Traumstart der ÖSV-Adler bei der Nordischen WM in Liberec: Wolfgang Loitzl holt auf der Normalschanze Gold vor Gregor Schlierenzauer.
Österreichs Skispringer konnten erstmals seit Heinz Kuttin 1991 nach einem Einzelbewerb endlich wieder jubeln: Wolfgang Loitzl hat am Samstag in Liberec seine langersehnte erste Einzel-WM-Medaille geholt, und diese gleich in Gold. Der 29-jährige Steirer gewann vor rund 9.000 Zuschauern den dramatischen Bewerb von der Normalschanze mit einem 99-m-Satz im zweiten Durchgang sieben Zähler vor Weltcup-Seriensieger Gregor Schlierenzauer und dem Schweizer Simon Ammann.
Pechvogel Morgenstern
Thomas Morgenstern stürzte im zweiten
Durchgang nach einem 101,5-m-Satz im Auslauf, hätte er den Sprung gestanden,
hätte es sogar einen ÖSV-Triple-Erfolg gegeben. So wurde der Kärntner am
Ende nur Achter. Auch der nach dem ersten Durchgang führende Finne Harri
Olli verpatzte Sprung zwei mit 87 Metern und fiel auf Platz 13 zurück und
Anders Jacobsen (NOR) fiel nach Rang drei im ersten Sprung auf Position 17
zurück.
"Weltmeister - ein Hammer"
"Ich war oben schon ein
bisserl angespannt, und habe gewusst, dass es schwieriger ist. Wie ich unten
war, habe ich gewusst, dass dieser Sprung viel wert ist. Weltmeister - ein
Hammer. Nach dem schwierigen Start habe ich mich mit der Schanze sehr
angefreundet", lautete der erste Kommentar von Neo-Weltmeister Loitzl. Auch
der von seinem Teamkollegen bezwungene Schlierenzauer freute sich
uneingeschränkt: "Für mich ist nach wie vor ein Traum in Erfüllung gegangen,
bei einer WM eine Einzelmedaille zu holen."
"Goldschmied" Alexander Pointner.
Sehr emotional
reagierte freilich auch "Goldschmied" Alexander Pointner. Der Cheftrainer
blickt bereits auf eine unglaubliche Serie zurück. "Ich bin jetzt fünf Jahre
dabei. Der WM-Titel im Einzel bedeutet mir sehr viel, mir kommen fast die
Tränen. Ich möchte mich bei den Burschen bedanken, dass sie mir ermöglicht
haben, bei all diesen Momenten dabei gewesen sein zu dürfen."
Die Erwartungshaltung an sein Team sei freilich groß gewesen. "Es freut mich, dass wir Gold und Silber geholt haben." Das weinende Auge gelte Morgenstern. "Für ihn war die WM das große Ziel, aber er hat leider in den Schnee gegriffen. Mit dem heutigen Tag ist Wuff der absolute Superstar. Weltmeister zu werden, schaffen nicht viele, da kommt es auf den Tag X drauf an. Wenn's drauf ankommt, dann kann er sich steigern", betonte Pointner.
Spannender Bewerb bis zur letzten Sekunde
Nach dem ersten
Durchgang war das Feld - wie es vorher erwartet worden war - extrem knapp
beisammen gelegen: So trennten Halbzeit-Leader Harri Olli und den
achtplatzierten Martin Schmitt lediglich 9,5 Punkte. Vom
Österreicher-Quartett war nur Martin Koch (28.) abgeschlagen, der am Ende
mit 93,5/92 Metern und Rang 22 bilanzierte.
"Ich hätte hier Aufwind gebraucht, denn dann hätte ich hier fliegen können. Doch den Aufwind hat heute keiner, deswegen geht es nicht so weit", sagte der Kärntner. Für den Einsatz von der Großschanze hat der Team-Olympiasieger 2006 aber keine Bedenken: "Das Springen von der großen Schanze ist ein ganz anderer Bewerb, der liegt mir mehr."
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Ergebnisse von der Einzel-Konkurrenz im Skispringen von der Normalschanze (HS 100)
1. Wolfgang Loitzl (AUT) 282,0 Punkte (103,5 m/ 99,0 m)
2. Gregor
Schlierenzauer (AUT) 275,0 (102,0/ 99,0)
3. Simon Ammann (SUI) 274,5
(102,0/ 99,5)
4. Kamil Stoch (POL) 270,0 ( 99,5/100,5)
5. Martin
Schmitt (GER) 269,0 (100,5/ 98,0)
6. Andreas Küttel (SUI) 268,0 ( 98,5/
99,0)
7. Ville Larinto (FIN) 264,5 (101,0/ 95,0)
8. Thomas
Morgenstern (AUT) 260,5 (101,5/101,5)
9. Roman Koudelka (CZE) 258,5
( 96,5/ 97,0)
10. Dmitrij Wassilijew (RUS) 256,0 ( 94,5/ 98,5)
11.
Robert Kranjec (SLO) 254,0 ( 95,5/ 97,5)
12. Anders Bardal (NOR) 252,5 (
97,5/ 94,5)
13. Harri Olli (FIN) 251,5 (104,5/ 87,0)
14. Takanobu
Okabe (JPN) 251,0 ( 98,0/ 92,0)
15. Michael Uhrmann (GER) 250,5 ( 96,5/
94,0)
16. Tom Hilde (NOR) 249,0 ( 94,5/ 95,0)
17. Anders Jacobsen
(NOR) 247,5 (102,0/ 86,5)
Michael Neumayer (GER) 247,5 ( 96,5/ 92,5)
19.
Stephan Hocke (GER) 243,5 ( 94,5/ 93,5)
20. Denis Kornilow (RUS) 241,5 (
93,5/ 93,5)
Lukas Hlava (CZE) 241,5 ( 96,5/ 89,5)
22. Adam Malysz
(POL) 237,5 ( 96,0/ 89,5)
Daiki Ito (JPN) 237,5 ( 95,5/ 90,5)
Martin
Koch (AUT) 237,5 ( 93,5/ 92,0)
Robert Hrgota (SLO) 237,5 ( 93,5/
92,0)
26. Stefan Hula (POL) 234,5 ( 94,5/ 89,5)
27. Johan Remen
Evensen (NOR) 233,0 ( 94,5/ 88,5)
28. Ilja Rosljakow (RUS) 231,5 ( 94,5/
88,0)
29. Kalle Keituri (FIN) 228,5 ( 93,5/ 87,0)
30. Noriaki Kasai
(JPN) 218,5 ( 96,0/ 83,0)