ÖSV-Präsident Schröcksnadel droht, die Biathleten nicht zu Olympia zu schicken. Grund: Nach der Turin-Affäre sind fast alle Trainer gesperrt.
Schröcksnadel schockte Mittwoch mit seiner durchaus ernst gemeinten Ansage im ÖSTERREICH-Interview: „Wir werden unsere Biathleten nicht zu Olympia nach Vancouver schicken können.“ Was? Die österreichischen Loipenjäger, die in dieser Saison so tolle Erfolge gefeiert haben? Zur Erinnerung: Die Staffel lief in allen vier Bewerben aufs Stockerl, zweimal triumphierte sie sensationell. Im Einzel ließ Christoph Sumann mit seinem Sieg im Massenstart von Oberhof aufhorchen. Und zuletzt schaffte Youngster Dominik Landertinger in Ruhpolding zweimal den Sprung aufs Podest. Bei der WM in Südkorea zählen die ÖSV-Athleten jetzt zum engsten Favoritenkreis. Und die sollen in Vancouver 2010 fehlen?
Sperren
Schröcksnadel erklärt: „Wir dürfen ja keine Betreuer dort
haben.“ Denn die sind nach der Turin-Affäre für Olympia gesperrt. Und mit
Ersatzbetreuern mache es keinen Sinn. Der Präsident wirkt ratlos: „Ich weiß
keine Lösung. Da muss sich das ÖOC Gedanken machen.“ Biathlon-Direktor
Markus Gandler wollte gestern keinen Kommentar abgeben. Fakt ist, dass der
ehemalige Langlaufstar (Olympia-Silber ’98) genauso wie Walter Gapp
(Biathlon-Koordinator), Walter Hörl (Trainer), Alfred Eder (Trainer) und
Stefan Rohrmoser (Masseur) vom ÖOC gesperrt wurden. Nach derzeitigem Stand
dürfen sie nicht für die Olympischen Spiele akkreditiert werden. Nicht
betroffen ist nur Neo-Cheftrainer Reinhard Gösweiner.
Lösung
ÖOC-Sportdirektor Matthias Bogner schüttelt den Kopf:
„Rein sportlich will ich mir das gar nicht vorstellen.“ Die Betreuer wurden
vom ÖOC-Vorstand und nicht von der FIS gesperrt. Deshalb sind sie im Weltcup
aktiv. Im Februar wird jedoch ein neuer Vorstand gewählt. Realistische
Lösung im Sinne der Biathleten und der Fans: Der neue Vorstand hebt die
Sperren auf, und das Biathlon-Team kann in Vancouver auf Medaillenjagd
gehen. Bogner räumt noch ein: „Aber zuerst müssen sich die Athleten
natürlich auch sportlich qualifizieren.“ Aber daran sollte es wirklich nicht
scheitern …
Von Peter Gutmayer und Knut Okresek/ÖSTERREICH