Blasinstrument wird Turnier in Südafrika prägen.
Millionen Fußball-Fans in aller Welt haben es zum Auftakt des Confederations Cups in Südafrika vor dem Fernseher erlebt: Die Geräuschkulisse in den Stadien am Kap ist ohrenbetäubend. Es klingt wie ein riesiger Schwarm zorniger Bienen. Grund ist der Fan-Artikel Nummer eins eines jeden wackeren Kicker-Fans am Kap: Die Vuvuzela, eine Plastiktrompete, deren trötender Sound die WM prägen wird. Die armlangen Krachmacher in leuchtenden Farben erinnern an die Blasinstrumente der Herolde bei mittelalterlichen Turnieren.
Sogar in XXL-Größe
Jedes Township-Kind ist in der Lage,
die Vuvuzela, deren vermutlich der Zulu-Sprache entstammende Name "Krach
machen" bedeutet, mit aufgeblähten Backen zu blasen. Für den VIP-Zuschauer
kommen sie auch in der handlichen Mini-Version mit aufgesetztem Mundstück
daher - für den hartgesottenen Fan sogar in XXL-Größe. Der
Weltfußballverband FIFA hat die Tröten genehmigt - sie werden als kulturelle
Eigenart des Gastlandes angesehen. "Wenn die Leute in Clubs oder Discos
gehen, dann gibt es da ja auch laute Musik", meinte FIFA-Boss Joseph Blatter.
123,9 Dezibel
Das deutsche Fußballmagazin "11 Freunde" hat die
Lautstärke der Tröte testen lassen. Demnach erreicht eine Vuvuzela eine
Lautstärke von 123,9 Dezibel - sie liegt damit leicht über dem Klang einer
Gashupe, die noch auf 123,2 Dezibel kommt.
Vuvuzela-Orcheste
Die Tradition der Vuvuzela ist begründet in der
Praxis zahlreicher Gemeinschaften Südafrikas, bei feierlichen Anlässen
schwungvoll gedrehte Antilopenhörner zu blasen. Diese Praxis gibt es selbst
heute noch manchmal an der Johannesburger Börse, einer der ältesten der
Welt. Erste Vuvuzela-Versionen waren noch aus Blech gefertigt, bis Anfang
dieses Jahrzehnts ein Unternehmen die ersten Plastiktröten produzierte. Sie
wurden umgehend zum Verkaufsschlager. Ein Kapstädter Musiklehrer gründete
danach sogar das erste Vuvuzela-Orchester der Welt.
Qual der Wahl
Tröten-Fans haben aber auch die Qual der Wahl
zwischen diversen Abwandlungen der Vuvuzela. Die nach einer Großantilope
(Kudu) benannte Kuduzela etwa. Die einem Kudu-Horn nachempfundene "Trompete"
hat eine gewundene Form, die dem Blasinstrument einen besonderen tiefen
Klang gibt. Es knüpft an alte afrikanische Traditionen an, bei der in
ländlichen Gebieten mit dem dumpfen Klang des Kudu-Horns Versammlungen oder
Schlachten einberufen wurden.
Deutsche Vuvuzela
Damit auch unerfahrene Europäer das
Tröten-Blasen entdecken, haben sich zwei findige Düsseldorfer Geschäftsleute
die Vertriebsrechte gesichert. Millionenfach produziert soll das Plastikteil
auch den Deutschen die Tröten-Töne beibringen. Im Gegensatz zum Original
besteht die deutsche Vuvuzela aber aus drei Teilen: Sollte ein Fan mit ihr
zuschlagen, zerfällt sie in ihre Einzelteile.
TV-Stationen
Bei einigen WM-Teilnehmern aus Europa hält sich die
Begeisterung über das Blasinstrument jedoch in engen Grenzen. So sprach sich
Spaniens Mittelfeldspieler Xabi Alonso beim Confederations Cup im
vergangenen Jahr für ein Verbot aus, genauso wie viele übertragende
TV-Stationen oder auch der deutsche Teamchef Joachim Löw. "Ich würde sie
abschaffen, wenn es irgendwie möglich wäre. Im Laufe der Zeit nervt das
enorm", sagte Löw.