Fünf Wochen vor Olympia stecken die Adler in der schlimmsten Krise seit Jahren.
Alarmstufe Rot bei den ÖSV-Adlern. Nach dem desaströsen Abschneiden bei der Vierschanzentournee (Finale in Bischofshofen nach Redaktionsschluss) liegen die Nerven beim Skiverband blank. Ausgerechnet vor Olympia in Pyeongchang stürzen unsere Adler ab. Ratlosigkeit macht sich auch bei Cheftrainer Heinz Kuttin breit. „Gespräche, Gespräche, Gespräche, damit die Mannschaft wieder aufgerichtet wird“, verrät er seinen Plan.
Ob das ausreichen wird, wagen Skisprung-Experten mittlerweile zu bezweifeln. „Ich glaube nicht, dass es einen Plan B gibt“, schießt Ex-Cheftrainer Alex Pointner scharf gegen seinen Nachfolger. Er vermisse ein Konzept im Team.
Fakt ist, dass andere Nationen wie Deutschland, Polen oder Slowenien von Tag zu Tag stärker werden.
Kuttin lässt sich – zumindest nach außen hin – nicht aus der Ruhe bringen. Trotz verstärkter Kritik bemerkt der Coach noch immer Positives: „Es ist toll, zu sehen, wie jeder trotz dieser nicht befriedigenden Situation weiterarbeitet.“ Doch auch er will eine baldige Steigerung. „Wir müssen es schön langsam in den Griff bekommen, dass wir auch im Wettkampf solche Sprünge zeigen wie teilweise im Training und in der Quali. Spätestens am Kulm erwarte ich mir, dass das zurückkommt.“ Viel Zeit bleibt nicht. Das Skifliegen steigt bereits am kommenden Wochenende (13./14. Jänner).
Innauer: "Kulm kann eine Chance sein"
Adler-Legende Toni Innauer, ZDF-Experte bei der Tournee, warnt vor Schnellschüssen.
ÖSTERREICH: Herr Innauer, wie können Sie sich den Absturz von Stefan Kraft erklären?
Toni Innauer: Stefan war schon zu Tourneestart nicht so souverän wie zuvor. Beim ersten Sprung in Oberstdorf hatte er noch Windglück. In Garmisch war das weg, in Innsbruck kam ein Problem mit der Skiführung dazu. Aber Stefan wird aus dem Loch rausfinden. Das kann ganz schnell gehen.
ÖSTERREICH: Ist die Kritik an Trainer Kuttin berechtigt?
Innauer: Daran will ich mich nicht beteiligen. Nur: Den ihn jetzt wie im Fußball auszuwechseln, bringt nix. Man muss und man wird ihn weiterarbeiten lassen. Übrigens hat er das Ganze am eigenen Leib verspürt: 1991 ist er in Garmisch gestürzt und war im Spital. Dann holte er WM-Gold.
ÖSTERREICH: Was erwarten Sie vom Skifliegen am Kulm?
Innauer: Das ist eine Chance. Da können unsere Leute ihr Fluggefühl wiederfinden – das hat im zweiten Jahr unter Pointner (Kuttins Vorgänger, Anm. d. Red.) schon sehr gut funktioniert.(okk)