Chaos-Springen

Küttel jubelt über "fairen" Sieg

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Schweizer nach nur einem Durchgang Weltmeister. Küttel: "Bin froh, bei gleichen Bedingungen gewonnen zu haben!"

Während in Österreich viele Skisprung-Fans Freitagabend noch über den Abbruch des WM-Großschanzen-Springens nach einem Durchgang gehadert haben, sah die Kehrseite der Medaille für die Top 3 ganz anders aus. Überraschungs-Weltmeister Andreas Küttel war "froh, bei gleichen Bedingungen gewonnen zu haben", Vize-Champion Martin Schmitt freute sich über ein tolles Comeback in den Medaillenrängen und der "bronzene" Anders Jacobsen war erfreut, einmal keinen Österreicher auf dem Podium zu sehen.

Jacobsen schießt gegen Österreich
"Es macht Spaß, die Schweiz, Deutschland und Norwegen hier zu sehen, und nicht nur immer Österreicher auf dem Podium", sagte Anders Jacobsen und sprach wohl aus, was viele Nicht-Österreicher denken. Die Dominanz der ÖSV-Adler hatte dem Rest des Feldes tatsächlich wenig Platz zum Atmen ergo Siegen gelassen. Nur in zwei Weltcupbewerben war der ÖSV in dieser Saison ohne Podestplatz geblieben. Dass Gregor Schlierenzauer nach heuer zehn Saisonsiegen auf großen Schanzen bei schlechten Windbedingungen und nach dem Abbruch um eineinhalb Meter Gold bzw. einen halben Meter Bronze verpasste, scherte bei der Pressekonferenz verständlicherweise keinen.

Sieger selbstbewusst
"Natürlich ist es anders, wenn man gewinnt und man es oben in der Kabine erfährt und nicht nach einem Sprung mit all der Aufregung. Aber ich habe das Gefühl vom ersten Durchgang mitgenommen und bin wirklich glücklich", meinte Küttel, dessen in dieser Saison beste Platzierungen ein vierter und fünfter Platz gewesen waren. Er selbst habe sich durchaus zu den Medaillenkandidaten gezählt und ist auch überzeugt vom fairen Ergebnis. "Diese drei Burschen hier hatten die besten Sprünge. Es war nicht so, dass wir glücklicher waren als die anderen, also haben wir es verdient. Von den Top Ten kann jeder auf dem Podium stehen."

"Faire Bedingungen"
Mit dem abgebrochenen Durchgang hatte Küttel kein Problem: "Ich wusste, wenn es einen zweiten Durchgang gibt, wird es sehr hart werden und der Beste wird ebenso am Ende gewinnen. Aber ich war froh, dass ich bei fairen Bedingungen gesprungen bin und den Sieg bei gleichen Bedingungen geholt zu haben."

Schmitt wieder top
Für Martin Schmitt ging mit Silber eine lange Durststrecke zu Ende. Der Doppel-Einzel-Weltmeister von der Großschanze (1999 in Ramsau/Bischofshofen, 2001 in Lahti - bei beiden Titelkämpfen auch Team-Weltmeister) holte seine insgesamt vierte Silber-Medaille bei einer WM und das erste Einzel-Edelmetall seit acht Jahren. "Natürlich ist es eine ganz schön lange Zeit", sagt der sympathische Deutsche. Normalerweise beschreibe er seine Gefühle nicht in Superlativen, "aber Triumph kann man es schon nennen".

Silber dank Ö-Trainer
Ein Triumph, an dem auch sein österreichischer Trainer Werner Schuster einigen Anteil hat. Und dies sagte er auch schon, ehe er noch einmal dezidiert von österreichischen Medien darauf angesprochen wurde. "Gefördert haben es viele, gerade in dem Jahr mit dem neuen Trainerteam hat man recht schnell gesehen, dass es für mich gut funktioniert. Ich habe das schon im Frühjahr gespürt, ich habe mit dem Werner die richtige Wellenlänge."

Die Hilfe aus Österreich sei schon sehr wichtig für ihn gewesen. "Speziell in dem Jahr mit Werner Schuster, aber auch schon die Jahre davor mit dem Stefan Horngacher, wo ich mir auch eine Basis in verschiedenen Bereichen erarbeitet habe, die mir jetzt noch zugute kommt."

Silber "wie Gold"
Der Vorarlberger Bundestrainer der Deutschen freute sich sehr. "Diese Silbermedaille ist Gold wert. Nach dieser langen Durststrecke so zurückzukommen, ist eine tolle Leistung. Ich gönne ihm das vom Herzen. Er ist für eine tolle Saison belohnt worden", erklärte Schuster.

Planbar sei eine Medaille aber nicht, so Schmitt. "Gregor sah die letzten Weltcupspringen fast unschlagbar aus und ist jetzt ohne Einzelsieg heimgefahren. Man kann den WM-Titel nicht planen und kann auch die Medaille nicht planen", erklärte Schmitt ohne Häme. Der 31-Jährige sieht sich damit noch nicht am Ziel. "Am Ziel würde heißen, es ist ein Prozess zu Ende", sagt Schmitt mit einem Schmunzeln. Und neben dem Teambewerb am Samstag gibt es für ihn ja noch ein großes Ziel: 2010 könnte er im Whistler Olympic Park seine erste Olympia-Einzel-Medaille holen.

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