Enthüllung

Skandal um toten Olympia-Rodler

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NAch dem tödlichen Horrorunfall träg die Sportwelt Trauer. Die Ermittlungen laufen, wie es zur Tragödie im Eiskanal gekommen ist.

Es dauerte nur drei Sekunden. Mit einem Tempo von mehr als 144 km h zischte der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili beim Olympia-Abschlusstraining am Freitag (MEZ) durch den Eiskanal im Whistler Sliding Centre. In der Zielkurve nahm das Schicksal seinen Lauf: Der 21-Jährige kam zu spät aus der Kurve 15 und konnte nicht mehr korrekt in die 16. und letzte Kurve, auch „Thunderbird“ genannt, einfahren.

Er verlor die Kontrolle über den Schlitten. Zwar stemmte sich Kumaritaschwili mit all seinen Kräften gegen den Sturz, doch es war um ihn geschehen. In der extrem langen letzten Kurve schleuderte es ihn hin und her. Kumaritaschwili prallte zuerst gegen die rechte, dann gegen die linke Bande und wurde schließlich von den starken Fliehkräften hinter der Ziellinie wie ein Mehlsack aus der Bahn gelupft und mit voller Wucht gegen den ungepolsterten Stahlträger des Zieldaches geschleudert. Er blieb regungslos liegen. Die Helfer hatten keine Chance, er starb im Spital.

Rodelverband: Fahrfehler war Ursache für Tragödie
Die unfassbare Tragödie wenige Stunden vor der Eröffnung versetzte der Olympischen Gemeinschaft und der internationalen Sportwelt einen herben Schlag. Die Bilder vom Horror-Unfall gingen um die ganze Welt und jeder fragt sich, wieso ein Sportler mit diesem Tempo aus der Bahn geschleudert werden kann – gegen ungepolsterte Stahlträger. Wären dort hohe, weiche Begrenzungen angebracht, hätte er überlebt.

Um eine Antwort zu finden, haben Staatsanwaltschaft und Polizei eine Sicherheitsbegehung unternommen. Offiziell wurden Mängel ausgeschlossen. Der Internationale Rodelverband (FIL) erklärt, dass der Unfall nichts mit eventuellen Schwachstellen der Bahn zu tun habe – primär sei ein schwerer Fahrfehler des Georgiers schuld. Aber: Für das Rennen, das in der Nacht auf heute stattfand, hat der Verband die Mauern an der Ausfahrt der Unfall-Kurve 16 erhöht und das Eisprofil verändert. Die Rodelwelt ist schockiert. Österreichs Legende Markus Prock zu ÖSTERREICH: „Das Unglück hätte aus meiner Sicht nicht verhindert werden können.“

Rodelbahn: Jede Schnee-Kanone besser gesichert
Die 64 Millionen Euro teure Rodelstrecke in Whistler wurde schon lange vor dem Unfall heftigst kritisiert. Insgesamt 1.450 Meter lang, maximales Gefälle von 20 Prozent und eine Beschleunigung auf mehr als 150 km/h. Der Eiskanal im Whistler Sliding Centre ist die schnellste und schwerste Rodelstrecke der Welt – und seit Freitag auch ein Mahnmal für waghalsiges Denken im Sport.

Österreicher Pfister raste mit 154 km/h durch Kanal
Tatsache ist: Der tödliche Unfall des Georgiers Nodar Kumaritaschwili kam nicht von ungefähr. Denn schon im Vorfeld zum Abschlusstraining gab es unter Experten heiße Debatten um Tempo und Sicherheit auf dieser Bahn. Spätestens seit dem Geschwindigkeitsrekord des Österreichers Manuel Pfister – er raste mit 154 km/h durch den Eiskanal – entbrannte die Diskussion. Sogar der Präsident des Internationalen Rodelverbandes, Josef Fendt, gab zu: „Wir hatten sie für maximal 137 Stundenkilometer geplant. Aber sie ist fast 20 Stundenkilometer schneller. Wir sehen das eindeutig als Planungsfehler.“ Es ist die steilste Rodelstrecke der Welt! Ebenfalls heiß diskutiert: Warum war der Stahlträger nach der Ziellinie, der das Dach des Zielhauses hält, nicht mit einfachen Polstern geschützt? Und wieso war die Abgrenzung aus Holz so niedrig?

Strecken-Designer: „Diese Bahn ist nicht zu gefährlich“
Der Deutsche Udo Gurgel, er hat die Rodelstrecke geplant, widerspricht allen Vorwürfen: „Die Bahn ist nicht zu gefährlich, da wirken einfach andere Kräfte. Die Kurve 16 (Anm. die Zielkurve) ist eine sehr, sehr lange Kurve und da kann normalerweise nicht viel passieren, weil die Geschwindigkeit bis zum Ausgang dort wieder sehr stark abnimmt.“

Er beteuert aber: „Der Unfall ist äußerst tragisch und eine Folge unglücklicher Umstände.“

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