Tourneesieger Wolfgang Loitzl setzt seinen späten Triumphzug bei der Nordischen WM in Liberec fort.
Eigentlich hat Wolfgang Loitzl in dieser Saison mit dem unerwarteten Tourneesieg schon mehr erreicht als erhofft. "Ich sehe es als Möglichkeit, jetzt einen Punkt auf das i zu setzen", sagte der 29-jährige Steirer vor dem WM-Bewerb auf der Normalschanze. Und diesen i-Punkt hat der immer noch erfolgreichste Nordische Sportler des ÖSV bei Weltmeisterschaften am Samstag in Liberec ganz dick gemacht. Der vierfache Team-Weltmeister holte sich mit Einzel-Gold von der Normalschanze endlich die ersehnte erste Einzelmedaille seiner Karriere.
Loitzl holte endlich erste WM-Einzelmedaille - in Gold
"Ich habe
mir schon vor der Saison ein großes Ziel gesetzt und das ist, auf der
kleinen Schanze eine Medaille zu machen", hatte Loitzl auch in Liberec
wiederholt. Nach viermal Team-WM-Gold (zuletzt 2007) sowie Team-Bronze bei
Nordischen Titelkämpfen und Team-Bronze bei der Skiflug-WM 2004 schaffte er
nach dem Junioren-Weltmeistertitel vor elf Jahren endlich sein ganz
persönliches Edelmetall in einem großen Wettkampf.
Noch vor dieser Saison war Loitzl als verlässlicher Stilist abgeschrieben, der durchaus auch auf dem Podest landen kann, für den der große Coup aber wohl nicht mehr kommen wird. Bis zum Jahr 2009 blieb Loitzl ohne Sieg. 222 Weltcupbewerbe lang. Doch dann schlug der Bad Mitterndorfer beim Neujahrsspringen zu und setzte mit Siegen in Innsbruck und Bischofshofen einen tollen Lauf zum Tourneesieg fort - und das bei seiner 13. Tournee.
Perfekter Stil wird belohnt
Loitzl etablierte sich Loitzl mit
gewohnter Konstanz und Regelmäßigkeit in der absoluten Weltspitze. Sein
perfekter Stil wurde in Bischofshofen sogar mit fünfmal der Note 20,0
belohnt. "Die Noten werden sehr wichtig sein", hatte Loitzl für den ersten
von drei Skisprung-Bewerben bei dieser WM prophezeit - und er sollte recht
behalten. Am Ende waren es aber dann doch sieben Punkte, die zu seinen
Gunsten entschieden.
Doch mit der gewohnten Beständigkeit, bloß auf einem deutlich höheren Niveau, wie ÖSV-Cheftrainer Pointner sagt, kam er im WM-Winter endgültig im Kreis der absoluten Topathleten an. "Das Können war ja immer da, das ist vor allem eine mentale Geschichte. Neu ist bei ihm der absolute Siegeswille und die Fokussierung auf das Wesentliche", meinte Pointner zum späten Aufstieg des Team-"Oldies", den er in der Vergangenheit einige Male wegen seiner fehlenden Bereitschaft, alles zu geben, kritisiert hatte.
Ruhepol im "Adler-Horst"
Familienvater Loitzl sticht in
der fast durchwegs um mehr als fünf Jahre jüngeren österreichischen
Mannschaft mit seiner besonnenen, ausgeglichenen Art hervor. "Er ist unser
Ruhepol", sagt Pointner über den Team-Senior. Seine Frau Marika erlebt die
Auftritte des leidenschaftlichen Harley-Davidson-Fahrers nur aus der Ferne
und fiebert mit den Söhnen Benjamin und Nikolas stets vor dem TV-Gerät mit.
Talentschmiede im Skigymnasium Stam
Wie viele der ÖSV-Adler
durchlief der Steirer die Talentschmiede im Skigymnasium Stams. Mit dem
Junioren-Weltmeistertitel im Jahr 1998 rückte er erstmals so richtig ins
Rampenlicht. Im Weltcup dauerte es bis zur Saison 2000/01 bis sich die
ersten drei Podestplätze einstellten. Sein erster WM-Mannschaftstitel
datiert aus dem Jahr 2001. Den ersten Stockerlplätzen folgte allerdings eine
sechseinhalbjährige Durststrecke. "Ich habe mir immer gedacht, er müsste
neugieriger sein. Den Nimbus hat er bei mir, trotz vieler
Mannschaftserfolge, nie verloren", beschreibt ÖSV-Sportdirektor Toni Innauer
den neuen Seriensieger. "Heuer hat er hingegen gezeigt, er will den Sieg. Er
fühlte sich einfach berufen."
Nach der Nichtnominierung für die Olympischen Spiele 2006, bei denen seine Teamkollegen Mannschaftsgold holten, hätte Loitzl beinahe das Handtuch geworfen. Der Steirer machte aber weiter, und es sollte sich auszahlen. Die lange podestplatzlose Zeit endete in der Vorsaison in Trondheim und Val di Fiemme jeweils mit Platz drei. Im laufenden Winter sollte es gleich im ersten Saisonbewerb in Kuusamo mit Rang zwei klappen. Vor der Tournee folgten ausschließlich Top-Ten-Platzierungen inklusive zwei weiterer zweiter Plätze in Engelberg.
Ein weiteres Erfolgsgeheimnis dürfte der Skimarken-Wechsel vor Saisonbeginn, der bereits fünfte in seiner Karriere, sein. Der Umstieg zu Atomic brachte den gewünschten Erfolg.