Ex-Dopingsünder ist "Glocknerkönig" und baut Gesamtvorsprung weiter aus.
Der Italiener Riccardo Ricco dominiert die Österreich-Radrundfahrt weiter nach Belieben. Der 26-jährige ehemalige Dopingsünder gewann am Mittwoch auch die Bergankunft auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf 2.323 m Seehöhe und kürte sich damit zum "Glockner-König". Ricco triumphierte am "Dach" der Tour 41 Sekunden vor dem Spanier Sergio Pardilla und seinem Landsmann Emanuele Sella. Bereits am Kitzbüheler Horn war dieses Trio vorangelegen. Kein Österreicher schaffte es auf der Königsetappe in die Top Ten, Stefan Denifl wurde als bester mit zweieinhalb Minuten Rückstand Zwölfter.
Vorsprung ausgebaut
Ricco baute mit dem Prestige-Erfolg am
Glockner seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf Sella und Pardilla auf
fast zwei Minuten aus. "Ich freue mich sehr, dass ich Glockner-König
geworden bin. Das ist ein großer Sieg für mich, weil hier viele starken
Mannschaften am Start sind", frohlockte der Bergkönig der Rundfahrt.
Dem Italiener ist der Gesamtsieg damit wohl kaum noch zu nehmen, auch das
Zeitfahren am vorletzten Tag bringt ihn nicht mehr aus der Ruhe. "Ich
habe jetzt einen schönen Vorsprung. Ich bin zwar mehr in den Bergen als beim
Zeitfahren zu Hause, aber auch Sella und Pardilla sind keine ausgesprochen
guten Zeitfahrer", betonte Ricco, der bis März eine 20-monatige
Dopingsperre abgesessen hat.
"Bin gut in Form"
Der Italiener hatte sich auf den
letzten Kehren hinauf zum Etappenziel wie am Kitzbüheler Horn spielend
leicht von den Konkurrenten abgesetzt. "Ich strenge mich genauso an,
auch wenn es nicht so aussieht. Aber ich bin in guter Form und deshalb sieht
es so leicht aus", meinte Ricco über seine Dominanz.
Denifl verliert weiter Zeit
Denifl büßte im Gesamtklassement
erneut viel Zeit auf die Spitze und einen Platz ein. Der 22-jährige Tiroler
hat als Zehnplatzierter bereits fast sechs Minuten Rückstand auf den
Spitzenreiter. "Ich bin nicht ganz zufrieden, aber mehr war einfach
nicht drinnen. Die ersten Drei fahren hier ihr eigenes Rennen, die Rundfahrt
ist so ziemlich gelaufen", sagte Denifl. Matthias Brändle, der sich
erneut lange in einer Spitzengruppe befunden hatte, wurde mit über drei
Minuten Rückstand 20. Der Vorarlberger ist im Gesamtklassement als
zweitbester ÖRV-Profi sieben Minuten zurück nun 16.
Frühe Fluchtgruppe
Auf dem Weg von Lienz nach Spittal an
der Drau hatte sich erwartungsgemäß früh eine Fluchtgruppe gebildet. Die 13
Ausreißer wurden aber nach rund 65 Kilometern vor Obervellach im Mölltal
wieder eingeholt. Wenig später machten sich zwölf Fahrer, darunter die vier
Österreicher Brändle, Christoph Sokoll, Josef Benetseder und Michael
Pichler, davon. Die Fluchtgruppe hielt den Vorsprung auf dem Weg durch das
obere Mölltal konstant bei rund eineinhalb Minuten.
Am Beginn des 16,5 km langen Schlussanstieges kurz nach Heiligenblut fiel die Gruppe dann aber auseinander. Brändle und der Deutsche Patrik Sinkewitz behaupteten sich vorerst noch wenige Kilometer an der Spitze. Im Hauptfeld verschärften unterdessen aber die Favoriten um Ricco das Tempo und holten das Duo schnell ein. Wie am Kitzbüheler Horn am Montag setzten sich zur Hälfte des Schlussanstieges Ricco, Sella und Pardilla endgültig ab, ehe Ricco rund zwei Kilometer vor dem Ziel zur entscheidenden Attacke ansetzte.
Keisse von Tour zurückgezogen
Das Team Quick Step hat den
Belgier Iljo Keisse am Mittwoch offiziell und mit sofortiger Wirkung von der
Österreich-Radrundfahrt zurückgezogen. Quick Step begründete den Schritt in
einer Aussendung mit der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs
(CAS) in Lausanne, der einen Einspruch der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA)
behandelt hat.
Keisse, Vizeweltmeister im Punktefahren 2007 und einer der populärsten Sportler in Flandern, hatte im November 2007 einen positiven Dopingtest abgeliefert, war aber von der nationalen Anti-Doping-Behörde freigesprochen worden. Auf seiner Homepage gab Keisse an, dass der CAS den Freispruch außer Kraft gesetzt hat. Quick Step hat den 27-jährigen Belgier daher mit sofortiger Wirkung und bis auf weiteres von allen Aktivitäten zurückgezogen. Keisse war schon am Mittwoch nicht an den Start der 4. Etappe der Österreich-Rundfahrt auf den Großglockner gegangen.