Nach Olympia ist vor Olympia: Überflieger plant für Sotschi 2014.
Gesamtweltcup-Sieger, Skiflug-Weltmeister, Olympiasieger: Die Liste seiner Erfolge wird immer länger. Auch in Vancouver schrieb sich der 20-jährige Tiroler gleich in die Geschichtsbücher ein. Drei Medaillen bei drei Starts – das gelang vor Schlieri nur einem auserwählten Kreis an Skisprung-Legenden. „Einfach geil. Das wusste ich noch gar nicht“ strahlt Schlierenzauer. Zu den Großen wollte der Superadler immer gehören. ÖSV-Cheftrainer Alex Pointner über seinen Olympia-Helden: „Vancouver hat es wieder bestätigt: Er hat alles, was man braucht, um eine Legende zu werden.“
Er brachte schon mit 16
die Stars zur Verzweiflung
Sein
enormes Potenzial zeigte er schon mit 16 Jahren. Als Doppeleweltmeister bei
den Junioren und Doppelstaatsmeister feierte er in seinem dritten
Weltcupbewerb bereits den ersten Erfolg – seine Auftritte brachten Topstars
wie Janne Ahonen oder Martin Schmitt zur Verzweiflung.
Zimmerkollege Andreas Kofler beschreibt Schlierenzauer als ruhigen Typen, der viel nachdenkt und mit großem Gefühl Entscheidungen trifft. „Er wirkt sehr selbstsicher. Das kommt daher, dass er immer top auf die Bewerbe vorbereitet ist. Manchmal hat er etwas Unnahbares an sich, aber das täuscht. Man kann eine Riesengaudi mit ihm haben.“
Seine Stärken: Technik und Selbstsicherheit
Fakt ist:
Schlieris Selbstvertrauen ist enorm, seine körperlichen Vorzüge und die
technischen Qualitäten sind es auch. Ex-Trainer Werner Schuster weiß:
„Gregor hat gegenüber den anderen Springern einen Riesenvorteil: Er kann mit
der Luft spielen.“
Weiteres Plus: Schlieri springt aus dem Stand 75 Zentimeter. So hoch wie kein anderer im Weltcup-Zirkus. Zum Skispringen ist Schlierenzauer als Neunjähriger gekommen. Ein Freund nahm ihn zum Training beim SV Innsbruck-Bergisel mit. „Seitdem ist das Springen für mich wie eine Sucht“, sagte er einmal.
Schlierenzauer rechtfertigt das Vertrauen mit Rekorden und Triumphen. Die nächsten Olympischen Spiele sollen ganz im Zeichen von Gregor Schlierenzauer stehen. „Das ist zwar noch ein langer Weg bis dahin. Aber 2014 zählt in Sotschi nur Gold für mich.“
Interview Gregor Schlierenzauer
ÖSTERREICH: Gregor, welche Medaillen sind Ihnen eigentlich
wichtiger: Die zwei Bronzenen im Einzel oder die Goldmedaille im Team?
Gregor
Schlierenzauer: Ich bin auf alle drei gleich stolz. Jeder weiß, wie sehr
ich für Bronze habe kämpfen müssen. Aber mit dem Team Gold zu holen ist auch
etwas extrem Besonderes für mich.
ÖSTERREICH: Nach zwei Mal Platz drei – wie war das Gefühl, ganz
oben am Treppchen zu stehen und die Bundeshymne zu hören?
Schlierenzauer:
Gigantisch. Einfach mega! Es gibt kaum Worte die beschreiben können, wenn
man sieht wie unsere Fahne aufgezogen wird und alle die Hymne singen.
ÖSTERREICH: Kann es sein, dass Sie da Tränen in den Augen gehabt
haben?
Schlierenzauer: Nein, das war der Wind! Im Ernst: In
solchen Situationen kann man seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Das sollte
schon erlaubt sein.
ÖSTERREICH: Wie fällt Ihr Olympia-Fazit aus?
Schlierenzauer:
Die Spiele haben etwas Magisches an sich. Das habe ich vom Anfang an
gespürt. Ich kann sehr stolz auf mich sein. Olympia werde ich mein ganzes
Leben lang nicht vergessen!
ÖSTERREICH: Auf wen freuen Sie sich jetzt daheim?
Schlierenzauer:
Auf meine Geschwister. Die habe ich schon länger nicht mehr gesehen.
Außerdem sind sie total auf die Medaillen gespannt. Ich freue mich schon,
wenn ich wieder Zeit mit ihnen verbringen darf.
ÖSTERREICH: Was war der magischste Moment für Sie bei Olympia?
Schlierenzauer:
Schwer zu sagen. Aber vielleicht der Auftakt auf der Normalschanze. Nach dem
ersten Durchgang habe ich gewusst, dass ich mich jetzt voll reinhauen muss.
Das ist mir gelungen und ab diesen Moment habe ich die Spiele voll genießen
können.
ÖSTERREICH: Sie haben mit Ihren 20 Jahren fast alles erreicht.
Welche Ziele stecken Sie sich als nächstes?
Schlierenzauer:
Jetzt möchte ich einfach nur das Erlebte genießen. Viele vergessen, dass es
erst meine vierte Saison ist. Ich habe hoffentlich noch viele Jahre vor mir,
in denen ich meine Ziele verwirklichen kann.
ÖSTERREICH: Konkret: Was nehmen Sie als nächstes in Angriff?
Schlierenzauer:
Da gibt es noch den Gesamtweltcup, wo alles für mich drinnen ist. Aber auch
die Skiflug-WM in Planica. Da ich der amtierende Weltmeister bin, möchte ich
meinen Titel unbedingt verteidigen.