Die Russen haben den Titelverteidiger geschlagen. Damit haben sie erstmals nach 15 Jahren wieder Gold geholt.
Russlands Eishockey-Team hat eine 15-jährige Durststrecke beendet. Die "Sbornaja" setzte sich am Sonntag bei der 72. Weltmeisterschaft in einem phasenweise hochklassigen Endspiel vor 15.500 Zuschauern im restlos ausverkauften Colisee Pepsi in Quebec City gegen Gastgeber und Titelverteidiger Kanada 5:4 (1:3,1:1,2:0/1:0) nach Verlängerung durch. Zum großen Matchwinner avancierte der 25-jährige Atlanta-Thrashers-Flügel Ilja Kowaltschuk, der das Match mit seinem zweiten Finaltreffer nach exakt 62:42 Minuten entschied.
Triumph der Russen
Es war der erst zweite Titel für die Russen
seit dem Zerfall der Sowjetunion, die insgesamt 22-mal WM-Gold erobert
hatte. Die Kanadier, die einen 4:2-Vorsprung verspielten, verpassten damit
bei ihrer ersten Heim-WM den 25. Jubiläums-Titel und kassierten nach acht
Siegen ausgerechnet im Endspiel die erste Niederlage im Turnierverlauf.
Sofort in Führung
Vor den Augen von Kanadas Premier Steven
Harper erwischten die Russen einen Traumstart und durften bereits nach 83
Sekunden über die Führung jubeln: Nach Idealpass von Alexander Owetschkin
traf Alexander Semin zum 0:1 (2.). Doch die Ahornblätter ließen sich dadurch
nicht beirren und erzielten zweieinhalb Minuten später bereits den Ausgleich
durch Brent Burns. Danach dominierten die Hausherren klar, verzeichneten
einen Stangenschuss (7.) und gingen schließlich durch Chris Kunitz erstmals
verdient 2:1 in Front (10.).
Kanadier machten Druck
In der zweiten Hälfte des Startdrittels
wurde der Druck der Kanadier so groß, dass die Russen innerhalb von vier
Minuten gleich drei Strafen kassierten. Burns nutzte eine 5:3-Überzahl zum
3:1. Erst als die Gastgeber in der Schlussminute des ersten Abschnitts
erstmals in Unterzahl agieren mussten, erfing sich das Team von Trainer
Wjatscheslaw Bykow etwas und nützte dieses Powerplay zu Beginn des
Mitteldrittels zum Anschlusstreffer durch Semin (22.), der wie Burns zwei
Finaltreffer verbuchte.
Aufholjagd begann
Aber Dany Heatley stellte noch vor der zweiten
Pause den alten Zweitore-Abstand wieder her. Es war bereits der zwölfte
Turnier-Treffer für den 27-jährigen Flügelstürmer der Ottawa Senators. Im
Schlussabschnitt ließen die Kanadier aber die Zügeln zu sehr schleifen,
weshalb es nach dem Anschlusstreffer von Alexej Tereschtschenko (49.)
plötzlich wieder spannend wurde, und nach dem Ausgleich von Ilja Kowaltschuk
(55.) begann das Spiel endgültig zu kippen.
Kowaltschuk als Held
In der Verlängerung, in der beide Teams mit
jeweils nur vier Feldspielern auskommen mussten, schwächte ausgerechnet
Columbus-Blue-Jackets-Star Rick Nash, der den Puck völlig unbedrängt über
die Bande schoss, sein Team. Der 23-Jährige kassierte für diese vollkommen
unnötige Aktion zwei Minuten, und diese einmalige Chance ließen sich die
Russen nicht entgehen. Kowaltschuk machte in der 63. Minute alles für die
Russen klar, die damit auch ihr neuntes Match im Turnierverlauf erfolgreich
beendeten.
Während das Team von Wjateschlaw Bykow jubelte, herrschte bei den Kanadiern und der überwiegenden Mehrheit unter den Zuschauern Trauer.