Gottwald veranstaltet ab März "Impulstage", Trainer hofft auf weitere Karriere.
In Schonach schrieben die ÖSV-Kombinierer zuletzt ein Stück Sportgeschichte. Erstmals jubelten gleich drei Österreicher vom Podest: Felix Gottwald führte in Schonach einen sensationellen Dreifachsieg an. Für viele ein kleines "Kombi-Wunder", für Cheftrainer Bard Jörgen Eldennur die logische Konsequenz der vergangenen Monate. "Ich war immer überzeugt, dass so ein Triumph möglich ist", erklärt der Norweger.
Seit April 2009 ist der 42-Jährige, der als bester Langläufer im Kombi-Zirkus galt, jetzt als Steuermann der ÖSV-Flotte im Amt - und die Fortschritte sind enorm. Wie er Stecher und Co. zu Top-Läufern formte, warum er seine Oldies noch nicht aufgegeben hat und er noch länger in Österreich bleiben könnte, erklärt Elden im großen Interview.
Nur mehr "Impulstage" für Gottwald?
Der Norweger hat auch noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben, dass Felix Gottwald seinen Rücktritt noch um ein Jahr verschieben könnte. Donnerstag erklärte "Super-Felix" auf einer Pressekonferenz jedoch seine Pläne für die Zeit nach dem Ende dieser Weltcupsaison. Ab März will der Salzburger in Zusammenarbeit mit der Therme Loipersdorf 20 Impulstage nach dem Motto "Loslassen. Erleben. Stärken" veranstalten.
FRAGE: Herr Elden, vergangenes Wochenende hat ihre Mannschaft mit einem Dreifach-Sieg Geschichte geschrieben. Waren Sie selbst überrascht?
Bard Jörgen Elden: Ich war schon etwas überrascht, aber auch immer überzeugt, dass so ein Triumph möglich ist. Wir haben eine sehr gute Mannschaft und sind immer in der Lage, die ersten drei Plätze zu belegen.
FRAGE: Gottwald hat gleich bei seinem Comeback gewonnen. Haben Sie erwartet, dass er nach seiner Verletzung sofort wieder um den Sieg mitmischen kann?
Elden: Ich wusste selbst nicht, wo er nach seiner Verletzung genau stehen wird. Aber das Potenzial von Felix ist einfach enorm. Darum hat mich seine Laufleistung in Schonach wenig überrascht. Seine Sprungleistung dagegen schon. Die war besser, als erwartet und auch besser als vor seiner Verletzung.
FRAGE: Stecher hat in Schonach das Gelbe Trikot übernommen. Was bedeutet es für das Team, den Weltcup-Führenden zu stellen?
Elden: Für uns und das Team ist das natürlich eine tolle Bestätigung. Das Gelbe Trikot gibt zusätzlichen Auftrieb. Aber unser großes Ziel bleibt die WM in Oslo. Bis jetzt sind wir auf einem guten Kurs. Wir haben fast in jedem Rennen ein tolles Resultat erzielt.
FRAGE: Gottwald und Stecher waren in Schonach die ältesten Starter im Feld. Verhält es sich bei ihnen wie beim Wein: Je älter, desto besser?
Elden (lacht): Ja, das könnte man so sagen. Das Alter ist eigentlich kein Problem, wenn die Motivation noch da ist. Beim Langlaufen ist es sogar ein Vorteil, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Man verfügt einfach über mehr Erfahrung und das wirkt sich in der Loipe aus.
FRAGE: Stecher betont immer wieder, dass Sie einer der Hauptgründe sind, warum es bei ihm so gut läuft. Was haben Sie seit Ihrer Ankunft verändert?
Elden: Zuallererst geht es um die Balance zwischen Langlaufen und Springen. Man darf nicht zu einseitig trainieren. Bei uns funktioniert das sehr gut, weil Falko Krismayr (Sprungtrainer, Anm. d. Red.) hervorragende Arbeit leistet. Wir verfügen über eine gute Mischung. Beim Langlaufen ist die Physis und die Technik entscheidend.
FRAGE: Was meinen Sie damit genau?
