Abfahrts-Weltmeister mit spannenden Vergleich

Walchhofer: 'Schwarz gewinnt sicher mehr Speedrennen'

Teilen

Abfahrts-Legende Walchhofer glaubt, dass aus Schwarz eine Speed-Kanone wird.

Vor 20 Jahren, bei der WM 2003 in St. Moritz, schaffte Walchi mit Abfahrts-WM-Gold endgültig den Durchbruch. Dabei hatte der Hotelier aus Zauchensee seine Weltcup-Karriere als Slalom-Spezialist gestartet, ehe er zum Allrounder wurde – ähnlich wie jetzt Marco Schwarz, der trotz „Nuller“ im Super-G zum Abräumer dieser WM werden könnte.

oe24: Herr Walchhofer, wie gefällt Ihnen Schwarz bisher bei der WM?
Michael Walchhofer: Er macht seine Sache gut. Auch wenn es heißt, er hätte Kombi-Gold verschenkt, sag ich, eine Silberne bei einer WM musst du erst machen. Das ist eine gewonnene Silbermedaille. Im Super-G ist er mit dem Schrecken davon gekommen. Auch das kenn ich aus eigener Erfahrung ...

oe24: Was ist für ihn bei der WM noch drin?
Walchhofer: Mit dem 3. Platz und der Bestzeit im 2. Durchgang beim Riesenslalom in Schladming hat er sein Potenzial angedeutet. So ein Lichtblick befreit. Deswegen traue ich ihm jetzt eine Medaille im Riesentorlauf eher zu, als im Slalom, da kann schnell was passieren. Siehe Shiffrin in der Kombi.

oe24: Könnte das WM-Programm Schwarz zu viel werden, oder stimmen Sie Franz Klammer zu, der meint, dass jedes Rennen besser ist, als Trainings?
Walchhofer: Da geb ich dem Franz schon ein bissl recht. Für die zwei Wochen jetzt sollte der Blacky das schon aushalten. Sonst liegt er ja auch nicht auf der faulen Haut, sondern trainiert. Es geht ihm besser als einem reinen Slalomspezialisten, der die ganze Zeit auf das letzte Rennen wartet.

oe24: Sehen Sie bei Ihm die Entwicklung zum Speedspezialisten?
Walchhofer: Er hatte schon in der Jugend gute Ansätze für einen Abfahrer. Ich beobachte seine Entwicklung mit Interesse und finde es gut, dass er so lange auf den Slalom setzt. Mit 27 ist er für einen Speed-Rennläufer noch lange nicht alt, die Zeit läuft ihm noch lang nicht davon.

oe24: Was würden Sie ihm raten?
Walchhofer: Er soll einmal reinschnuppern, die Abfahrt muss einem taugen. Wenn die Erfolge kommen, wird er schnell eine Freude daran haben, dann wird er da mehr gewinnen als im Slalom.

oe24: Kann man überhaupt noch Slalom und Abfahrt fahren. Wie schafft man den Spagat zwischen kurzen und langen Skiern?
Walchhofer: Ich war in Jugendjahren noch mit 2,05 langen Skiern Slalom unterwegs, dann haben sich plötzlich extrem kurze Ski durchgesetzt. Im Olympia-Jahr 2002 sind wir sogar mit 1,55er-Skiern gefahren. Diese extreme Umstellung hat meine Wandlung zum Abfahrer stark beschleunigt.

oe24: Noch ein Blick auf diese WM: Was ist für Österreich noch möglich?
Walchhofer: Ich würde den Ball nach wie vor flach halten und mich über das Geschaffte freuen. Genau genommen haben wir die Erwartungen fast schon erfüllt.

oe24: Vor zwei Jahren hätten Sie Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident folgen sollen, wurden aber ausgebootet. Haben Sie mit dem ÖSV abgeschlossen?
Walchhofer: Ich hätte schon eine Mannschaft gehabt, mit der wir marschiert wären. Aber wenn du keinen Gestaltungsspielraum bekommst, musst du dir sagen: Finger weg! Aktuell ist das kein Thema. Was in fünf oder zehn Jahren sein wird, weiß keiner. Das beschäftigt mich aber jetzt nicht.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.