Erst im September verunglückte der Italiener Matteo Franzoso im Training in La Parva. Sein Landsmann Dominik Paris meldete sich nun auch zu Wort und kritisierte den Schnellschuss, einfach das Tempo in Speed-Disziplinen zu reduzieren.
Paris weiß, wovon er spricht, immerhin darf er sich Super-G-Weltmeister 2019 nennen und hat solide 19 Abfahrts-Siege auf seiner Visitenkarte. Daher hat sein Wort auch Gewicht, wenn er praktisch mehr Speed fordert.
"Die Verantwortlichen bei der FIS haben immer noch nicht verstanden, dass in den Speed-Disziplinen das Geradeausfahren das Ungefährlichste ist. In den meisten Fällen sind es die Kurven, welche den Abfahrern zum Verhängnis werden", so der 36-Jährige gegenüber der Schweizer "Blick".
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Er lieferte auch gleich ein Beispiel: "Obwohl im Haneggschuss bereits Geschwindigkeiten über der 160 km/h-Marke gemessen wurden, habe ich in diesem Streckenabschnitt noch nie einen Sturz gesehen. In der Einfahrtkurve zum Haneggschuss hingegen schon..."
"Menschen sind beim Treppensteigen verunglückt"
Fahrt aufgenommen hat die Diskussion natürlich rund um Franzoso, der zwei Tage nach seinem Sturz in ein B-Netz verstarb. Dass es an der Piste lag, ließ der Südtiroler aber nicht gelten: "Das Drama um Matteo ist auch mir sehr nahegegangen. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, dass diese Piste plötzlich viel zu gefährlich sein soll."
"Fakt ist: Auf dieser Piste in La Parva wird seit ungefähr 40 Jahren Abfahrt trainiert und bis in diesem Herbst ist hier nie etwas Schlimmes passiert. Und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass an der Stelle, wo Matteo gestürzt ist, etwas derart Schreckliches geschehen könnte", erklärte Paris.
Auch einen Vergleich zum normalen Leben zog er, denn er erinnerte daran, "dass bereits Menschen zu Hause beim Treppensteigen tödlich verunglückt sind. Und es kommt immer wieder vor, dass Bauarbeiter nach einem Sturz vom Gerüst sterben. Aber deshalb wird nicht die ganze Baubranche infrage gestellt."
Paris: Kilde war Schuld an seinem Sturz
Ebenfalls ein Anliegen war Dominik Paris, nicht alle Stürze über einen Kamm zu scheren. Die Stürze in Bormio letzte Saison waren "fast ausnahmslos auf Fehler zurückzuführen, die bei der Präparation der Piste gemacht wurden". Zu viele Stellen wurden wenig bis gar nicht gewässert und das führte zu den Stürzen.
Den schweren Sturz von Aleksander Aamodt Kilde schob Paris aber auf den Norweger selbst. "Kilde ist damals trotz einer Grippe an den Start der längsten Abfahrt der Welt gegangen. Es ist ganz klar: Wenn ein Athlet auch nur eine Erfolgschance von einem Prozent sieht, versucht er diese zu nutzen. Und deshalb darf man in einer solchen Situation die Entscheidung über die Rennteilnahme nicht dem Rennfahrer überlassen. Ein Arzt muss das letzte Wort haben."