Elden: Du musst über Stabilität verfügen, damit sich die Technik auch entfalten kann. Es ist wichtig, dass man beispielsweise auch selbst mal Tempo machen kann. Wir sind noch nicht am Ende der Entwicklung, aber es wird stetig besser. Ich habe immer gesagt, dass ich zwei Jahre brauche, bis meine Philosophie greift. Die Athleten müssen zuerst auch mal Vertrauen aufbauen.
FRAGE: Das ist aber offensichtlich sehr schnell gegangen.
Elden: Ja, eigentlich schon. Es war zwar für die meisten alles neu, aber meine Methoden haben gewirkt. So ist dann auch das Vertrauen immer größer geworden und mit dem Vertrauen sind die Erfolge gekommen.
FRAGE: Hatten Sie das Gefühl, dass die Jungs unter Ihnen härter trainieren mussten, als zuvor?
Elden: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie vorher trainiert wurde. Es geht auch nicht so sehr ums Training. Alle sind sehr motiviert und diszipliniert.
FRAGE: Sie waren zu aktiven Zeiten der beste Langläufer, haben 62 Laufbestzeiten hingelegt. Was ist Ihr Geheimnis?
Elden: Ich habe meine Philosophie in den letzten Jahren etwas verändert. Als Athlet habe ich sicher anders gedacht. Aber ein Geheimnis gibt es eigentlich nicht. Vielleicht kann man als Erfolgsgeheimnis bezeichnen, dass ich zu 100 Prozent von dem, was ich mache, überzeugt bin. Und das spüren auch die Athleten.
FRAGE: Sie waren schon Trainer in den USA und in ihrer Heimat Norwegen. Wie wohl fühlen Sie sich in Österreich?
Elden: Ich fühle mich extrem wohl. Die Bedingungen sind absolut perfekt. Das Klima innerhalb der Mannschaft ist auch einzigartig. Ich habe viel Respekt vor meinen Athleten und ich denke, das beruht auf Gegenseitigkeit.
FRAGE: Ihr Vertrag läuft mit Ende der Saison aus. Würden Sie gerne länger ÖSV-Chefcoach bleiben?
Elden: Ich will noch nicht so viel über die Zukunft nachdenken. Im März können wir gerne noch einmal über dieses Thema sprechen.
FRAGE: Aber wären Sie grundsätzlich interessiert, in Österreich etwas aufzubauen?
Elden: Es wäre natürlich schon reizvoll, in Österreich auch die jüngeren Athleten an die Weltspitze heranzuführen. Aber zuvor müssen wir nach der Saison noch ein großes Gespräch führen. Danach kann ich mehr sagen.
FRAGE: Stichwort Aufbau: Österreichs Aushängeschilder sind schon weit über 30. Gottwald wird nach der Saison aufhören, Stecher überlegt noch. Muss man um die ÖSV-Kombi-Zukunft etwas Angst haben?
Elden: Wir wissen natürlich, dass wir uns intensiv um den Nachwuchs kümmern müssen. Auf der anderen Seite hoffe ich auch, dass uns Gottwald und Stecher doch noch länger erhalten bleiben. Sollten sie tatsächlich aufhören, geht es trotzdem weiter. Wir müssen dann noch mehr an die Zukunft denken und unsere Jungen fördern. Es braucht aber Zeit.
FRAGE: Welche Athleten haben Sie für die Zukunft im Auge?
Elden: Aus der Trainingsgruppe I ist sicher Klapfer ein großes Talent. Er hat das Zeug für die vorderen Plätze. Aber auch in der TG II und TG III befinden sich talentierte Athleten. Es dauert einfach, bis man sich im Weltcup etabliert. Wir müssen Schritt für Schritt gehen und Geduld haben.
FRAGE: Im Februar steigt die WM in Oslo. Ist der Druck nun größer, da die Resultate bislang so gut waren?
Elden: Nein, wir arbeiten wie immer. Unser Hauptziel ist ja ganz klar die WM. Wir wollen in allen vier Wettkämpfen eine Medaille. Dann wäre ich sehr zufrieden.