Gegen Djokovic muss er 'am oberen Limit spielen, dass ich eine Chance habe'.
Melbourne. Dominic Thiem hat aus seinen zwei French-Open-Niederlagen gelernt. Nun will er am Sonntag in Melbourne "den letzten Schritt" gehen. Der 26-jährige Niederösterreicher hat nach seinen Viersatz-Siegen über Rafael Nadal und Alexander Zverev im Viertel- bzw. Semifinale Lunte gerochen.
Österreichs nunmehr dreifacher Grand-Slam-Einzel-Finalist im Interview:
Frage: Was hat heute im Halbfinale gegen Zverev entschieden?
Dominic Thiem: "Es hat zwei große Schlüsselmomente gegeben. Das war im zweiten Satz wie ich ausserviert habe. Da habe ich zwei Breakbälle abgewehrt und im dritten, wo ich eine sehr gute Chance auf das Doppelbreak habe, die nicht nutze und er den Satz dreht und zwei Satzbälle hat, die ich abwehre und ich mich ins Tiebreak rette. Die zwei Tiebreaks waren sehr gut gespielt."
Frage: Wie sehr ist nun das Finale gegen Novak Djokovic schon in ihrem Kopf?
Thiem: "Ich denke jetzt schon dran. Es ist natürlich nicht ganz so extrem, aber was Nadal in Paris ist, ist Djokovic hier. Er spielt hier immer in absoluter Topform. Ich muss am oberen Limit spielen, dass ich eine Chance habe, ähnlich wie in London. Dort habe ich es gut gemacht, auch in Paris. Ich werde mir die Matches anschauen und die guten Sachen, die ich gemacht habe, rauspicken."
Frage: Wie fühlt es sich an, wenn Sie daran denken, dass Sie hier im Endspiel stehen?
Thiem: "Ein unglaubliches Gefühl natürlich, sehr schön und überwältigend. Vor allem die letzten zwei Partien waren ein Wahnsinn gegen Rafa, gegen Sascha, sehr intensiv. Ich habe fünf Tiebreaks gewonnen gegen die zwei. Es ist natürlich ein Wahnsinn, aber trotzdem ist es erst das Finale und ich habe bis jetzt zwei Grand-Slam-Finali verloren. Ich will natürlich am Sonntag den letzten Schritt gehen, auch wenn es eine der schwersten Herausforderungen wird, die es gibt."
Frage: Bemerkenswert, was seit ihrem ersten Masters-1000-Titel in Indian Wells alles passiert ist, oder?
Thiem: "Es ist unglaublich, unfassbare Monate seit Indian Wells, da waren nicht viele schlechte Sachen dabei. Jetzt wieder ein absolutes Traumturnier. Die letzten drei großen Finali habe ich verloren. Ich werde alles geben, dass ich es ändere. Das wird jetzt richtig tough, nach zwei richtig intensiven Matches gegen den ultimativen König von Australien zu spielen."
Frage: Fühlen Sie sich bereit für den nächsten Schritt?
Thiem: "Das auf jeden Fall. Im ersten Paris-Finale war ich definitiv nicht bereit dafür. Da habe ich erst gemerkt, wie lange die zwei Wochen sind. Da war ich eigentlich chancenlos. Letztes Jahr war besser, da hat das reingespielt, dass ich mit den Regenunterbrechungen durchgespielt habe. Nadal hat einen Traumtag erwischt. Aber jetzt mit der Erfahrung habe ich es gut gemacht, die Problemchen in den ersten Runden überstanden und ich habe das Gefühl, dass ich mein Level sehr gut halten kann für zwei Wochen. Ob es im Endeffekt reicht, liegt sowohl an mir als auch an Djokovic. Jetzt heißt es alles dafür tun, dass ich komplett in der Zone bin vom ersten Ballwechsel an."
Frage: Sie haben deutlich mehr Stunden auf dem Platz verbracht?
Thiem: "Bei Null fangen wir nicht an, dass ist klar. Das Einzige, was ich mir ein bisserl vorwerfen kann, ist, dass ich in der zweiten Runde über drei Stunden gespielt habe. Dass es gegen Nadal und gegen Sascha lange Partien werden, war klar. Ich bin froh, dass ich überhaupt gewonnen habe, gegen die zwei. Sicher geht Djokovic wahrscheinlich ausgeruhter in die Partie rein, aber mit der ganzen Anspannung, der Freude und dem Adrenalin, glaube ich, dass ich das körperlich gut angehen kann am Sonntag."