Toter Rodler

Jetzt klagt der Vater an!

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"Bahn hätte nie gebaut werden dürfen", so David Kumaritaschwili.

Der Vater des verunglückten Olympia-Rodlers Nodar Kumaritaschwili will sich die TV-Bilder vom tödlichen Unfall seines Sohnes nicht anschauen. "Ich kann und will dieses Video mit den letzten Minuten meines Sohnes nicht sehen", sagte David Kumaritaschwili zwei Tage nach dem Drama von Whistler und erhob zugleich schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Olympia-Bahn. "Der Kurs ist schlecht, und sie hätten nie eine Bahn bauen dürfen, die so schnell ist. Das war ein großer Fehler."

Der Leichnam seines Sohnes soll in den nächsten Tagen in seine Heimatstadt Bakuriani überführt werden. Zudem ist dort der Bau einer Rodelbahn geplant, die nach seinem Namen benannt werden soll. Auf dieser sollen dann jährlich Wettkämpfe zu seinen Ehren stattfinden.

Interview - Markus Prock: "Würde hier fahren"

ÖSTERREICH: Herr Prock, würden Sie als Ex-Weltklasseathlet die Todes-Bahn hinunterfahren?
Markus Prock: Ja!

ÖSTERREICH: Trotz des Wissens, dass dort ein Mensch ums Leben gekommen ist?
Prock: Als Sportler, oder besser gesagt als Rennpferd, ist man darauf trainiert, alles auszublenden und sich dem Kampf gegen die Uhr zu stellen. Nach außen hin läuft alles normal ab, aber innen drinnen schlagen zwei Herzen. Eines, das sagt, man sollte nicht fahren und das andere, welches sagt: Wir müssen jetzt einfach weitermachen.

ÖSTERREICH: Haben Sie keine Angst um Ihre Athleten?
Prock: Nein, dafür gibt es keinen Grund. Aber ich habe es allen Athleten freigestellt, an den Spielen weiter teilzunehmen. Die Rückmeldungen waren klar: Alle fahren weiter.

ÖSTERREICH: Stimmt es, dass Sie einen Gedenkgottesdienst abgehalten haben?
Prock: Ja, mit Olympia-Pfarrer Bernhard Maier im Olympiadorf. Ich habe mich auch bei den Skispringern wegen eines Psychologen erkundigt. Wir wollen sicherstellen, dass alle Sportler die Möglichkeit haben, den Schock zu verarbeiten.

ÖSTERREICH: Im Vorfeld der Rodel-Bewerbe gab es Kritik an der viel zu schnellen Bahn. Muss man mit einer Spitzengeschwindigkeit von 150 km h fahren?
Prock: Auch ich bin der Meinung, dass 135 Stundenkilometer absolut ausreichen. Man sollte nie die physikalischen Grenzen außer Acht lassen.

ÖSTERREICH: Was passiert jetzt generell und mit dem ungepolsterten Stahlträger im Besonderen?
Prock: Da wurde die Wand hochgezogen und der Stahlträger entsprechend gesichert. Im internationalen Verband arbeiten Leute, die alles daran setzen, das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren. Doch selbst bei 99 Prozent Sicherheit bleibt Restgefahr da.

ÖSTERREICH: Viele meinen, dass ein Georgier als Exot gar nicht hätte fahren dürfen.
Prock: Kumaritaschwili hat sich durch die nötigen Weltcup-Punkte für Olympia qualifiziert. Im Rodeln gibt es eine strenge Selektion. Dieses Unglück hätte aus meiner Sicht nicht verhindert werden können. Das war eine Verkettung von vielen tragischen Umständen. So wie bei einem Autounfall. Trotzdem hätte es nicht passieren dürfen.

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