Australien Open

Melzer gegen Murray chancenlos

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Der Österreicher darf sich trotzdem über den Einzug in die Top 10 freuen.

Die Hoffnung auf sein zweites Einzel-Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier ist für Jürgen Melzer am Montag vorerst nicht in Erfüllung gegangen. Zu stark präsentierte sich der als Nummer 5 gesetzte Andy Murray beim 6:3,6:1,6:1 in nur 104 Minuten im Achtelfinale der Tennis-Australian-Open. Melzer gelang es nicht, dem 23-jährigen Schotten sein aggressives Spiel aufzuzwingen. Die 15.000 Zuseher in der Rod-Laver-Arena sahen letztlich ein einseitiges Match, Murray gewann auch das fünfte Duell mit dem Niederösterreicher.

"Murrays Leistung anerkennen"
"Man muss auch anerkennen wie gut der gespielt hat. Er hat im ersten Satz einen unerzwungenen Fehler gemacht und einen Doppelfehler und im ganzen Match zehn (unerzwungene Fehler-Anm.)", lautete Melzers Match-Analyse im diesmal leeren Main-Interview-Room des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres. "Der war einfach besser." Der als Nummer 11 gesetzte Österreicher, der erstmals seit seinem Aufstieg in die absolute Welt-Elite wieder gegen Murray antrat, hatte sich aber freilich mehr erhofft.

Zu viele Chancen ausgelassen
Melzer schaffte im ersten Satz nach einem Service-Verlust zum 1:3 zwar unmittelbar darauf das Rebreak, doch er musste seinen Aufschlag gleich wieder zum 2:4 abgeben. Als Melzer bei 3:5 einen Breakball zum 4:5 nicht nützen konnte, war der erste Satz vorbei. Ein schnelles Break Murrays im zweiten Satz zum 1:0 hätte Melzer ausgleichen können, hatte er doch bei 0:40 und bei Vorteil vier Chancen dazu. Murray hingegen nützte im fünften Game seine vierte Chance zum zweiten Break. Nach 70 Minuten führte Murray 6:3,4:1, doch die erhoffte Trendwende ist nicht eingetroffen.

Was nach außen hin als enttäuschende Leistung ausgesehen hatte, erklärte Melzer, dessen Körpersprache auch nicht so wirkte wie sonst, mit der Stärke des Gegners. "Der spielt einfach extrem schlau. Er spielt einen kurzen Slice rein und lässt einen halt machen. Man hat dann mit dem Wind nicht den ganzen Platz zur Verfügung, weil er den Ball kurz hält. Das war von ihm einfach eine zu gute Leistung", beschrieb Melzer, der 27 unerzwungene Fehler beging, sein viertes Major-Achtelfinale in Folge.

"Noch nie so gut gegen mich gespielt"
Trotz seines persönlichen Aufstiegs hat er Murray weit weniger fordern können als in den vier vorangegangenen Partien. "Ich muss ehrlich sagen, er hat noch nie so gut gespielt gegen mich. Ich habe selber den Ball gar nicht so schlecht auf dem Schläger gehabt, sondern es einfach nicht geschafft, den Punkt fertig zu spielen oder den Winner zu schlagen. Der läuft einfach gut und hat sicher besser gespielt als die letzten Male."

In der Tat hat Murray eine Vielzahl bereits gewonnen geglaubter Punkte offen gehalten, weil er sich sehr gut bewegt hat. "Ich habe für mich selbst genügend Winner gespielt, wo ich einfach noch überrascht war, dass überhaupt noch Bälle zurückgekommen sind", sagte Melzer. "Schneller kann ich nicht mehr spielen, das war von ihm eine außerordentliche Leistung." Im Vergleich zu den bisherigen Begegnungen ortete das ÖTV-Ass beim Vorjahres-Finalisten auch eine "extrem verbesserte Offensive".

Melzer, der natürlich mit Philipp Petzschner im Doppel-Bewerb noch ein heißes Eisen im Feuer hat, ist mit seinem Einzel-Auftritt in Melbourne zufrieden. "Es war okay. Gegen einen Murray kann man verlieren. Ich habe mich in die vierte Runde gespielt, habe bis dorthin ordentliches Tennis gespielt und ich habe auch nicht das Gefühl gehabt, dass ich heute einen rabenschwarzen Tag gehabt habe", stellte Melzer fest. Wenn zwei solche Spielertypen aufeinandertreffen würden, dann schaue es eben für den Angriffsspieler schlecht aus.

Murray "kein Angstgegner"
Das Wort "Angstgegner" wollte Melzer hingegen nicht gelten lassen. "Was ist ein Angstgegner? Ich habe gegen ihn fünfmal verloren, das ist ein sehr guter Spieler. Ich hasse diesen Ausdruck Angstgegner." Andy Murray war von dem schnellen Sieg angetan. "Wir haben schon einige enge Matches gehabt, ich bin schon ein bisschen überrascht. Ich habe mich gut bewegt, habe den Ball heute besser als in den ersten Runden getroffen."

Murray trifft nun auf den 22-jährigen ukrainischen Sensationsmann Alexandr Dolgopolow, der nach einem Sieg über den als Nummer vier gesetzt gewesenen Schweden Robin Söderling bei seinem vierten Major gleich das Viertelfinale erreicht hat.

Im Doppel-Bewerb noch dabei
Melzer ist am Dienstag in Melbourne wieder im Einsatz. Der Doppel-Wimbledonsieger tritt mit Petzschner im Viertelfinale gegen die topgesetzten Bryan-Zwillinge (USA) an. "Wir spielen natürlich gegen ein sehr starkes Doppel aber wir können auch ein Grand Slam gewinnen, das haben wir bewiesen." Die nächsten Einzel-Einsätze des laut ATP ab nächsten Montag erstmals in die Top Ten einziehenden Deutsch Wagramers sind im Februar in Rotterdam und Marseille.

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