ÖSV-Adler Michael Hayböck überraschte mit einem sensationellen 242,5-m-Flug.
Freud und Leid für zwei langjährige Zimmerkollegen in Planica: Während Michael Hayböck am Donnerstag bei der Qualifikation für den Einzelbewerb der Skiflug-WM sich selbst mit einem Flug auf 242,5 Meter überraschte, trat Stefan Kraft mit Rückenschmerzen die ungewisse Rückreise ins Hotel an. Der von seiner Covid-19-Infektion wiedergenesene Weltrekordhalter musste den Einzel-Auftritt absagen, könnte bis zum Teambewerb am Sonntag aber fit werden.
Den Qualifikationssieg vor Hayböck (216 Pkt.) holte Markus Eisenbichler (225,5 m/222,5 Pkt.). Der Deutsche zeigte bei schlechteren Windbedingungen und einer Luke weniger Anlauf, dass er bei dem Bewerb, der sich über je zwei Flüge am Freitag und Samstag (jeweils 16.00 Uhr/live ORF 1) erstreckt, zu den Topfavoriten gehört. Der norwegische Triple-Sieger Halvor Egner Granerud untermauerte mit Platz drei seine Form.
Neben Hayböck schafften auch Philipp Aschenwald (15./217,5 m), Gregor Schlierenzauer (28./206) sowie WM-Debütant und Kraft-Ersatz Timon Kahofer (33./198) den Sprung unter die besten 40 der lediglich 44 Angetretenen.
Muskelprobleme stoppen Rückkehrer Kraft
Kraft hatte bei seiner Rückkehr auf die Schanze im ersten Trainingssprung noch mit einem Satz auf 239 Meter aufgezeigt. "Direkt danach hat der Iliopsoas (Teil der inneren Hüftmuskeln, Anm.) zugemacht - reingegangen bis in die Baumuskulatur", erklärte der Sportliche Leiter Mario Stecher. "Deshalb kommt er augenblicklich nicht in die Hocke hinein, es geht leider nicht zum Skispringen."
Noch hat das Team um Cheftrainer Andreas Widhölzl einen Einsatz des Gesamtweltcupsiegers der Vorsaison nicht aufgegeben. "Ich denke, dass man abwarten muss, wie sich die Muskulatur in den nächsten Stunden entwickelt", sagte Stecher, während Widhölzl verhalten optimistisch war: "Ich hoffe schon, dass uns der Stefan vielleicht im Teambewerb wieder unterstützt." Kraft hatte bereits in der Vorbereitung auf den Winter mit Rückenschmerzen gekämpft.
Hayböck verschob mit einem Satz auf 242,5 Meter - seinem laut Eigenaussage 15. Schneesprung in dieser Saison - seine persönliche Bestweite von Planica 2015 und Vikersund 2017 noch einmal um einen Meter. Mit drei Flügen jeweils unter die Top-drei zeigte der 29-Jährige vor einer coroanbedingten "Geisterkulisse" auch Konstanz. "Ich hätte es mir in der Form fast nicht zugetraut, weil doch mehr Couchliegen und Daheimsein am Programm gestanden ist", sagte Hayböck nach Tagen in der Corona-Quarantäne.
"Möglichst die 'Birn' nicht einschalten"
Er sei zuletzt zwar wieder gut zu Kräften gekommen. "Aber es war trotzdem eine große Unbekannte, was da auf mich zukommt." Am Ende eines "genialen Tages" auf seiner Lieblingsschanze wusste Hayböck aber: "Der schwierige Part kommt jetzt. In der Nebelsuppe da oben ist heute alles ganz von selbst passiert. Das gilt es mitzunehmen - möglichst die 'Birn' nicht einzuschalten."
Für die Schweizer - das Duo Gregor Deschwanden und Dominik Peter war vor Ort - sind die Titelkämpfe hingegen unverrichteter Dinge nach einem positiven Coronatest eines Trainers beendet. Auch der deutsche Ex-Weltmeister Severin Freund sowie Marius Lindvik aus Norwegen starten am Freitag nicht.