Er beschreibt, wie es zum Kokain-Konsum kam. "Ich ließ mich von einer Stimmung treiben. Mitten in den größten Fehler meines Lebens", schildert er.
Er war einer der gefeiertsten deutschen Fußballtrainer. Christoph Daum hatte über 1.000 Spiele als Trainer und mehr als 500 Siege zu feiern. Damit gingen außerdem noch zahlreiche Titel einher. Doch diese Bilderbuch-Karriere nahm ein jähes Ende, als der Star-Coach vor 20 Jahren aufgrund von Drogenkonsum bei seinem Verein Bayer Leverkusen rausgeschmissen wurde. Zeitgleich war auch die Position als designierter Bundestrainer Geschichte. Ein Skandal, der die Fußballwelt erschütterte und Daum selbst zur Flucht nach Florida zwang.
"Immer am Limit"
Jetzt packt er in seiner Biografie "Immer am Limit" aus. Er beschreibt, wie es zum Kokain-Konsum kam. "Ich ließ mich von einer Stimmung treiben. Mitten in den größten Fehler meines Lebens", heißt es darin. Alles begann als er für seinen Trainer-Posten bei Leverkusen in ein In-Hotel in Köln zog. Zu Beginn blieb er meistens auf seinem Zimmer, immerhin kam er immer sehr spät vom Trainingsgelände heim. Der damalige Hausmeister habe ihn zunächst angesprochen und gesagt, dass er sich melden solle, wenn er was brauche. Nach einiger Zeit, es soll der Spätherbst 1998 gewesen sein, kam er wieder spätabends ins Hotel. Und wieder begegnete er dem Hausmeister, der ihn jetzt auf eine kleine geheime Party im Hotel aufmerksam machte. Dieses Mal lehnte er noch ab, aber es sollte nicht lange dauern, bis er doch den Besuch der Party wagte.
"Ich hab da was, das den Kopf frei macht"
"Als ich den Raum das erste Mal betrat, merkte ich sofort, wie sich alle Blicke für einen kurzen Moment auf mich richteten, aber nicht so lange, dass es unangenehm wurde. Es waren so um die fünfzehn, zwanzig Leute im Raum, Männer in Anzügen und Frauen in schicken Kleidern, einige von ihnen tanzten, andere unterhielten sich. Die Suite bestand aus zwei Schlafräumen rechts und links, und in der Mitte war ein großer Wohn- und Essbereich, über dem ein gewaltiger Kronleuchter hing", beschreibt er die Szene. Er begann mit dem Hausmeister ein Bier zu trinken. "Christoph, ich weiß ja, dass es dir gerade nicht so gut geht", habe er zu Daum gesagt. "Ich hab da was, das den Kopf frei macht", meinte er. "Komm doch mal mit." Danach gingen die beiden in ein kleines Badezimmer. Dort war unter ein paar Handtüchern ein kleines silbernes Döschen versteckt. Darin befand sich ein weißes Pulver. Nach ein paar Sekunden war auch Daum klar mit welcher Substanz er es hier zu tun hat. "'Probier’s mal', sagte er, 'es wird dich auf andere Gedanken bringen.' Ich kam mir vor wie im falschen Film, mir wurde eiskalt, damit hatte ich nie gerechnet! 'Spinnst du?!', antwortete ich. 'Nie im Leben!' Dann ließ ich ihn mit dem Döschen stehen und eilte aus der Suite zurück nach unten in die Lounge.", schreibt er in seiner Biografie.
"Scheiße! Das hast du nicht getan!"
Trotz des Kokains ging er immer wieder auf die Partys, die alle paar Monate stattfanden. "Natürlich wussten die Leute in der Suite, wer ich war. Doch es ging diskret zu. Es kamen nur geladene Gäste rein, nicht wenige von ihnen waren in der Stadt durchaus bekannte Leute. Man war unter sich. Manche zogen sich etwas rein, das bekam ich schnell mit, alles lief jedoch nach dem alten Motto: Was hier passiert, bleibt hier. Es war eine geschlossene Gesellschaft von im Berufsleben gestressten Menschen, hier konnten sie loslassen. Dennoch hielt ich mich vom kleinen Badezimmer fern." Doch irgendwann konnte er der Versuchung nicht mehr standhalten. "Ich stützte meine Hände auf das Waschbecken und dachte: Scheiße! Das hast du nicht getan! Hast du es wirklich getan? Ich schüttelte mich und fühlte Euphorie und Schwindel, vor allem fühlte ich mich schuldig. Ich schaute mich im Spiegel an, noch immer klammerten meine Finger sich an das Waschbecken: Volles Haar, Mittelscheitel, Schnäuzer, das sah aus wie ich, aber war das wirklich ich?", erinnert er sich daran.
"Diese Sache lässt mich nicht los"
Die Zeit in der Suite mochte er. Er fühlte sich unter den Leuten wohl. Es sei eine Art Vertrautheit entstanden. Die Suite sei wie ein Auffangbecken für ihn gewesen. Dennoch hat er diesen Fehler immer bereut. "Wenn ich heute an damals denke, wühlt es mich immer noch auf, obwohl es über zwanzig Jahre her ist. Ich bin niemand, der in Selbstmitleid versinkt, im Gegenteil, wenn ich etwas hasse, dann Selbstmitleid! Doch diese Sache lässt mich nicht los. Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte ich in diesen verdammten Scheiß reingeraten?!", so Daum.