Nach Sölden-Blindflug

Schörghofer ist stinksauer

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"Das einzige, das mir heute gefehlt hat, war ein rotes Blinklicht am Schädel"

Philipp Schörghofer war am Sonntag in Sölden stinksauer. Das Gesicht in der neuen, azurblauen ÖSV-Jacke vergraben, den Kopf in der Kapuze versteckt, so beobachtete der Salzburger, wie er beim Weltcup-Auftakt durchgereicht wurde und als 52. klar und deutlich Riesentorlauf-Durchgang zwei verpasste. Schörghofer hatte doppeltes Pech: Mit Startnummer eins spielte er nach 40 Zentimetern Neuschnee in der Nacht den Schneepflug, zudem musste der 29-Jährige um 9.30 Uhr bei dichtem Nebel ins Rennen.

"Das einzige, das mir heute gefehlt hat, war ein rotes Blinklicht am Schädel", sagte ein rundum bedienter Schörghofer nach dem Blindflug. Wenige Minuten später brausten ihm bei blauem Himmel die Konkurrenten um die Ohren. "So ein Scheißrennen hab ich ehrlich gesagt noch nie gesehen", schimpfte Schörghofer. Dass der Internationale Skiverband (FIS) das Rennen nicht um 15 oder 30 Minuten nach hinten verschob, machte Schörghofer fuchsteufelswild.

"Dass so ein Verband wie die FIS das nicht checkt, kotzt mich so an. Wenn sie mit dem Start ein bisschen warten, hat jeder die gleichen Sichtverhältnisse, was extrem viel ausmacht", sagte Schörghofer, der sich als Opfer der Formel 1 sah. Denn im Falle einer Verschiebung wäre der Start in Sölden schon in die Nähe der Formel 1 gekommen, die am Sonntag ab 10.30 Uhr den Grand Prix von Indien austrug.

Höchststrafe
"Schörgi wurde heute doppelt bestraft, er hat die Höchststrafe ausgefasst", resümierte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. "Da kann man nur Mitleid haben", meinte Teamkollege Romed Baumann, der es deutlich besser erwischte. "Das ist Blödsinn. Mitleid hat da kein einziger, jeder schaut ausschließlich auf sich selbst und ist froh, wenn er vorne steht", antwortete Schörghofer seinem Teamkollegen.

Nachdem der erste Zorn verraucht war, erinnerte sich Schörghofer an den Schicksalsschlag vom Freitag. "Wenn man an das denkt, dann relativiert sich eh alles. Aber man fokussiert sich eben auf das Rennen und will das Maximum herausholen", meinte Schörghofer zwei Tage nach dem Unfalltod seines Teamkollegen Björn Sieber. Schörghofer will sich nun nicht unterkriegen lassen und beim nächsten Riesentorlauf am 2. Dezember in Beaver Creek die passende sportliche Antwort geben.

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