Walchhofer im Interview

"Kamelbuckel kosten Überwindung"

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Michael Walchhofer: Österreichs letzter Gröden-Sieger über den Klassiker.

Walchhofer weiß, wie man in Gröden siegt und warum es bei unseren Abfahrern nicht läuft.

ÖSTERREICH: Michi, was macht die Abfahrt in Gröden zum Klassiker?

Michael Walchhofer: Es ist die Kombination aus einer einmaligen Strecke und der langen Tradition. Passagen wie Mauer, Ciaslat oder Kamelbuckel sind einzigartig im Weltcup. Passagen, an denen sich ein echter Abfahrer Vorteile rausholen kann.

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Walchhofer: Dann soll er wieder einmal drüberspringen, der Franz. Die sind nicht ohne. Über die erste Welle segelst du knapp überm Boden rein. Aber dann der zweite Kamelbuckel, das ist ein Riesen-Höcker, bei dem ziehst du richtig ab. Wenn du den nicht richtig erwischst, kann es passieren, dass du am dritten Buckel auftuschst. Gut 40 Meter brauchst du, dass du über beide drüberkommst - für mich war das bis zum Schluss der ärgste Sprung. Kein anderer im Weltcup kostet mehr Überwindung. Es ist auch nicht ohne Grund der einzige Sprung, über den kein Kameramann hupft.

ÖSTERREICH: Und warum gewann seit 2010 kein Österreicher in Gröden?

Walchhofer: Weil uns momentan die mannschaftliche Stärke fehlt, die Selbstverständlichkeit, die letzte Entschlossenheit. Wenn ich nicht gewonnen hätte, wäre ein anderer vorn gewesen. Aber ich sehe heuer doch Potenzial und würde die Hoffnung nicht aufgeben.

ÖSTERREICH: Wem trauen Sie am ehesten einen Sieg zu?

Walchhofer: Reichelt, wenn er nicht so bremst wie in Beaver Creek, Streitberger, wenn er sich richtig einstellt, oder Max Franz, wenn ihm einmal eine Abfahrt auskommt. Jansrud ist sicher Favorit, aber er ist nicht unschlagbar.

Interview: Knut Okresek

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