzahlspiel immer wieder gut. Deutschland fand trotz längerer Bank nur selten Lösungen und war nicht in der Lage, den Anschluss zu finden. Mit dem 22:18 (50.) schien Österreich eine kleine Vorentscheidung geschafft zu haben, hatte aber Pech bei vier Stangenwürfen und musste die Kontrahenten noch einmal auf 21:22 herankommen lassen (55.). Die Partie wurde zur Nervenschlacht, Deutschland vergeudete zwei Angriffe, schaffte aber 50 Sekunden vor dem Ende den 22:22-Ausgleich und kam sogar noch einmal in Ballbesitz. Es blieb aber bei diesem Resultat.

Österreich bewahrte kühlen Kopf, nutzte das 7:6-Überzahlspiel immer wieder gut. Deutschland fand trotz längerer Bank nur selten Lösungen und war nicht in der Lage, den Anschluss zu finden. Mit dem 22:18 (50.) schien Österreich eine kleine Vorentscheidung geschafft zu haben, hatte aber Pech bei vier Stangenwürfen und musste die Kontrahenten noch einmal auf 21:22 herankommen lassen (55.). Die Partie wurde zur Nervenschlacht, Deutschland vergeudete zwei Angriffe, schaffte aber 50 Sekunden vor dem Ende den 22:22-Ausgleich und kam sogar noch einmal in Ballbesitz. Es blieb aber bei diesem Resultat.

"Haben Handball-Geschichte geschrieben"

"Am Ende hat ein bisschen das Glück gefehlt. Es wäre aber Wahnsinn, davon zu reden, dass wir nicht zufrieden sind mit dem Punkt", betonte Mitte-Rückraummann Lukas Hutecek. Kapitän Bilyk war sich der historischen Dimension bewusst. "Man kann nichts anderes sagen, als dass wir Geschichte schreiben für den österreichischen Handball."

Am Montag (18.00 Uhr/live ORF 1) kommt es in Köln zum Aufeinandertreffen mit den makellosen Franzosen, die am Samstag Kroatien beim 39:32 in die Schranken wiesen. "Frankreich wird viel, viel härter, die kommen mit ganz, ganz viel Selbstvertrauen, vielen Weltklassespielern und einer ganz anderen Souveränität", prophezeite Hutecek.

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