Schon 3 Siege

Ski-Ladys stehlen Männern WM-Show

Teilen

Zuerst nur Außenseiter, jetzt Gold-Maschine: die ÖSV-Damen.

Geteilte Welt im ÖSV-Team: Die Damen kommen nach der "Görgl-Mania" aus dem Jubeln kaum heraus, die Herren fahren von einer Enttäuschung zur nächsten. Tatsächlich haben die ÖSV-Damen den Herren in Garmisch bisher die Show gestohlen: 3 Goldmedaillen (2 x Elisabeth Görgl, 1 x Anna Fenninger) steht gerade einmal eine Silberne von Hannes Reichelt im Super-G gegenüber. Die zwei "Blechernen" in Abfahrt und Super-Kombi passen ins Bild des Herren-Fiaskos.

Schild-Effekt pusht Team
Die Vorzeichen waren freilich ganz anders: Denn vor der WM rechneten alle mit einem Erfolgslauf der Herren: Bis Garmisch holten Walchhofer, Raich & Co. 20 Podestplätze und 8 Siege. Den Schock nach dem Sturz von Grugger und insgesamt vier WM-Ausfällen steckte die Berthold-Truppe zuletzt mit zwei Heimsiegen weg.

Die Damen kamen hingegen nur als Außenseiter zur WM. Zwölf Podestplätze und fünf Siege im Weltcup – alle von Marlies Schild.

Ihr letzter Triumph drei Tage vor WM-Start war aber die Initialzündung für das ganze Team. Ski-Legende Franz Klammer relativiert aber: "Elisabeth Görgl gelingt im Moment einfach alles, das strahlt auf das Team ab." (Siehe unten)

Droht zweites Vancouver?
Fakt ist: Schon bei Olympia in Vancouver 2010 retteten die ÖSV-Damen mit einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze den Ruf der Skination Österreich. Das Herrenteam ging komplett leer aus und fuhr das schlechteste Ergebnis seit 1936 ein. Droht jetzt gar die nächste Blamage?
 

Renate Götschl: "Wie bei Meisi und mir bei der WM 99"

Die Situation jetzt erinnert mich ein bisschen an die WM ’99 in Vail. Damals hatte im Vorfeld alles auf die Herren Maier, Eberharter & Co. geblickt. Dann haben Alexandra Meissnitzer und ich mit unseren Goldmedaillen für Aufmerksamkeit gesorgt. Unser Speed-Trainer damals ist jetzt Damen-Cheftrainer: Herbert Mandl.

Knopf aufgegangen
Mir ist damals in diesem Umfeld der Knopf aufgegangen. Mit einem WM-Titel und 2 Silbermedaillen ist mein Selbstvertrauen entscheidend gewachsen – das hat eine positive Eigendynamik bekommen und plötzlich war ich die Speed-Queen.

Lizz Görgl ist zwar ein bisschen später dran, aber ich habe das Gefühl, dass sie jetzt für sich herausgefunden hat, was sie zu tun hat, dass sie jetzt permanent gute Leistungen abrufen kann. Das Schöne: Sie hat auch Anna Fenninger mitgerissen. Jetzt kann man richtig spüren, wie gut es den Mädchen tut, dass sie bei dieser WM die Kohlen aus dem Feuer holen.

Franz Klammer: "Görgl, Fenninger überdecken alles"

Die Amerikaner haben für das, was momentan mit Elisabeth Görgl passiert, einen passendenden Ausdruck: "momentum". Lizz hat also das Momentum auf ihrer Seite. Damit könnte sie auch im Riesentorlauf über sich hinauswachsen. Der Superstar dieser WM ist sie ohnehin längst.

Das hat sich irgendwie schon bei der Eröffnung abgezeichnet. Dass sich Lizz überreden ließ, dabei mitzusingen (inklusive Proben usw.), ist bezeichnend für ihre Lockerheit bzw. Coolness.

Offensichtlich hat ihr dieser Adrenalinstoß so gutgetan, dass sie dann wenige Stunden später im Super-G über sich hinauswuchs. Ich kenne dieses Phänomen von Olympia ’76 in Innsbruck.

Anna Fenninger hat in der Super-Kombi ihre beste Leistung abgerufen. Hut ab! ÖSV-Damen-Wunder? Görgl und Fenninger haben mit ihren tollen Leistungen alles überdeckt. Von den anderen Mädchen haben wir bisher noch nicht viel gesehen!

Seite 2: Bei den ÖSV-Herren ist Feuer am Dach

Blechjamin Raich nur 4. in Kombi

Schon in der Königsdisziplin Abfahrt reichte es für uns nur zu einem vierten Platz durch Romed Baumann. Die Höchststrafe folgte in der Super-Kombi. Da musste sich Gold-Hoffnung Raich mit dem undankbarsten aller Plätze zufriedengeben. Obwohl die beiden Top-Asse Ivica Kostelic (CRO) und Carlo Janka (SUI) gar nicht am Start standen.

Benni Raich ist unser einziger starker Allrounder
Fakt ist: Nur Raich hatte eine ernst zu nehmende Chance. Seit Jahren ist der 32-jährige Pitztaler gezwungen, für die Mannschaft die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Hinter Raich herrscht gähnende Leere. Baumann bringt keine fehlerfreien Läufe runter. Für die Jungen Joachim Puchner (12.) und Björn Sieber (13.) war die Super-Kombi in Garmisch lediglich ein erstes Herantasten. Am Ende hatten beide über vier Sekunden Rückstand auf Sieger Svindal (NOR) aufgerissen.

Klammer: "ÖSV muss sich Kritik gefallen lassen"
Raich muss sich die Frage gefallen lassen, ob er nicht längst den Zenit überschritten hat. Herrenchef Mathias Berthold reagiert auf solche Anwürfe gereizt: "Blödsinn!" Und ÖSV-Sportdirektor Hans Pum flüchtet in Schadenfreude: "Wie viele vierte Plätze haben die Schweizer?", fragte er im Zielraum von Garmisch. Antwort: vier! Pum: "Da sind wir eh noch besser."

Die Wahrheit ist: Der stärksten Skination sind die Allrounder abhandengekommen. Skikaiser Franz Klammer kennt den Grund: "In den letzten Jahren wurden im Skiverband bis auf den Slalom die Spezialdisziplinen aufgegeben. Jetzt gibt es die Super-Kombi und wir haben bis auf Raich keinen starken Allrounder mehr."

Wenn Raich auslässt, stehen wir so wie gestern mit Blech da! Klammer: "Dafür muss sich der ÖSV Kritik gefallen lassen."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.