Handball-WM

Österreich werden Grenzen aufgezeigt

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Nach zweiter Niederlage kehrt beim ÖHB-Team die bittere Realität zurück.

Norrköping ist nicht Linz, Linköping ist nicht Wien. Ein Jahr nach der Heim-EM scheinen Österreichs Handball -Männer bei der WM in Schweden an ihre Grenzen zu stoßen. Die Chance auf das Erreichen der Hauptrunde war zwar nach drei Partien noch am Leben, die Zwischenbilanz nach dem Sieg gegen Brasilien und den Niederlagen gegen Japan und Norwegen fiel jedoch eher ernüchternd aus.

Man wird (zu) ernst genommen
Neben den begeisterten rot-weiß-roten Fanmassen im Rücken fehlte dem Team in den ersten WM-Spielen auch spielerisch das entscheidende Etwas. Mit den Erfolgen im Jahr 2010 hat Österreich seine gefährlichste Waffe eingebüßt: den Überraschungseffekt. "Vor einem Jahr haben alle gesagt: 'Die Österreicher machen wir eh weg.' Da konnten wir dann überraschen", sagte Flügelspieler Robert Weber.

Die Zeiten haben sich aber geändert. "Wir sind zum ernstzunehmenden Gegner geworden. Dadurch stellen sich die Mannschaften viel besser ein und dadurch wird es weitaus härter", so Weber, für den es im ÖHB-Team auch spielerisch einfach nicht richtig rund läuft. "Es fehlt ein bisschen die Abstimmung, mit dem Timing passt es nicht ganz. Der Ball läuft zu langsam. Ein schöner, flüssiger Ball wie bei der EM fehlt", merkte der Magdeburg-Legionär an.

Kadertiefe fehlt
Für neue Überraschungsmomente fehlt ganz einfach die Breite im Kader. "Durch die mangelnde Quantität sind wir sehr leicht auszurechnen. In unseren Analysen müssen wir uns meist auf sehr viele verschiedene Gegenspieler vorbereiten, bei uns dürfte das einfacher sein", analysierte ÖHB-Regisseur Viktor Szilagyi.

Konrad Wilczynski forderte trotz des erfolgreichen Jahres 2010 mehr Realitätssinn. "Lassen wir die Kirche im Dorf. Die erste Spielhälfte gegen Japan war sehr enttäuschend. Aber Mannschaften wie Norwegen sind absolute Weltklasse. Es ist unglaublich schwierig, gegen solche Gegner mitzuhalten", erklärte der Flügel der Berliner Füchse.

Fans machen den Unterschied
Auch die bei den Österreich-Spielen im Idealfall maximal halbleeren Hallen tragen wenig dazu bei, die Erinnerungen an die EM 2010 aufleben zu lassen. "Natürlich liegen zwischen der Begeisterung bei der EM und jetzt bei der WM Welten, da wird man getragen, und das kann schon bis zu fünf Tore ausmachen", meinte Wilczynski. Die Atmosphäre soll aber keinesfalls als Ausrede dienen. "Wir sind bei einer WM. Wer das nicht kapiert, ist sowieso fehl am Platz", so Weber.

Jetzt helfen nur mehr zwei Siege
Die letzten Aufstiegs-Hoffnungen der Österreicher ruhten auf der spätabendlichen Dienstag-Partie gegen "Lieblingsgegner" Island (21.30 Uhr). Der Höhenflug 2010 hatte vor fast exakt einem Jahr am 21. Jänner mit einem 37:37-Remis in Linz gegen den Olympia-Zweiten begonnen.

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