Nach dem Rumpel-Start in die Abfahrts-Saison bekommt Vincent Kriechmayr (bisher nur 17., 14. und 5.) heute und am Samstag (jew. 12.30 Uhr/ORF1 live) zwei Chancen am Lauberhorn. Dazwischen geht's am Freitag im Super-G zur Sache. Im Abschlusstraining wurde geblufft.
In Wengen wartet einer der ganz großen Abfahrtsklassiker im alpinen Ski-Weltcup. 4.260 Metern Länge, mehr als zweieinhalb Minuten Fahrzeit, Streckenabschnitte wie Hundschopf, Brüggli-S, Minschkante oder Ziel-S bilden eine in der Ski-Welt einzigartige Mischung bei gleichzeitig atemberaubendem Panorama. In die Auslage haben sich Österreichs Abfahrer in den beiden Trainings nicht wirklich gefahren. Sie kämpfen um einen Befreiungsschlag vor den Hahnenkammrennen in Kitzbühel (19.-21. Jänner).
Schnellster Österreicher am Mittwoch war ein müder Daniel Hemetsberger als Elfter (+1,16), Stefan Babinsky begnügte sich mit Platz 13 (+1,25), Daniel Danklmaier war 17. (++1,45). Vincent Kriechmayr (27./+1,83), der seine Karten im Training prinzipiell nicht auf den Tisch legt, wollte diesmal "ganz und gar nicht" geblufft haben. "Ich habe das Kernen-S komplett vergeigt", gestand der Oberösterreicher. Ein Großteil seines Rückstandes von 1,83 Sek. sei auf dieser Schlüsselstelle liegengeblieben. "Aber es spielt keine Rolle. Ich werde versuchen, morgen das Herz in die Hand zu nehmen und es besser zu machen."
Super-G zwischen Abfahrten
Heute (ab 12.30 Uhr im sport24-Liveticker) geht die Abfahrt im Berner Oberland wieder auf verkürzter Strecke über die Bühne, ehe am Samstag der eigentliche Klassiker über die Originaldistanz folgt. Dazwischen ist am Freitag ein Super-G (alle 12.30 Uhr) eingestreut, den Abschluss bildet traditionell der Slalom am Sonntag (10.15/13.15, alle ORF 1).
ÖSV-Abfahrer noch ohne Podestplatz
Österreichs erfolgreichster Abfahrer der letzten Jahre ist mit den Rängen 17, 14 und 5 in die Saison gestartet. Das ÖSV-Team ist in der Königsdisziplin noch ohne Podestplatz. "Der Saisonstart von unserem ganzen Team war wirklich sehr bescheiden. Ich nehme mich da nicht raus, es war wahrscheinlich der schlechteste Start meiner Karriere", meinte Kriechmayr, der Wengen-Sieger von 2019 und 2022, ungeschönt. "Ich kann es leider nicht mehr ändern. Aber ich glaube, dass wir besser sind, als wir uns bisher präsentiert haben. Wir müssen es einfach auf den Punkt bringen, und zurzeit tun wir uns ein bisschen schwer."
Auch Hemetsberger fehlt aktuell so einiges. In erster Linie Frische, wie der 32-Jährige erklärte. "Ich bin einfach körperlich immer noch angeschlagen." Einige Passagen seien nicht so schlecht gewesen, aber auch er hatte das Brüggli-S nicht wie gewünscht erwischt. "Wenn man keine ideale Form hat, fährt man unsauberer, was zu diversen Troubles führt, wo man extrem viel Kraft braucht, die man dann nicht hat."
Auch Odermatt bluffte, Kilde schonte sich
Erst drei von anfänglich elf geplanten Abfahrten fanden bisher statt. Bryce Bennett (USA/Gröden I), Dominik Paris (ITA/Gröden II) und Cyprien Sarrazin (FRA/Bormio) stahlen den Schwergewichten der Vorsaison die Show. Aleksander Kilde, Kriechmayr und der im Roten Trikot des Disziplinführenden fahrende Marco Odermatt spitzen in der Schweiz auf den ersten Erfolg. Der Lokalmatador hatte am Dienstag in 2:30,86 Min. die Bestzeit in den Schweizer Schnee gebrannt. Beim Abschlusstraining am Mittwoch lag er bis nach dem Brüggli-S in Führung, ehe er vom Gas stieg. Bormio-Sieger Sarrazin gab die Richtzeit vor. Vorjahressieger Kilde verzichtete im zweiten Training aus Schonungsgründen. "Wenn ein Odermatt, Kilde oder Sarrazin am Start sind, muss man pushen von oben weg. Mit nur Runterfahren werde ich da nicht mitmischen können", so Kriechmayr.
Insbesondere Kilde war am Lauberhorn zuletzt schwer zu schlagen. Drei der jüngsten fünf Speedrennen dort gewann er. 2022 und 2023 schaffte der Norweger das Kunststück, im selben Jahr in Wengen und Kitzbühel zu siegen.