Bei Verbandstag

OSV-Skandal: Es herrscht weiter Chaos

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Bei außerordentlichen Parteitag wird jetzt kompletter Vorstand neu gewählt.

Der außerordentliche Verbandstag des österreichischen Schwimmverbandes (OSV) am Samstag im Wiener Hotel Marriott hat mit dem Abbruch durch die geschäftsführende OSV-Vizepräsidentin Birgit Fürnkranz-Maglock nach der Dauer von nicht einmal einer Stunde ein unerwartetes Ende genommen. Rund zwei Stunden später wurde Fürnkranz-Maglock vom OSV-Vorstand als OSV-Präsidiumssprecherin abgesetzt.

Die Vorstandsbesprechung fand sofort im Anschluss an den abgebrochenen Verbandstag statt, Fürnkranz-Maglock war aus eigener Entscheidung nicht dabei. "Die Emotionen waren da einfach zu groß", erklärte sie dazu danach. In ihrer Abwesenheit wurde von den verbliebenen Vorstandsmitgliedern einstimmig beschlossen, mit Peter Putzgruber einen anderen der drei Vizepräsidenten als neuen OSV-Sprecher einzusetzen.

"Birgit Fürnkranz-Maglock hat den außerordentlichen Verbandstag ohne Besprechung mit den Vorstandsmitgliedern im Alleingang abgebrochen", erklärte Putzgruber für den geschäftsführenden Vorstand den auch noch zwei Stunden nach dem Abbruch am Ort des Geschehens verbliebenen Vertretern der Vereine und Medien. "Wir werden schauen, dass das Schiff OSV, das knapp am Untergehen ist, wieder in halbwegs befahrbare Gewässer zu bringen."

Kluft
Danach wurde in einer u.a. gegen Fürnkranz-Maglock verfassten OSV-Mitteilung die zwischen ihr und dem Rest des OSV-Vorstands länger bestehende Kluft offenbar. "Taktierspiele, die ausschließlich persönlichen Interessen dienen und wichtige Restrukturierungen im OSV verhindern, können vom geschäftsführenden Vorstand im Sinne des Verbands nicht weiter hingenommen werden. Der entstandene materielle Schaden und Imageschaden sind inakzeptabel."

Interessanterweise hat die weiter als Vizepräsidentin fungierende Fürnkranz-Maglock den Abbruch des Verbandstags ebenfalls mit nötigen OSV-internen Umstrukturierungen begründet. "Der OSV muss nicht kosmetisch, sondern von Grund auf erneuert werden", erklärte die Niederösterreicherin und schloss damit sinngemäß an ihre Eröffnungsworte an, in denen sie betonte hatte, dass der Sport im OSV wieder in den Vordergrund gestellt werden müsse.

Dass der Abbruch des Verbandstags überhaupt möglich geworden war, lag an einem von 13 Vereinen gleich nach Beginn durch Thomas Krankl eingebrachten Antrag. Der per Vollmacht mit den Stimmen von SC Austria Wien ausgestattete Anwalt führte aus, dass zumindest diese 13 Vereine nicht ordnungsgemäß über die Abhaltung des ao. Verbandstags verständigt worden waren, was ein unbehebbarer Mangel sei.

Mangelhafte Einladungen

"Zum Verbandstag ist mangelhaft eingeladen worden", führte Krankl in seiner Stellungnahme aus und meinte, dass die betroffenen Vereine ihr Antragsrecht damit nicht in vollem Umfang hätten wahrnehmen können. "Dadurch ergibt sich eine Anfechtbarkeit sämtlicher Beschlüsse, die hier gefasst werden." Laut Krankl kämen die 13 Vereine aus Wien, Niederösterreich, Burgenland und Vorarlberg.

Der Antrag der 13 Vereine lautete einerseits auf eine Gesamtwahl des OSV-Vorstands, andererseits dass Ex-Finanzreferent Walter Benesch auf Lebenszeit nie mehr eine OSV-Vorstandsfunktion ausüben dürfe und schließlich auf Bestellung eines Sondervertreters zur Prüfung von Schadenersatzansprüchen gegen frühere Vorstandsmitglieder. Krankl: "Es ist an der Zeit, dass der geschäftsführende Vorstand in seiner Gesamtheit neu gewählt wird."

Der Antrag wurde beispielsweise vom Wiener Club SC Diana unterstützt: "Wir haben nichts bekommen, keine Einladung", sagte Diana-Vertreter Andreas Steiner. "Ich habe erst Ende November vom Verbandstag erfahren. Sie haben mir das Recht genommen, hier etwas einzubringen." Hatte Fürnkranz-Maglock dennoch zunächst betont, dass die Einladungen fristgerecht am 7. Oktober verschickt worden waren, schwenkte sie nach heftigen Diskussionen um.

"Man kann für einen Neuanfang nicht mit alten Fehlern beginnen", erklärte sie schließlich in Bezug auf die sich abzeichnenden Streitereien. "Der OSV ist ohnehin mit einer Fülle von Prozessklagen behaftet. Ich möchte nicht eine neue Prozessflut für den OSV. Wir müssen ihn gemeinsam wieder in bessere Bahnen lenken. Aus diesem Grund sehe ich mich gezwungen, den Verbandstag abzubrechen. Unter diesen Umständen bin ich nicht bereit, ihn weiterzuführen."

Vakanter Präsidentenposten

Damit jedenfalls ist der Präsidentenposten weiter vakant, innerhalb von neun Wochen wird - womöglich in West-Österreich - ein weiterer außerordentlicher Verbandstag stattfinden, auf dem der gesamte OSV-Vorstand neu gewählt wird. Das ist eine wesentliche Neuerung, denn im Hotel Marriott ging es punkto Wahlen primär um die Neubesetzung des Präsidentenpostens. Dieser ist seit dem Rücktritt von Christian Meidlinger Anfang August vakant.

Als einziger Kandidat für das OSV-Präsidentenamt hatte Stefan Miklauz kandidiert. "Unter vernünftigen Bedingungen stehe ich auch weiter zur Verfügung", sagte der Unternehmer nach dem Abbruch. Übrigens kündigte der 34-Jährige die Abberufung von Fürnkranz-Maglock bereits an, während der Vorstand noch darüber beriet.

Scharfe Attacken
Miklauz griff Fürnkranz-Maglock wie schon im Vorfeld des Verbandstags scharf an und erläuterte, dass er im Fall seiner Wahl neue Leute in den Vorstand gebracht hätte. "Zwei Drittel des Vorstands machen ja gute Arbeit", sagte Miklauz. "Die anderen sollte man ersetzen." Speziell die drei Vize-Präsidentenposten wären durch die "Liste Miklauz" neu besetzt worden.

Und zwar mit Christoph Schwarz aus Niederösterreich, Stefan Opatril aus Tirol und dem aktuell als OSV-Schriftführer tätigen Herbert Schurm aus Oberösterreich. Schwarz und Opatril wären neu im Vorstand und würden eine Verjüngung bringen. Durch Rücktritte der Vizepräsidenten wären laut Miklauz die Neubesetzungen möglich geworden. Putzgruber sagte zwar, von diesen Plänen zu wissen, spruchreif wäre das aber erst beim Verbandstag 2016 geworden.

Damit wäre aktuell doch keine größere Veränderung passiert, was bei einer Neuwahl des Vorstands beim nächsten außerordentlichen Verbandstag voraussichtlich im Februar nun aber zumindest theoretisch möglich ist. Bis dahin wird Putzgruber den OSV nach außen hin vertreten.

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