Ski-Star gegen Weltverband

Ligety geht auf FIS los: "Tyrranei"

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 Einzigartiger Rundumschlag des US-Fahrers gegen den Ski-Verband.

Riesentorlauf-Weltmeister Ted Ligety ist bekanntlich einer der größten Kritiker der beschlossen Materialreform im alpinen Ski-Weltcup. Jetzt hat der US-Amerikaner auf seiner Website aber sogar zu einem kompletten Rundumschlag gegen den Ski-Weltverband (FIS) ausgeholt. In seinem Blog wirft Ligety der FIS u.a. vor, eine Diktatur zu führen. "Die Tyrannei hat lange genug gedauert", poltert Ligety.

Der 27-jährige aus Salt Lake City, der vor einem Monat den Auftakt-Riesentorlauf in Sölden gewonnen hat, geht zunächst erneut auf die speziell Beschneidung des Riesentorlauf-Skis ab der Saison 2012/13 ein. Für Ligety ist das ein Rückfall in die 1950er-Jahre. Die Maßnahmen würden nicht für mehr Sicherheit sorgen, sondern das Verletzungsrisiko sogar weiter erhöhen. Sie "ruinieren" den Sport.

Der Rennfahrer fordert daher, der FIS die Regelhoheit über das Material zu entziehen. Die Ausrüster würden ihre Fahrer schützen wollen, die FIS offenbar eher nicht. Der Kombi-Olympiasieger von 2006 glaubt zudem beweisen zu können, dass die Berechnungen falsch waren.

So sei der Zeitraum der universitären Untersuchungen, die zum Änderungs-Beschluss geführt haben, viel zu kurz. Außerdem sei übersehen worden, dass der Riesentorlauf im Gegensatz zur Abfahrt aus zwei Durchgängen bestehe und zudem die am meisten trainierte Disziplin sei. In Summe, so der Amerikaner, kämen 200 Riesenslalom-Läufe auf eine Abfahrt, im Schnitt habe es also im RTL sogar die wenigsten Verletzungen gegeben.

Athleten, die Ausrüster-Vereinigung und die nationalen Verbände seien abermachtlos, wenn es darum gehe, den Sport zum Positiven zu verändern oder gegen die Regeln der FIS aufzubegehren. Der Weltverband strebe nach "absoluter Kontrolle" und setze seinen Willen "unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit" durch. Er fühle sich beim Betrachten des Themas mittlerweile, als würde er auf ein totes Pferd einschlagen, so Ligety.

Der Sieger von neun Weltcuprennen wirft der FIS aber auch in anderen Dingen "Inkompetenz" vor. Etwa bei den Regeln hinsichtlich der sponsorenfeindlichen Größe mancher Werbeflächen, so der Besitzer der Skibrillenmarke "Shred".

Ligety kämpft natürlich auch deshalb gegen die Reform an, weil diese ihm womöglich seine Vormachtstellung im Riesentorlauf nimmt. Die Meinung der Athleten dazu ist bekanntlich geteilt. Zwar nimmt die Athleten-Kommission schön langsam Form an und haben kürzlich 200 LäuferInnen aus 16 Nationen eine Protest-Petition unterzeichnet, viele aber auch vorrangig aus Solidarität. Österreichs Spitzenfahrer Benjamin Raich ist sogar ein heftiger Befürworter der Reform, Marcel Hirscher und Co. haben sich zuletzt eher wieder gemäßigt zu diesem Thema geäußert.

Ob das mit dem neuen Verhaltens-Code der FIS zusammenhängt, der künftig unbotmäßigen öffentlichen Äußerungen der RennfahrerInnen auch außerhalb des Wettkampfs, etwa in sozialen Netzwerken, verhindern soll, bleibt dahingestellt. Doch der schon früher mehrmals mit Geldstrafen bedrohte Amerikaner geht auch darauf kritisch ein.

Ligety sieht dadurch schlicht das Ende der freien Meinungsäußerung heraufdämmern und stellt am Ende ausdrücklich die Gründung einer Alternativ-Tour in den Raum. Er warne andere Sportarten wie Freeriden oder Snowboarden ausdrücklich vor der Monopolisierung durch die FIS. "Sie lässt euren Sport ausbluten", so Ligety. Vor einer Strafe hat er offenbar keine Angst. Er fordert am Ende sogar alle LeserInnen explizit auf, diesen Beitrag "überall und nirgends" zu posten.
 

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