Tiger arbeitete sich Tag für Tag vor, Außenseiter McDowell gewinnt.
Der krasse Außenseiter Graeme McDowell hat die 110. US Open der Golfprofis gewonnen und nach 40 Jahren wieder für einen Sieg eines Europäers im zweiten Major-Turnier des Jahres gesorgt. Nach 284 Schlägen setzte sich der 30-jährige Nordire am Sonntag in Pebble Beach einen Schlag vor dem Franzosen Gregory Havret durch. Der zweimalige US-Open-Sieger Ernie Els wurde zwei Schläge hinter McDowell Dritter, Tiger Woods und Phil Mickelson teilten sich mit einem weiteren Schlag Rückstand den vierten Platz.
Woods bleibt Weltranglisten-Erster
Für Woods bleibt der Trost,
dass er den Angriff seines US-Erzrivalen Phil Mickelson auf die Spitze der
Weltrangliste fürs erste abwehren konnte. "Ich bekomme wieder ein besseres
Gefühl für mein Spiel. Es ist ein langwieriger Prozess, aber ich habe hier
einige Dinge verbessert. Ich hatte heuer bei beiden Major-Turnieren die
Chance auf den Sieg, das ist nicht so schlecht. Enttäuschend ist nur, dass
ich hier so schlecht begonnen habe", meinte Woods, der im April nach
fünfmonatiger Pause wegen privater Probleme sein Comeback gegeben hatte.
Starkes Woods-Finish
Woods, der vergeblich seinen 15. Major-Titel
anstrebte, war auf den letzten neun Löchern mit "nur" einem Schlag über Par
der Stärkste in der Spitzengruppe, er war aber gleich zu Beginn der
Schlussrunde vorentscheidend zurückgefallen. Lange Zeit schien alles für
Ernie Els zu laufen. Der Südafrikaner war zwischenzeitlich in Führung, bevor
ihn auf den Löchern 9 bis 11 eine Schwäche ereilte und er vier Schläge
liegenließ.
McDowell beendet Europas-Durststrecke
Letztlich schrieb in Pebble
Beach aber Graeme McDowell Geschichte. Die Europäer hatten das US Open in
der Nachkriegszeit nur ein einziges Mal gewonnen, durch den Engländer Tony
Jacklin 1970. McDowell gehört seit Jahren zu den beständigsten europäischen
Golfern, den Triumph auf dem anforderungsreichen und spektakulären
Küstenplatz Pebble Beach hatte ihm dennoch kaum jemand zugetraut. McDowell
war vor Turnierstart nur die Nummer 36 im Weltranking. Auf der Europa-Tour
hatte er viermal gewonnen, zuletzt die Scottish Open 2008.
Johnson scheitert an den Nerven
Der US-Longhitter Dustin Johnson,
der nach drei Runden mit drei Schlägen Vorsprung auf McDowell geführt hatte,
war vom nervlichen Druck am Schlusstag völlig überfordert. Schon auf den
Löchern 2 bis 4 erlebte er ein Debakel und büßte sechs Schläge ein.
Schließlich fiel er mit einer 82er-Runde (11 über Par) auf den 8. Platz
zurück. Für ein Glanzlicht sorgte sein Landsmann Shaun Micheel, der am
sechsten Loch einen Albatros schlug. Ein Par-Fünf-Loch mit zwei Schlägen zu
beenden, das war bei den US Open zuvor erst einem Spieler gelungen, nämlich
T.C. Chen 1985 in Oakland Hills.