Stefan Kraft ist beim Skiflug-Heimweltcup am Kulm trotz krankheitsbedingter Schwächung auf Platz 2 geflogen. Mit Jan Hörl auf Rang 5 schafft es ein zweiter ÖSV-Adler in Bad Mitterndorf in die Top 10. Der Tagessieg geht an den Norweger Halvor Egner Granerud.
Stefan Kraft ist am Samstag bei der Flug-Show am Kulm mit Weiten von 232,5 und 234 m auf dem zweiten Platz gelandet. Vor 8.700 Zuschauern in Bad Mitterndorf in der Steiermark musste sich der Quali-Sieger aus dem Pongau beim ersten Skiflug-Bewerb der Saison nur dem Norweger Halvor Egner Granerud geschlagen geben. Der Tourneesieger hatte nach Sprüngen auf 238 und 231 m genau 8,8 Punkte Vorsprung auf Kraft. Damit übernahm Granerud auch die Weltcup-Gesamtführung.
Dritter bei leichtem Schneefall wurde der slowenische Flug-Spezialist Domen Prevc. Für Dawid Kubacki aus Polen, der erstmals seit November das Gelbe Trikot abgeben musste, reichte es nur zu Rang zehn. Kraft schaffte im Weltcup zum insgesamt 88. Mal den Sprung aufs Stockerl, womit er im ewigen Ranking mit dem Allzeit-Dritten Gregor Schlierenzauer gleichzog. "Voll geil, ein cooler Tag. Der drittbeste Skispringer mit Podestplätzen zu sein, das taugt mir irrsinnig. Normal ist mir das relativ wurscht. Aber Ahonen, Malysz, Schlierenzauer und Kraft - das klingt schon sehr cool", freute sich Kraft.
Generell überwog beim Weltrekordhalter (253,5 m) die Freude über den zweiten Platz, zumal zwei Tage zuvor ein Antreten wegen Schüttelfrost und weiteren Krankheitssymptomen unklar war. "Jetzt war alles wieder okay. Eine Schmerztablette und dann geht es", sagte Kraft. Die körperliche Belastung macht dem 29-Jährigen aber noch zu schaffen. "Ich habe brutal harte Füße wie Beton, weil ich seit einer Woche nichts trainiert habe." Am Sonntag stehen mit Training, Qualifikation (12.45 Uhr) und Bewerb (ab 14.15 Uhr im Sport24-Liveticker) zumindest drei Sprünge auf dem Programm, deshalb verzichtete Kraft am Samstag auch auf den Probedurchgang.
Granerud feiert 19. Weltcupsieg
Jan Hörl verbesserte sich bei seinem Kulm-Debüt mit einem 223-m-Flug im zweiten Durchgang vom siebenten Rang auf Position fünf und erreichte damit sein bestes Skiflug-Ergebnis überhaupt. "Mega, irgendwo entwickle ich mich auch schon als Flieger", betonte Hörl. "Es ist geil, wenn man vom Hang wegsteigt. Dieses Gefühl wollte ich immer haben, das war jetzt das erste Mal." Auch ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl war zufrieden. "Hut ab, Krafti hat einen super Job gemacht. Fliegen kann er wie kein anderer. Es ist schon beeindruckend, was er da herausholt." Der Tiroler lobte auch Hörl lobte. "Ich bin sehr zufrieden."
Der wie Kraft nicht topfitte Manuel Fettner wurde 20., direkt vor Clemens Leitner. Ebenfalls Weltcup-Punkte holten Philipp Aschenwald (24.) und Maximilian Steiner (28.). Markus Müller (31.) verpasste die Qualifikation für den zweiten Durchgang knapp. Lokalmatador Francisco Mörth wurde wegen seines Anzuges disqualifiziert, ebenso wie später auch Ulrich Wohlgenannt. Das Trio Michael Hayböck, Daniel Tschofenig und Clemens Aigner musste wegen Grippe-Symptomen pausieren und wird nicht mehr zum Kulm nachreisen.
Granerud jubelte unterdessen über seinen 19. Weltcup-Sieg, den ersten auf einer Flugschanze. "Es fühlt sich richtig gut an", sagte der Skiflug-Vizeweltmeister von 2020. Das Gelbe Trikot habe für ihn aber noch einen größeren Stellenwert als der Erfolg im Salzkammergut. Granerud (1.216) liegt nun 26 Punkte vor Kubacki, Kraft verkürzte als Vierter (891) den Rückstand auf den Slowenen Anze Lanisek (961), der 13. wurde. Für ein Highlight sorgte indes Timi Zajc (6.), der im zweiten Durchgang bei 243,0 m landete und den sieben Jahre alten Schanzenrekord seines Landsmannes Peter Prevc nur um einen Meter verfehlte. Prevc selbst kam im ersten Durchgang nur auf 130 Meter und wurde Opfer des teilweise sehr kurzen Anlaufs. Das verärgerte auch die deutschen Springer um Markus Eisenbichler. "Da fühlt man sich verarscht", äußerte Eisenbichler seinen Ärger gegenüber der Jury.