Beretzki über Hintergründe der Talfahrt

Ex-Athletikcoach über Liensi-Krise: ''Da läuft sehr viel falsch''

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Liensbergers Ex-Kondi-Coach liefert mögliche Gründe für die Krise.

Flachau. In den vergangenen fünf Jahren war Athletik-Guru Toni Beretzki der Mann hinter der körperlichen Verfassung von Katharina Liensberger. Der ehemalige ÖSV-Kondi-Coach (u. a. von Stephan Eberharter bei dessen Gesamtweltcup-Siegen) und späterer Fitmacher von Rapid oder dem US-Skiteam um Bode Miller hatte Liensberger zu Weltcupsiegen, WM- und Olympia-Gold geführt. Mit dem Engagement vom früheren Maze- und Vlhova-Erfolgscoach Livio Magoni als Ski-Trainer verabschiedete sich Beretzki vom Team Liensberger. „Katharina wollte mit Magoni eigene Wege gehen“, so der Burgenländer. „Magonis Trainingsansatz passt nicht zu meiner Philosophie.“

Natürlich verfolgt Beretzki Liensbergers Entwicklung und meint: „Beschämend, was da abgeht, da läuft sehr viel falsch.“ Der erfolgreiche Athletik-Trainer: „Es ist mir ein Rätsel, warum man alles, was funktioniert, über Bord wirft. Da wurde der berühmte Grundsatz ,Never ­change a winning team‘ mit Füßen getreten.“

"Er sagte, ich muss einmal Ski fahren lernen"

Dabei war, wie Alpinchef Herbert Mandl versichert, das Engagement von „Schleifer“ Magoni in Abstimmung mit Liensberger getroffen worden. Die Slalom-Titelverteidigerin vor Beginn der WM-Saison 2022/23: „Veränderungen sind immer eine Chance, sich weiterzuentwickeln.“ Augenzwinkernd meinte sie: „Als Erstes hat er (Magoni, d. Red.) gesagt, ich muss erst einmal Ski fahren lernen.“ Eine Aussage, die bei Beretzki für Kopfschütteln sorgt. „Gewisse Umstellungen“ führten offenbar zu totaler Verun­sicherung.

Wobei noch eine Änderung offensichtlich ist: Liensbergers langjähriger Servicemann Raphael Hudler wechselte gemeinsam mit ÖSV-„Skiflüsterer“ Edi Unterberger zu Hirschers Van-Deer-Team und brachten Henrik Kristoffersen auf die Siegerstraße. Mit dem Tschechen Milos Machytka muss Liensberger jetzt auch im Set-up-Bereich mit Sprachbarrieren kämpfen. Mit Magoni kommuniziert sie auf Englisch.

"Jetzt hilft nur eines"

„Da ist einiges im Unreinen“, sagt Heini Bergmüller, der frühere Kopf vom Hermann-Maier-Erfolgsteam. Dem weltweit anerkannten Leistungsdiagnostiker fiel auf, „dass sich unsere Technik-Damen körperlich in einem auffällig schlechten Zustand befinden. Sie bringen kaum einen konstanten Lauf ins Ziel.“ Bergmüllers Diagnose: „Es fehlt entscheidend an der Grundlagenausdauer.“

Ex-Athletikcoach über Liensi-Krise: ''Da läuft sehr viel falsch''
© GEPA
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Ex-Maier-Trainer Heinrich Bergmüller

Ist bis zur WM (ab 6. Februar) noch was zu retten? Bergmüller: „Da hilft nur eines: Die Ski für zwei Wochen weglegen und an der Basis arbeiten. Das hab ich 1997 mit Mario Reiter gemacht, dann hat er in Kitzbühel gewonnen."

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