Titelverteidigerin glaubt an Coup

Lundby greift nach langer Leidenszeit wieder an

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Die Titelverteidigung bei Ski-Weltmeisterschaften bringt den Aktiven einen automatischen Startplatz. Kombinierer Johannes Lamparter sowie Skispringer Stefan Kraft dürfen daher bei den Titelkämpfen in Planica ebenso außerhalb des Vierer-Kontingents ihres Verbandes nominiert werden wie Maren Lundby.

Die Norwegerin gewann in Oberstdorf 2021 die WM-Premiere im Großschanzen-Springen der Frauen, war da aber schon in einer persönlichen Krisen-Phase. Lundby trat dann auch nach ihrem Gold-Coup vor zwei Jahren auf der Schattenberg-Schanze weder 2020/21 noch vergangene Saison in Aktion. Ihr Körper habe sich auf natürliche Weise geändert, sagte die heute 28-Jährige Im Herbst 2021 tränenreich im norwegischen TV-Kanal NRK. "Das Skispringen fordert aber viel ab, gerade auch, was das Gewicht angeht. Diese Opfer möchte ich im Moment nicht erbringen." In ihrer Autobiografie "Ed Mote Med Maren" (Ein Treffen mit Maren) ging sie im vergangenen Jahr dann mehr ins Detail.

Die Gewichtsprobleme hätten sie demnach schon während der WM-Saison 2020/21 verfolgt, deswegen sei sie vor der WM auch nie auf das Podest gekommen. Bei Frühlingstemperaturen in Oberstdorf habe sie dann mit drei Schichten bekleidet lange Spaziergänge unternommen, habe danach warm geduscht und sich dick angezogen unter eine Daunendecke gelegt. So habe sie Kilogramm um Kilogramm herausgeschwitzt, was ihre Erfolge bzw. insgesamt vier Medaillengewinne erst ermöglicht habe. Nach dem Großschanzen-Triumph ging sie dann erschöpft in die Pause.

Engagement und Energie steckte Lundby im Herbst 2021 auch in "Skval vi danse", der norwegischen Version von "Dancing Stars". Während der Olympia-Saison war sie als Expertin für einen Streaming-Dienst in der Sprung-Szene dabei. Im Oktober 2022 schließlich kündigte Lundby mit dem WM-Fixplatz ausgestattet ihr Comeback an. Nun will sie an ihre Erfolgsbilanz anschließen, einer beeindruckenden. Denn sie wurde 2018 in Pyeongchang Olympiasiegerin, auf WM-Ebene holte sie nach Silber 2015 in Falun von 2019 bis 2021 sieben Medaillen, davon auch Einzel-Gold in Seefeld.

"Habe eine Linie überschritten"

In der Saison 2018/19 gewann Lundby zwölf Weltcup-Springen. 1.909 in 24 Bewerben gesammelte Weltcup-Punkte ergaben einen Schnitt von fast 80 Zählern bzw. Platz zwei. Der Weltcup-Gesamtsieg war die logische Folge, auch im Jahr davor bei neun Siegen und im Jahr danach war Lundby über den Winter gesehen die Beste. Drei Gesamtweltcups in Folge hat sonst nur der Pole Adam Malysz geholt. Mit 30 Weltcup-Siegen ist Lundby hinter der Japanerin Sara Takanashi (63) die klare Nummer zwei. Ihr bisher letzter Erfolg ist freilich nun schon fast drei Jahre her.

"Ich habe wahrscheinlich eine Linie überschritten", meinte Lundby über ihre Leidenszeit. Nun soll es stattdessen wieder die grüne, die Führung bringende Linie sein. Ihre Bilanz bei Großereignissen macht sie zur Medaillenanwärterin. Nach dem Weltcup-Comeback im Oktober in Wisla und Anfang Dezember in ihrer Heimatstadt Lillehammer mit Rängen von 16 bis 24 nahm sie sich bewusst aus dem Spiel. "Eineinhalb Monate Training warten jetzt, die mich hoffentlich noch weiterbringen", ließ sie da wissen. In Hinterzarten und Willingen folgten heuer Platzierungen von zwölf bis 20.

Aus ihren ersten beiden Planica-Wettkämpfen nahm Lundby vergangene Woche Team-Bronze mit, im Einzel von der Normalschanze wurde sie Siebente. Nach der Nichtnominierung für das Mixed geht es für sie nun darum, es dem polnischen Normalschanzen-Sieger Piotr Zyla gleichzumachen und in Slowenien den Titel erfolgreich zu verteidigen.

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